Sind Darm-Mikrobiom-Selbsttests sinnvoll?
Darmflora-Selbsttests: DGVS rät zur Vorsicht
Interesse an der Vielfalt der Mikroben im eigenen Verdauungssystem hat zur Verfügbarkeit von Heimtest-Kits für die Darmflora geführt. Diese Kits ermöglichen es Einzelpersonen, eine Probe ihres Stuhls zu sammeln und zur Untersuchung an ein Labor zu senden. Nach der Analyse erhält man eine Auswertung, die oft um personalisierte Diät- und Handlungsvorschläge ergänzt wird.
Trotz dieser fortschrittlichen Möglichkeit der Selbstüberwachung warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vor der Nutzung solcher Selbsttests für das Mikrobiom. Ein wesentliches Argument gegen die Tests: Für Laien sind die Ergebnisse der Analysen oftmals nur schwer verständlich.
Birgit Terjung, Sprecherin der DGVS, weist zudem auf ein weiteres Problem hin: Die unbeantwortete Frage nach der exakten Herkunft des untersuchten Materials im Darm. Sie betont, dass sich die Mikrobiome von Stuhlproben und jene, die an der Darmschleimhaut haften, erheblich unterscheiden können.
Die Individualität des Mikrobioms wird von Experten betont, die ihre Einzigartigkeit mit der von Fingerabdrücken vergleichen. Ohne standardisierte und anerkannte Methoden zur Beurteilung des Mikrobioms, sei es schwierig, fundierte Gesundheitsempfehlungen zu treffen - besonders wenn es um Ernährungsumstellungen oder die Einnahme von pro- und präbiotischen Präparaten geht.
Hinzu kommt das oft geschäftliche Zusammenspiel zwischen Laboren und Probiotika-Herstellern, welche die Verwendung bestimmter Produkte fördern. Terjung erklärt, dass Kunden dazu ermuntert werden, weitere Tests durchzuführen, um die Wirksamkeit der empfohlenen Produkte zu überprüfen.
Die Kosten für einen solchen Mikrobiomtest und anschließende Beratung bewegen sich meist im hohen dreistelligen Bereich und werden in der Regel nicht von den Krankenkassen abgedeckt.