Onlinebroker im Vergleich: Wo Handel wenig kostet
Weil sich der Aktienmarkt im Jahr 2017 sehr gut entwickelt hat, interessieren sich auch immer mehr Privatanleger für Wertpapiere. Grundlage zum Handeln ist ein Depot, das heute meist bei einem günstigen Onlinebroker eröffnet wird. Obwohl im Gegensatz zu Filialbanken fast nie Depotführungsgebühren anfallen, unterscheiden sich die Kosten mitunter enorm. Außerdem gibt es bei der Wahl des richtigen Anbieters einige weitere Dinge zu beachten.
Der Aktienmarkt hat sich im Jahr 2017 prächtig entwickelt – trotz Trump, Terrorangst und Niedrigzinsen. Auch fürs nächste Jahr gehen Börsenexperten angesichts der positiven Wirtschaftslage von weiteren Wertzugewinnen an den Börsen aus. Die regelmäßigen Rekordmeldungen und die wohlwollenden Prognosen locken auch immer mehr Privatanleger. Nach wie vor partizipieren die zurückhaltenden Deutschen nur selten am Aktienmarkt. Stattdessen wird weiter vor allem in sichere, aber auch renditearme Anlageprodukte wie das Sparbuch investiert.
Neben der vermeintlichen Komplexität des Aktienmarkts, die viele Anleger abschreckt, hat das Platzen der Dotcom-Blase 2000 und insbesondere der unaufhörliche Abstieg der Telekom-Aktie seine Spuren hinterlassen. Seitdem lassen die Deutschen lieber die Finger von der Spekulation. Dabei ist erwiesen, dass Aktien in der Vergangenheit stets an Wert hinzugewonnen haben, wenn man sie nur lange genug gehalten hat. Nach wie vor eigenen sich Aktien nur selten für die schnelle Geldvermehrung. Wer aber ausreichend Zeit hat, kann im Moment mit kaum einer anderen Anlageart besser vorsorgen als mit Aktien und Aktienprodukten.
Wer mit Aktien handeln will – egal ob kaufen oder verkaufen – der benötigt ein Aktiendepot. Hier werden die eigenen Wertpapiere aufbewahrt und hier gibt man auch Aufträge zum Kaufen oder zum Verkaufen (Orders). Ein Depot kann man bei jeder Bank eröffnen, also auch bei den örtlichen Sparkassen und Volksbanken. Deutlich beliebter jedoch sind die Depots der Onlinebanken.
Entwicklung der Anzahl der Aktionäre in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2016 (in Tausend) | |
Jahr | Anzahl |
2000 | 6.211 |
2001 | 5.694 |
2002 | 5.000 |
2003 | 5.046 |
2004 | 4.605 |
2005 | 4.744 |
2006 | 4.240 |
2007 | 4.047 |
2008 | 3.553 |
2009 | 3.624 |
2010 | 3.654 |
2012 | 4.532 |
2013 | 4.560 |
2014 | 4.143 |
2015 | 4.409 |
2016 | 4.376 |
Quelle: Statista
Filialbanken teurer als Onlinebanken
Wer ein Aktiendepot bei der örtlichen Filialbank hat, der muss in der Regel eine jährliche Depotführungsgebühr zahlen, so wie man es auch vom Girokonto gewohnt ist. Bei fast allen Onlinebanken entfällt diese Grundgebühr. Stattdessen zahlt man nur die sogenannte Ordergebühr, die von jedem Depotanbieter erhoben wird. Die Ordergebühr fällt pro Auftrag an und kann sich von Bank zu Bank enorm unterscheiden. Auf den ersten Blick sind es zwar nur ein paar Euro, die vor allem im Vergleich mit dem Wert von so manchem Auftrag lächerlich erscheinen, aber die Kosten summieren sich.
Insbesondere wer zu den aktiveren Anlegern gehört, sollte sich die Gebühren detailliert anschauen. Denn die fallen unabhängig davon an, ob man mit seinen Aktien nun Gewinn oder Verlust gemacht hat. Das "Handelsblatt" wollte es ganz genau wissen und hat die FMH-Finanzberatung damit beauftragt, die Konditionen von 17 Onlinebanken zu vergleichen.
Für einen seriösen Test hat die Finanzberatung Musterkunden entwickelt. Der Musterkunde, der pro Jahr nur sechs Orders mit einem Durchschnittswert von 10.000 Euro setzt, ist beim niederländischen Broker DeGiro am besten aufgehoben. Hier werden für eine Xetra-Order nur 2,60 Euro fällig. Wie groß die Unterschiede ausfallen, zeigt der Sprung zum zweitgünstigsten Anbieter, der mit 6,50 Euro schon mehr als das Doppelte verlangt.
Xetra ist aber nur einer von zwei wesentlichen Handelswegen. Häufig wird der außerbörsliche Handel bevorzugt, weil er schneller ist. Hier schneidet der deutschen Broker Flatex mit 5,90 Euro pro Order am günstigsten ab. Ein Kleinanleger mit 18 Orders pro Jahr, die jeweils etwa im Bereich um 2.500 Euro liegen, zahlt bei DeGiro über Xetra nur 2,20 Euro Ordergebühr. Der außerbörsliche Handel ist hier teurer. Der günstigste Anbieter Pro Order verlangt 5,90 Euro.
Nicht nur auf die Ordergebühren achten
"Bei der Auswahl eines Onlinebrokers sollte man deshalb auch berücksichtigen, auf welchem Weg man künftig Wertpapiere handeln will", rät der Handelsexperte von forexbroker.de. "Auch die Wahl der richtigen Strategie spielt eine wichtige Rolle, wie z. B. die Scalping-Strategie." Bei Scalping handelt es sich um eine sehr aktive Handelsart. Hier werden selbst kleinste Kursbewegungen genutzt, um Gewinne mitzunehmen. Es fallen zum einen also viele Orders an, andererseits erlaubt auch nicht jeder Broker diese Handelsart. Denn oftmals entscheiden Sekunden über Gewinn und Verlust. Viele Depotanbieter sind technisch nicht in der Lage so schnell zu reagieren und machen mit Scalping zudem Verluste, selbst wenn der Anleger einen Gewinn einfährt.
Doch wie so oft kommt es bei der Wahl der geeigneten Onlinebank für das Aktiendepot nicht nur auf die Gebühren an. Gerade für Neulinge ist ein kostenloses Demokonto von Vorteil. So kann man sich im Vorfeld mit der Darstellung und Bedienung vertraut machen. Denn nicht jedes Depot ist auch übersichtlich.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den Sicherheitsvorkehrungen. Wie werden die Orders bestätigt? Gibt es nur das veraltete TAN-Verfahren, oder erhält man eine deutlich sicherere Push-TAN aufs Handy geschickt? Schaffen es Fremde ins Depot, fällt der Schaden ungleich höher aus als bei einem normalen Konto. Sicherheit ist deshalb ein wichtiges Auswahlkriterium.
Die aktuellen Niedrigzinsen erfordern zusätzliche Achtsamkeit. So mancher Anbieter erhebt derzeit nämlich Negativzinsen auf die Kundeneinlagen. Bei Flatex sind es beispielsweise 0,4 Prozent, die die Rendite zusätzlich zu den ohnehin anfallenden Gebühren schmälern. Andere Onlinebroker hingegen werben Neukunden mit einer Order-Flatrate, die meist allerdings nur für einen begrenzten Zeitraum gilt. Sind die Ordergebühren vergleichsweise hoch, ist dies kein gutes Geschäft. Immerhin ist der Depotwechsel relativ einfach und wird vom neuen Broker aktiv unterstützt.