Selbsttest: Bin ich einsam oder depressiv?
![Einsamkeit ist das ungewollte Alleinsein, verbunden mit der Sehnsucht nach Nähe und dem Wunsch, für andere wichtig zu sein.](/binaries/_ht_1720692595634/medium/content/gallery/freenet/lifestyle/gesundheit/2024/05/31/pictures/einsamkeit-ist-das-ungewollte-alleinsein-verbunden-mit-.jpeg)
Zwischen Einsamkeit und Depression: Eine feine Unterscheidung
Die Trennlinie zwischen Einsamkeit und Depression kann dünn sein, wie Prof. Dr. Ulrich Voderholzer, der Ärztliche Direktor der Schön Klinik Roseneck, aufzeigt. Er erläutert zudem erprobte Strategien zur Selbstbeurteilung und Intervention.
Verbindung zwischen Einsamkeit und psychischer Gesundheit
Einerseits neigen Menschen mit psychischen Störungen dazu, sich zurückzuziehen oder zwischenmenschliche Kontakte zu verlieren, sodass das Risiko für Einsamkeit wächst. Andererseits kann Einsamkeit depressives Verhalten begünstigen. "Starke, gesunde Beziehungen und positive soziale Interaktionen sind ein Schutzschild gegen Depression," unterstreicht Voderholzer. In herausfordernden Zeiten, ob am Arbeitsplatz oder durch Mobbing in der Schule, sind Freunde, die zuhören und unterstützend wirken, eine maßgebliche Hilfe.
Wie unterscheidet man Einsamkeit von Depression?
Um Selbstüberlegungen anzustellen, ob man unter Einsamkeit oder Depression leidet, rät der Fachmann, sich folgende Fragen zu stellen:
- Fühle ich mich trotz des Wunsches nach Gesellschaft häufig allein?
- Komme ich mir bedeutungslos vor, selbst wenn ich eine Reihe oberflächlicher Kontakte habe?
- Bin ich unfähig, Freude zu empfinden oder Gefühle gegenüber anderen zu hegen?
Gegenmaßnahmen gegen das Gefühl der Isolation
Laut Voderholzer gibt es mehrere Maßnahmen, die gleichermaßen Einsamkeit und Depression entgegenwirken können:
- Achtsame Selbstfürsorge ist der Schlüssel: sich Aktivitäten zu widmen, die Freude bereiten;
- Initiative ergreifen: Wieder Kontakt zu alten Freunden aufnehmen und soziale Netzwerke aktiv nutzen;
- Ein Haustier halten: Vor allem Hunde tragen dazu bei, sozial aktiv zu bleiben und Bindungen zu knüpfen.
Die Rolle der Psychotherapie
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen oder sich eine Depression manifestieren, kann professionelle psychotherapeutische Hilfe nach Voderholzer notwendig werden, um den Wurzeln von Einsamkeit auf den Grund zu gehen und gesunde soziale Interaktionen aufzubauen und zu pflegen. "Psychotherapie soll Betroffene dazu befähigen, selbstständig an ihren Problemen zu arbeiten und keine Ersatzlösung für zwischenmenschlichen Kontakt bieten," macht Voderholzer deutlich.
Missverständnisse über das Einsamsein
Voderholzer betont abschließend, dass das Klischee, Einsamkeit betreffe nur ältere Generationen, irreführend ist. Jüngere Personen können ebenso darunter leiden, insbesondere wenn echte, tiefgehende Freundschaften fehlen. Die Zahl der Kontakte in sozialen Netzwerken ist dabei kein zuverlässiger Indikator für erlebte Einsamkeit.