Kirchensteuer: Das sollten Sie wissen
Trotz zahlreicher Kirchenaustritte konnten die katholische und die evangelische Kirche im Jahr 2018 rund 12,4 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen erzielen. Nicht jeder Angehörige einer Religion muss Kirchensteuer bezahlen. Hier erfahren Sie, wer kirchensteuerpflichtig ist, welche Kirchensteuerarten es gibt, und wie hoch die Kirchensteuer ausfällt.
Wer muss Kirchensteuer zahlen?
Kirchensteuerpflichtig ist jeder in Deutschland lebende Angehörige einer Religionsgemeinschaft oder Weltanschauungsorganisation, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts staatlich anerkannt ist.
Folgende Religionsgemeinschaften gehören dazu:
- Katholische Kirche
- Evangelische Landeskirchen
- Altkatholische Kirche
- Jüdische Kultusgemeinden
- Israelitische Religionsgemeinschaften
- Freireligiöse Gemeinden
- Französische Kirche zu Berlin
- Mennonitengemeinde in Hamburg-Altona
- Unitarische Religionsgemeinschaft Freie Protestanten in Rheinland-Pfalz
Welche Arten der Kirchensteuer gibt es?
Kircheneinkommensteuer bzw. Kirchenlohnsteuer
Die Kirchenlohnsteuer wird bei Arbeitnehmern direkt bei der Gehaltsabrechnung abgezogen und vom Arbeitgeber an das zuständige Finanzamt abgeführt. Die Kircheneinkommensteuer wird dagegen als Zuschlag zur Einkommensteuer vom Finanzamt im Rahmen des Einkommensteuerbescheides festgesetzt und abgezogen.
Ausnahme: In Bayern wird die Kircheneinkommensteuer und das Kirchgeld von den Kirchensteuer.mtern verwaltet.
Kirchgeld
In Bayern beispielsweise werden Kirchenmitglieder zur Zahlung von Kirchgeld aufgefordert. Das Kirchgeld ist eine „Ortskirchensteuer“, die aber nicht an das Einkommen gebunden ist und neben die eigentliche Kirchensteuer tritt.
Man unterscheidet zwischen zwei Kirchgeldarten:
- Allgemeines Kirchgeld:
Das allgemeine Kirchgeld ist eine Ortskirchensteuer die von der örtlichen Kirchengemeinde erhoben wird. Kirchenmitglieder mit geringen Einkünften, z. B. Arbeitslose, Hausfrauen oder Studenten, müssen an ihre Kirchengemeinde ein allg. Kirchgeld zwischen 24 und 72 Euro zahlen. - Besonderes Kirchgeld
In einigen Teilen Deutschlands muss das besondere Kirchgeld gezahlt werden, wenn nur ein Ehepartner Kirchenmitglied ist und beide steuerlich gemeinsam veranlagt werden. In diesem Fall dient das gemeinsame zu versteuernde Einkommen als Grundlage zur Berechnung einer dadurch erhöhten Kirchensteuer. Das besondere Kirchgeld wird mit Ausnahme von Bayern von allen evangelischen Landeskirchen erhoben sowie von den römisch-katholischen Bistümern außerhalb Bayerns, Baden-Württembergs und Nordrhein-Westfalens.
Kirchensteuer auf Kapitalerträge
Seit 2009 muss auch auf Kapitalerträge Kirchensteuer gezahlt werden, wobei die Banken seit 2015 grundsätzlich die Steuer direkt abführen. Der Verbraucher kann dem automatischen Abzug widersprechen, muss die anfallenden Steuern jedoch dann selbst in der Steuererklärung in der Anlage KAP angeben.
Kirchengrundsteuer
In einigen Gemeinden müssen Kirchenmitglieder auch eine Kirchensteuer bezogen auf ihren Grundbesitz zahlen, z. B. in den Bistümern Limburg und Speyer.
Wie hoch ist die Kirchensteuer.
Der Kirchensteuer.ebesatz ist abhängig von der zu zahlenden Lohn- bzw. Einkommensteuer sowie der Kapitalertragsteuer und vom Wohnort. Er liegt in Bayern und Baden-Württemberg bei 8 Prozent und in den restlichen Bundesländern bei 9 Prozent der Lohn– bzw. Einkommensteuer sowie der Kapitalertragsteuer.
Wann müssen Rentner Kirchensteuer zahlen?
Rentner müssen eine Steuererklärung abgeben, wenn der steuerpflichtige Teil ihrer Jahresbruttorente über dem Grundfreibetrag liegt. Dieser liegt für das Jahr 2020 bei 9408 Euro für Alleinstehende sowie bei 18.816 Euro für Verheiratete.
Kann man die Kirchensteuer oder das Kirchgeld steuerlich absetzen?
Sowohl die Kirchensteuer als auch das Kirchgeld können als Sonderausgabe in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden. Dies gilt allerdings nicht für die in der Abgeltungssteuer enthaltene Kirchensteuer.
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