Große Auktion mit hunderten Oldtimern
Bei der Rétromobile 2022 versteigert Artcurial eine Menge Schmuckstücke. Die spannendsten Oldtimer im Angebot zeigen wir in diesem Artikel.
Bildershow: Die spektakulärsten Angebote der Artcurial-Auktion >>
Das Auktionshaus Artcurial versteigert im Rahmen der Rétromobile 2022 in Paris am 18. und 19. März insgesamt 372 Fahrzeuge. Das Angebot reicht dabei vom Porsche-Traktor bis zum Exoten-Sportwagen – und weil wir Ihnen die Qual der Wahl nicht zumuten möchten, haben wir in der Redaktion die heißesten Kandidaten bereits aus dem Ouvre destilliert. Nach und nach werden Sie in diesem Artikel jene Autos finden, die wir als besonders interessant erachten.
Citroën 2CV 6 Charleston von 1989
Als diese Ente Anfang 1989 vom Band watschelte, war der 2CV, so die eigentliche Modellbezeichnung, bereits 50 Jahre im Programm des französischen Herstellers und hatte längst Geschichte geschrieben – zusammen mit einer Lieferwagen-Version werden mehr als 5 Millionen Stück des Minimal-Autos entstanden und die Berliner Mauer geöffnet sein, wenn ein gutes Jahr nach der Herstellung dieses Exemplars die gesamte Produktion der Baureihe endet.
Anfangs war der 2CV 6 Charleston nur in der Farbkombination Delage Rot/Schwarz (ein Exemplar steht in derselben Auktion zum Verkauf) erhältlich, später kam Hélios Gelb/Schwarz hinzu, was die Franzosen aber im Juli 1983 durch Nachtgrau/Kormorangrau des zu versteigernden Modells ersetzten.
Außer durch den Lack unterschieden sich die Charleston-Modelle durch die Original-Rundscheinwerfer früherer Modelle und spezielle Radkappen von den normalen Enten. Die genial einfache Technik war dieselbe: Der luftgekühlte Zwei-Zylinder-Boxer auf der Vorderachse holte am Ende aus knapp 600 Kubikzentimetern 29 PS, die mit den lediglich 560 Kilogramm Leergewicht des Viersitzers mit dem Rolldach leidlich zurechtkamen, sich aber bei höherem Tempo mit dem bescheidenen cW-Wert der geschwungenen Karosse von 0,50 abmühten.
Das zum Verkauf stehende Exemplar erwarb laut Beschreibung 2015 "ein echter" Enten-Spezialist. Der merzte ein paar typische Schwachstellen des 2CV mit nicht mal 21.000 Kilometer Laufleistung aus: Er hängte statt des schnell rostenden Auspuffs einen aus Edelstahl neben die unter dem Fahrzeugboden liegenden Federn und verbaute eine elektronische Zündung, wie sie in späteren Zweizylinder-Modellen (z.B. Citro�n Visa) Verwendung fand, während beim 2CV 6 noch Unterbrecherkontakte verbaut waren. Um die zu tauschen, musste der Gebläse-Rotor für den luftgekühlten Motor vom Kurbelwellenende abgezogen werden, den zudem ein davor geschraubtes Gitter verletzungssicher machte. In dessen Mitte ließ übrigens eine runde Aussparung das Einführen einer Kurbel zu, die auch der Bedienung des sehr langen Wagenhebers diente. Mit dem Multifunktionsteil ließ sich der Entenmotor bis zum Schluss ohne den elektrischen Anlasser anwerfen.
Der letzte Besitzer des zu versteigernden Exemplars brauchte einen zweiten Außenspiegel an, tauschte den U-Kat und die Reifen. Den Sitzen spendierte er einen neuen Bezug, die den Originalbezügen ähneln sollen. Der Anbieter verspricht zwei Schlüssel und ein tolles Fahrgefühl wie bei einem Neuwagen. Das hat seinen Preis: Das Estimate liegt bei 25.000 bis 35.000 Euro
Porsche 356 von 1950
Dieser Porsche 356 von 1950 hat deutsche Papiere. Er ist der 188. gebaute 356 – solche mit einer geteilten Frontscheibe ausgerüsteten frühen Modelle kommen nur selten auf den Markt. Die Historie des jetzt in der Auktion befindlichen Exemplars ist umfangreich belegt. So ist bekannt, das Porsche das Auto am 14. Oktober 1950 an die Freiburger Südbad Automobilgesellschaft geliefert hat. Am 6. April 1951 führte Porsche bei gerade einmal 1.706 Kilometern auf der Uhr in seinem Werk eine erste Inspektion durch. Ab 1964 ist ein großer Teil des Schriftverkehrs über das Auto erhalten. Es existiert auch noch der Zeitungsartikel von 1964, in dem der damalige Eigentümer den 356 zum Ausschlachten oder Wiederaufbauen anbietet. Ein Diplomingenieur aus Frankfurt am Main hat seinerzeit den 356 wieder flottgemacht. Der originale Motor war 1964 leider verschwunden – der Ingenieur hat ihn seinerzeit durch ein baugleiches vollständig überholtes Aggregat mit zweiteiligem Block ersetzt. Die Arbeiten ließ der Ingenieur in der Schweiz erledigen. Die Aus- und Einfuhrpapiere existieren noch – und der Besitzer der Schweizer Werkstatt erinnert sich bis heute an den 356.
Außerdem hat sich der Ingenieur im Februar 1978 bei Porsche nach der Originalfarbe und der originalen Sitzpolsterfarbe erkundigt und von Porsche bestätigt bekommen, dass das Auto schwarz lackiert und mit dunkelroten Stoffpolstern versehen war. Später ging der 356 an ein Automuseum im bayerischen Garmisch-Partenkirchen, wo es der jetzige Eigentümer entdeckt und gekauft hat. Er ließ das Auto vollständig hochwertig restaurieren – jetzt erstrahlt es wieder in schwarzem Nitrocelluloselack, innen warten rote Stoffbezüge auf die Insassen. Auch das Fahrwerk und die Elektrik haben eine vollständige Überarbeitung bekommen. Seit der Restaurierung ist der Porsche 356 von 1950 nur sechs Kilometer gefahren. Die Experten von Artcurial gehen bei dem seltenen Exemplar (Los-Nummer 201) von einem Auktionserlös in Höhe von 450.000 bis 600.000 Euro aus.
Alpine A110 1300 VC Berlinette "Tour de France": Halbes Jahrhundert in Erstbesitz
Am 30. Dezember 1969 erhielt der Erstbesitzer dieser A110 1300 vollzogen wurde. Das Coupé kam in die Hände eines Sammlers, der es nun über Artcurial zur Versteigerung anbietet – samt des eingangs erwähnten Briefes und der Original-Rechnung. Der Schätzpreis liegt bei 70.000 bis 100.000 Euro.
Optisch blieb die Alpine in den Händen des Zweitbesitzers – von den neu lackierten und neu bereiften Felgen abgesehen – unangetastet: Das Auto mit der Fahrgestellnummer 11473 trägt weiterhin seinen ursprünglichen Lack und auch die Innenausstattung hat die vielen Jahre gut überstanden. Die Mechanik wurde dagegen komplett überholt: Fahrwerk und Bremsanlage haben eine grundlegende Restauration hinter sich, während der Motor zerlegt und bei der Gelegenheit Flüssigkeiten und Dichtungen getauscht wurden.
BMW 3.0L CSL (1973): Batmobil für Klassik-Rennen
Er ist leicht und mit viel Kraft sowie einem sehr auffälligen Flügel unterwegs: Der BMW 3.0 CSL ab 1973 ist das leistungsstärkste straßenzugelassene Modell seiner Baureihe. Insbesondere die von einer ausgefeilten Aerodynamik herrührende Optik brachte dem Auto den Spitznamen Batmobil ein. Wobei der Heckflügel von der Straßenzulassung ausgenommen war: Bei der Auslieferung lag er im Kofferraum – der jeweilige Fahrer durfte ihn nur für Einsätze abseits des regulären Straßenverkehrs montieren.
Der BMW 3.0 CSL bringt nur 1.270 Kilogramm auf die Waage. Türen, Motorhaube und Kofferraumdeckel bestehen aus Aluminium, die Seitenscheiben und die Heckscheibe sind aus Plexiglas gefertigt und Komfort-Ausstattung wie Dämmmaterial, elektrische Fensterheber und Servolenkung fehlt komplett. Die damals üblichen Chromstoßstangen ersetzten die Konstrukteure durch leichte Versionen aus Kunststoff. Fahrer sowie Beifahrer nehmen auf extraleichten Schalensitzen Platz. Ab 1973 hatte der Sechszylinder-Reihenmotor einen Hubraum von 3.153 Kubikzentimeter. Die damit generierten 206 PS reichten für 220 km/h im per Hand eingelegten vierten Gang.
Den jetzt bei Artcurial zum Verkauf stehenden 3.0 CSL kaufte der französische Rennfahrer Jean-Claude Basso Ende der 1970er-Jahre. Basso entwickelte sich zu einem Autosammler und betreibt bis heute einen BMW-Vertrieb in der Nähe von Paris. Das Auto hat französische Papiere und soll top für die Teilnahme an Rallyes für klassische Fahrzeuge vorbereitet sein. Die Experten von Artcurial rechnen bei dem BMW 3.0 CSL mit einem Erlös in Höhe von 280.000 bis 340.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 247.785 bis 300.881 Euro).
Toyota Land Cruiser BJ 40: Restomod-Offroader
Eines der Geländewagen-Highlights der Artcurial-Auktion ist dieser Toyota Land Cruiser der Baureihe BJ 40. Der japanische Offroader ist allerdings nicht die erste Wahl für Originalitäts-Freaks: Hier handelt es sich um einen Umbau, den die Land-Cruiser-Spezialisten von Tevesen Toyota Classic mit allerlei modernem Kraxel-Equipment ausgerüstet haben. Der Land Cruiser ist das erste von nur sieben Exemplaren, das die französischen Fachleute 2021 als besondere Kleinserie zum 70-Jahr-Jubiläum des legendären Geländewagens aufgelegt haben.
Das klappbare Dachzelt sowie die vier Zusatz-Scheinwerfer und die mechanische Seilwinde aus dem originalen Toyota-Zubehörprogramm dürften speziell die Outdoor-Freaks unter den Bietern anziehen. Neben neuen Koni-Stoßdämpfern sind eine Servolenkung sowie neu gepolsterte und bezogene Sitze mit modernen Dreipunkt-Gurten eingezogen. Zudem ist der BJ 40 frisch bereift und lackiert; die hübsche Farbe heißt "Capri Blau". Das am 8. Dezember 1978 erstmals in den Verkehr gebrachte Auto mit der Fahrgestellnummer BJ40 26469 verfügt über eine französische Zulassung. Der Schätzpreis liegt bei 50.000 bis 80.000 Euro; einen Mindestpreis gibt es Artcurial zufolge nicht.
Peugeot 205 GTi: Flitzer der Diplomaten-Gattin
Peugeot 205 GTi mit 1,9 Litern Hubraum, 128 PS und ohne Katalysator: Das Beste an dem kleinen Franzosen aus dem Jahr 1991 ist aber seine geringe Laufleistung. Gerade mal 14.500 Kilometer hat der Peugeot auf der Uhr, entsprechend jungfräulich muten Ledersitze und Bedienelemente im Innenraum an. Die Frau eines Diplomaten hatte den Flitzer für gelegentliche Ausfahrten genutzt und wollte offenbar bei aller Sportlichkeit keinen Komfort missen. So wurde bei der Bestellung quasi jedes Options-Kreuz gesetzt – vom Schiebedach über Servolenkung bis ABS und Klimaanlage.
Nach einer umfangreichen Inspektion ist der 205 in bester Verfassung und voll fahrbereit. Attribute, die ihren Preis haben, denn mit einem Erlös von 40.000 bis 60.000 Euro rechnet Articurial vermutlich nicht zu Unrecht. Schließlich wird der neue Besitzer potenziell noch viel Freude mit dem kleinen Krawallbruder haben.
Wie versprochen, folgen hier in den kommenden Tagen noch weitere Highlights der Artcurial-Auktion. Wiederholtes Reinklicken lohnt sich also.