Vorzelte für Sommer und Winter
Ein gutes Vorzelt vergrößert die Wohnfläche des Caravans und schützt vor Wind und Wetter. Die Materialvielfalt von Wänden, Fenstern und Reißverschlüssen ist groß. CARAVANING verrät welche Eigenschaften für ein langes Zeltleben entscheidend sind.
Wer ein Vorzelt sucht, sollte genau überlegen, wozu er es braucht, denn für jeden Einsatz gibt es spezielle Modelle. Doch welche Materialien sind, wofür geeignet? Und sind teure Zelte per se besser als preiswerte?
Gewebearten beim Vorzelt
Dach, Wände und Faulstreifen bestehen aus verschiedenen Komponenten. Basis ist ein Trägermaterial wie Polyester, Nylon, Trailtex, Acryl oder Baumwolle. Es wird mit Polyurethan (PU), Polyvinylchlorid (PVC) oder Silikon beschichtet. Das macht es wasserdicht, verrottungsfest und UV-beständig.
Acryl (Dralon, Dolan, Leacryl, Isacryl)
Hochwertiges Synthetikgewebe mit baumwollähnlicher Haptik und Optik. Idealerweise per Spinndüsenfärbung durchgefärbt und nicht nur außen nachträglich eingefärbt, um Ausbleichung und Farbunterschiede durch Scheuerstellen zu vermeiden. Acryl ist langlebig und wasser- und ölabweisend imprägniert. In Wänden reduziert Acryl die Kondenswasserbildung. Nachteil: Acryl kann sich dehnen und geht nicht wieder in seine Ursprungsform zurück. Außerdem braucht es länger zum Trocknen.
Aufbau: synthetisches Fasergewebe (optisch vergleichbar mit Baumwollgewebe)Gewicht: ab 250 g/m²Einsatzbereich: Reise-, Saison-, Ganzjahreszelte; Seiten-, Vorderwände; bedingt wintertauglich
(+) verrottungsfest(+) wasserdampfdurchlässig(+) reduziert Kondenswasserbildung(+) brillante Farben(+) lichtecht(+) leichte Reinigung(-) lange Trocknungszeit(-) hohe Dehnung bei geringer Rückbildung
Baumwolle
Baumwolle wurde von synthetischen Fasern weitgehend abgelöst und kommt nur noch im Innenraum als Gardine oder Zelthimmel vor.
Aufbau: NaturfasergewebeGewicht: ab 300 g/m²Einsatzbereich: Sonnendächer, Buszelte, Windschutz, Zelthimmel
(+) atmungsaktiv(+) wasserdampfdurchlässig(+) angenehmes Raumklima(-) lange Trocknung(-) licht-, schmutzempfindlich(-) Nachimprägnierung
Nylon, Nylon-Ripstop, Polyamid
Ultraleicht ist Nylon. Die Faser wird über ein chemisches Verfahren aus Wasser, Kohlenstoff und Luft synthetisiert. Die Zelte sind elastischer, stabiler, leichter und haltbarer als PU-beschichtetes Polyester. Zudem ist Nylon verrottungs- und schimmelresistent. Eine PU- oder Silikon-Beschichtung macht das Nylon-Gewebe wasserdicht. Nachteil: Nylon nimmt etwa Feuchtigkeit auf, worauf sich das Material ausdehnt und man das Zelt regelmäßig nachspannen muss. Auch Nylon gibt es in der stabileren Rip-stop-Variante.
Aufbau: synthetische Faser; Ripstop: faserverstärktes Nylon-GewebeGewicht: ab 120 g/m²Einsatzbereich: besonders leichte Zelte
(+) sehr leicht(+) versprödet kaum(+) reißfest(+) scheuerfest(-) nicht atmungsaktiv(-) Kondenswasserbildung
Polyester (Texolan)
Sehr leichtes Synthetik-Gewebe für Reise- und Luftzelte. Die Dichtigkeit dieses Gewebes wird durch eine Silikonschicht auf der Gewebeunterseite erreicht. Je nach Qualität und Einsatzbereich wird Polyester mit oder ohne verstärkende Ripstop-Struktur (in Kästchenstruktur eingewebte Fäden zur Verbesserung der Reißfestigkeit, siehe Bild) gefertigt. Obwohl Polyester nach DIN wasserdicht ist, nimmt es Feuchtigkeit auf. Für Wintercamping ist es nicht geeignet.
Aufbau: synthetische Faser, einseitig PU-beschichtetGewicht: ab 190 g/m²Einsatzbereich: leichte Reisezelte
(+) sehr leicht(+) lichtecht(+) reißfest(+) wetter-, UV-beständig(+) feuchtigkeits-, schimmelresistent(-) lange Trocknung(-) Kondenswasserbildung(-) hohe Dehnung
Polyester-Ripstop
Unterschieden wird zwischen Polyester und Polyester-Ripstop: Ripstop ist ein Verfahren, bei dem verstärkte Fäden (Kett- und Schussfaden) in das Gewebe eingearbeitet werden, um so die Stabilität zu erhöhen. Einseitig PU-beschichtetes Polyester eignet sich für Reise- und Saisonzelte.
Aufbau: faserverstärktes PolyestergewebeGewicht: ab 190 g/m²Einsatzbereich: Reisezelte, Buszelte, Sonnendächer
(+) wasserdicht(+) stabiler als Polyester (durch Kett- und Schussfaden)(+) reißfest(+) strapazierfähig(+) kaum Dehnung(-) verstärkte Kondenswasserbildung (wegen hoher Dichtigkeit)
PVC, Polyvinylchlorid
Reißfestes Polyestergewebe (Trevira), das mit dicken Nähgarnen beidseitig mit glattem und lackiertem PVC veredelt wird. Das Material ist wasserdicht, verrottungsfest und lässt sich beidseitig abwaschen und reinigen. Ideal für Zeltdächer und, in etwas leichterer Ausführung, Wände von Saison- und Ganzjahreszelten. Besonders die Seitenwände von Giebelzelten sollten wetter- und regenfest sein, da über sie das Wasser vom Dach abläuft. Nachteil: Aufgrund der Dichtigkeit des Materials kann es zu Kondenswasserbildung kommen. Hier helfen Lüften, ein Zeltboden und ein separater Innenhimmel aus Baumwolle. Und: Es kommt kein Licht durchs Dach, weshalb man Schmutz (Blätter, Vogelkot etc.) zwar nicht sieht, das Zelt aber auch dunkler wird. PVC-Gewebe dehnt sich kaum.
Aufbau: beidseitig beschichtetes Trevira/PolyestergewebeGewicht: ab 380 g/m²Einsatzbereich: Saison-, Ganzjahres-, Winterzelte; Dächer, Seiten- und Vorderwand
(+) wasserdicht(+) reißfest(+) UV-stabil(+) scheuer-, verrottungsfest(+) schimmelresistent(+) abwaschbar(-) erhöhte Kondenswasserbildung(-) nicht atmungsaktiv(-) schwer
Trailtex, Trailtex-Top (Airtex, Light-Tex, Ten Cate All Season)
Diese Gwewbe sind leichter, wasserdampf- und lichtdurchlässiger als beidseitig PVC-beschichtete Gewebe. Die außenseitige Beschichtung verfügt über eine rauere, offenporige und textilähnliche Oberfläche. Dadurch ist die Kondenswasserbildung geringer. Die unbeschichtete Unterseite ist anfälliger für Bakterien, wodurch sich durch Kochen und Rauchen Stockflecken entwickeln können. Die regelmäßige Reinigung ist empfehlenswert. Außenbeschichtete Gewebe kommen bei Reise- und Saisonzelten zum Einsatz, oftmals auch in Kombination mit beidseitig PVC-beschichteten Geweben im Zeltdach.
Aufbau: Trägermaterial Polyester mit einseitiger PU-BeschichtungGewicht: ab 180 g/m²Einsatzbereich: Sonnendächer, leichte Reisezelte, Saisonzelte
(+) leichter als beidseitig PVC-beschichtetes Gewebe(+) atmungsaktiv(+) wasserdicht(+) lichtdurchlässig(-) lange Trocknung(-) Kondenswasserbildung(-) geringe Dehnung
Gestängearten
Die unterschiedlichen Gewebearten werden auf dem Zeltgestänge montiert. Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Stahl
Stahlgestänge sind der Klassiker. Stahl ist stabil und günstig. Bei DWT gibt es Rohrdurchmesser von 19, 22, 25, 28 und 32 Millimetern. Die Wandstärke beträgt immer einen Millimeter, bei den 32er-Rohren für extreme Verhältnisse 1,5 Millimeter. Die für die technischen Daten maßgeblichen Hauptstangen sind die 25er, 28er und 32er, darin stecken zum Teleskopieren die dünneren Innenstangen. Dass das Gestänge für jedes Zelt komplett ist, stellt DWT sicher, indem jeder Gestängekarton gewogen wird. Erst wenn das Gewicht innerhalb der engen Toleranz liegt, bekommt das Paket seinen Check-Aufkleber. Tipp vom Profi: Stahlgestänge sollten immer komplett auseinandergenommen werden. Da die Rohre innen nicht galvanisch verzinkt sind, kann es bereits bei normaler Raumluftfeuchtigkeit zu Kontaktkorrosion kommen, wenn Stangen ineinandergeschoben gelagert werden.
Aufbau: galvanisch verzinktes Stahlrohr-Gestänge mit 25, 28 oder 31 Millimeter DurchmesserGewicht: ab 520 g/mEinsatzbereich: Saison-, Ganzjahres-, Winterzelte
(+) sehr robust(+) langlebig(-) schwer(-) großes Packmaß(-) zeitintensiver Aufbau
Aluminium
Alu ist leichter, aber auch weicher als Stahl. Es gibt dieselben Dimensionen wie bei Stahlrohren. Um die Stabilität eines 25er-Stahlgestänges zu erhalten, muss das weichere Leichtmetallgestänge einen 28er-Durchmesser haben. Trotzdem bleibt der Gewichtsvorteil: Das serienmäßige 25er-Stahgestänge des DWT Jubilee 240 wiegt 17,3 Kilogramm, das optionale 28er-Alugestänge 9,8 Kilogramm.
Aufbau: eloxiertes Aluminiumrohr mit 28 oder 31 Millimeter DurchmesserGewicht: ab 240 g/mEinsatzbereich: Reise-, Saison-, Winterzelte
(+) leichter als Stahlgestänge(+) gute Bruchfestigkeit(-) verbogene Stangen lassen sich nicht reparieren(-) zeitintensiver Aufbau
Fiberglas/GfK
Aufbau: Epoxydharz-Stangen, verbunden mit GummizugGewicht: ab 300 g/mEinsatzbereich: Reisezelt, Winterzelte bedingt
(+) leicht(+) elastisch(+) robust(+) geringes Packmaß(-) anfällig für UV-Strahlung(-) spröde (Bruchgefahr)(-) kann an Enden oder Brüchen auffasern
Luftgestänge
Aufbau: aufblasbare Kunststoffschläuche (stecken meist in einer PE-Hülle mit Reißverschluss)Gewicht: etwa wie AluminiumEinsatzbereich: Reisezelte, Winterzelte bedingt
(+) schneller Aufbau(+) eingedrückte Stellen formen sich selbst zurück(-) relativ großes Packvolumen(-) bei längerer Standzeit ggf. Nachpumpen erforderlich
Carbon-/Faserwerkstoffe
Einige Zelthersteller haben Gestänge aus Faserlaminat. Das Gewicht des teuren Materials liegt etwas über jenem von Aluminium, jedoch kann es weder knicken noch Kratzer und Beulen bekommen, was die Haltbarkeit erhöht. Bei Überlastung bricht das Material. Auch Korrosion ist kein Thema – Faserwerkstoffe werden immer mit Hebel-Spannmechanismen geklemmt (siehe unten).
Fensterfolie
Als Fenster bauen Hersteller transparente PVC-Weichfolien mit integriertem UV-Blocker in unterschiedlichen Stärken und Härtegraden ein. Hier gilt: Je härter die Folie, desto klarer ist sie. Zu hart geht allerdings auch nicht, da die Folie dann beim Zusammenlegen brechen würde.
Fensterfolien gibt es in Stärken von 0,3–1,0 Millimeter. So kommen die aus Polyvinylchlorid gefertigten Klarsichtfolien auf 520–1250 Gramm pro Quadratmeter. Die Kunststofffenster werden beim Einbau entweder mit Hochfrequenz oder Heißluft mit dem Zeltstoff verschweißt oder mit Mischgarn mit dem Wandelement vernäht.
Zum Nähen werden Baumwoll- oder Polyestergarne oder eine Mischung aus beidem verwendet. Für eine dichte Naht (Reißverschluss, Wände) sind Mischgarne mit baumwollummanteltem Polyesterkern gebräuchlich. Polyester ist reißfest, Baumwolle quillt bei Feuchtigkeit und dichtet so dauerhaft das Nadeleinstichloch ab.
Auf dem Markt findet man teils sehr günstige Zeltangebote. Doch der Preis sollte nicht die einzige Rolle spielen. Besser man prüft, ob das Zelt zum eigenen Campingstil passt, entsprechend ausgestattet ist und der Herstellerservice stimmt. Denn bei einer typischen Nutzungsdauer von etwa zehn Jahren bleiben Schäden nicht aus. Dann ist ein kompetenter Ansprechpartner sehr hilfreich.
Nahtübergänge
Bei Nähten, die Regen und Schnee ausgesetzt sind, ist wichtig, dass PVC-Dichtbänder aufgeschweißt werden. Das geschieht an dieser Maschine mit rund 480 Grad Celsius. Besondere Bedeutung kommt auch den Nähten und den verwendeten Garnen zu. Die Garne müssen UV-beständig und reißfest sein. Besonders stabil sind Zweinadelnähte.
Reißverschlüsse
Kunststoff ist das Mittel der Wahl, wenn es um Reißverschlüsse geht. Es gibt Spiralreißverschlüsse und verzahnte. Erstere werden auf das Verschlussband genäht, zweitere aufgespritzt. Dichtstreifen schützen vor UV-Licht, Regen und Schmutz. Beides kann den Zipper zerstören.
Reißverschlüsse am Zelt sind heute aus Kunststoff, Metallausführungen findet man kaum noch. Die Zipper unterteilen sich nach ihrer Fertigungsart in Spiral- und verzahnte Reißverschlüsse: Spiralverschlüsse werden auf das Verschlussband genäht, verzahnte sind aufgespritzt. Dicht werden Zipper, indem die Verschlusshälften imprägniert oder eingenäht bzw. benäht werden.
Die richtige Zeltpflege
- Wände/Dach: Bei der Reinigung muss man zwischen Innen- und Außenseite unterscheiden. So genügt innen meist ein feuchtes Tuch. Außen leisten indes Reiniger beim Entfernen von Baumharz, Vogelkot oder anderem hartnäckigem Schmutz gute Dienste. Tipp: Vor der Anwendung prüfen, ob der Reiniger für das Zeltmaterial (Polyester, Nylon, Acryl, Trailtex) geeignet ist.
- Fenster: Für die Säuberung der Fenster genügen in der Regel warmes Wasser und ein weiches Tuch. Auf Reinigungsmittel sollte besser verzichtet werden, da sie Verhärtungen nach sich ziehen und zu vorschneller Alterung führen können. Zudem sollte man beim Zusammenpacken des Zelts darauf achten, dass die Fenster nicht mit anderen PVC-Teilen in Berührung kommen. Dies kann zum Wandern von Weichmachern führen, was wiederum die Transparenz der Folie beeinträchtigt.
- Reißverschlüsse: Grobe Verschmutzungen lassen sich mit Lappen und Bürste entfernen. Um leichten Lauf und Geschmeidigkeit der Kunststoffzipper zu gewährleisten, kann man die Verschlüsse regelmäßig mit Silikon- oder Paraffin-Spray behandeln. Tipp: Die Gleitsprays sind fettfrei. Damit lässt sich auch die Kederschiene einsprühen, was das Einziehen der Kederleiste deutlich erleichtert.