Billigere Energie: Inflation sinkt auf 2,1 Prozent
Billigere Energie hat die Inflationsrate in Deutschland auf den niedrigsten Wert seit Oktober gedrückt. Die Verbraucherpreise lagen im April um 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Im März hatte die Teuerung noch 2,2 Prozent betragen.
Vor allem Energie wurde günstiger: Hier lagen die Preise im April um 5,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. So ist der Ölpreis infolge des Zollstreits und Sorgen um die Weltwirtschaft stark gesunken, was Verbraucher beim Tanken spüren.
Lebensmittel verteuerten sich dagegen erneut überdurchschnittlich um 2,8 Prozent, wenngleich der Preisdruck hier etwas nachließ. Die Preise für Dienstleistungen, darunter Gaststättenbesuche und Autoreparaturen, stiegen sogar um 3,9 Prozent. "Für Freude bei den Verbrauchern werden die Zahlen nicht sorgen", meint daher Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust in Bad Homburg.
"Leben wird nicht billiger, sondern verteuert sich weniger"
"Die Inflationsrate geht weiter zurück und robbt sich so Stück für Stück wieder in Richtung der symbolisch wichtigen 2-Prozent-Marke", analysiert Deutsche-Bank-Volkswirt Sebastian Becker. "Das ist für die Verbraucher erst einmal eine erfreuliche Nachricht, wenngleich das Leben dadurch leider nicht billiger wird, sondern sich lediglich weniger stark verteuert."
Bereits im März waren die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen gestiegen, während Tanken und Heizen günstiger wurden. Von März auf April des laufenden Jahres zogen die Verbraucherpreise insgesamt um 0,4 Prozent an.
Inflation flaut ab, aber Preise bleiben hoch
Zwar ist die Inflationswelle gebrochen, doch Verbraucher hierzulande spüren die gestiegenen Preise im Alltag. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 war die Inflation in Deutschland nach oben geschossen, Energie und Lebensmittel verteuerten sich rasant.
2022 lag die Inflation im Schnitt bei 6,9 Prozent und 2023 bei 5,9 Prozent. Im Jahresschnitt 2024 flaute die Teuerungsrate dann auf 2,2 Prozent ab. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft der Menschen, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können.
Ökonomen rechnen mit Raten über zwei Prozent
Wie es mit der Inflation weitergeht, ist mit der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ungewisser geworden. So könnten Zölle auf die Preise von Industriegütern durchschlagen. Deutsche-Bank-Ökonom Becker erwartet, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten zwischen 2,0 und 2,5 Prozent bleiben wird.
Auch die geplanten Milliarden für Verteidigung und Infrastruktur könnten Einfluss auf die Inflation in Deutschland haben. Manche Volkswirte erwarten, dass die Teuerung getrieben von einer höheren wirtschaftlichen Nachfrage steigen wird.
Andererseits können Unternehmen in Zeiten schwacher Konjunktur Preissteigerungen nicht mehr so leicht an Kunden weitergeben. Zudem verbilligt der vergleichsweise starke Euro, der zum US-Dollar kräftig aufgewertet hat, tendenziell Importe nach Deutschland.
Wie handelt die Europäische Zentralbank?
Allerdings: Die Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel stieg im April auf 2,9 Prozent - nach 2,6 Prozent im März. Diese Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Volkswirte besser dar als die Gesamtrate.
Mit Sorgen um die Konjunktur im Zollstreit könnte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen dennoch erneut senken, glauben Ökonomen. Die Notenbank hat den für Sparer und Banken relevanten Einlagenzins Mitte April zum siebten Mal seit vergangenem Sommer herabgesetzt: auf 2,25 Prozent. Beim nächsten EZB-Zinsentscheid im Juni könnte es einen weiteren Schritt nach unten geben. Für Sparer würde das weiter fallende Zinsen bedeuten.