Bin ich wirklich verliebt?

Frühlingsgefühle und Herzklopfen. Um kaum ein Gefühl ranken sich so viele Fragen wie um die Liebe. Wie merke ich, ob ich wirklich verliebt bin? Oder nur verknallt? Was passiert auf Wolke 7? Und warum fallen wir da irgendwann so unsanft wieder runter? Die Kollegen der "Fit For Fun" haben nach Antworten auf diese Fragen gesucht.
Endlich Frühling. Wenn die Tage länger werden, die Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln und uns diese unbändige Sehnsucht nach Aufbruch überkommt, dann liegt eine besondere Spannung in der Luft. Und plötzlich passiert es: Frühlingsgefühle, Kribbeln im Bauch, schweißnasse Hände, weiche Knie. Alles nur, weil da plötzlich jemand vor uns steht, der uns einfach umhaut. Weil sich zwei Blicke begegnen und länger aneinander hängen bleiben als gewöhnlich. Ein Bild sich in die Netzhaut brennt. Das Herz schneller zu klopfen beginnt und der Kopf auf Ausnahmezustand schaltet.
Das Gefühl und die körperlichen Symptome kennen wir alle. Meist verlieben wir uns aus heiterem Himmel – im Wartezimmer beim Arzt, in der überfüllten U-Bahn oder im Fitnessclub. Manchmal aber auch ganz überraschend in den langjährigen Kumpel, der uns nach einem Kneipenbesuch zum Abschied einen Moment länger als sonst im Arm hält. Was sich plötzlich so richtig anfühlt, dass es niemals enden sollte. Doch wo kommt das Gefühl her? Und was passiert auf Wolke 7?
Verliebte sind im Hormonrausch
Studien beweisen: Schon in Bruchteilen von Sekunden entscheidet sich, ob zwei Menschen zueinander passen. Dann setzt die Verliebtheit im Körper einen Hormoncocktail in Gang, der uns ähnlich wie psychisch Erkrankte in einen Ausnahmezustand katapultiert und unzurechnungsfähig macht. Laut Neurobiologen ist der Hormonhaushalt Verliebter anders zusammengesetzt als im normalen Zustand. Im Gehirn wird Dopamin ausgeschüttet – ein Belohnungstransmitter, der zu besonderen Glücksgefühlen führt.
Die Wissenschaftler konnten belegen, wie das Gefühl der Zuneigung die Sinne trübt und das Bewusstsein einengt. So erklärt sich die „rosarote Brille“, durch die wir anfangs den Partner sehen. Seine Fehler werden komplett ausgeblendet oder positiv bewertet – wir projezieren unsere Idealvorstellungen aufeinander, nehmen nur wahr, wie gut er oder sie riecht, klingt, schmeckt. Und wer ist schuld? Die Nase. Über den Geruchssinn nehmen wir unbewusst das Genmaterial unseres Gegenübers auf. Da wir auf Fortpflanzung gepolt sind, verlieben wir uns in einen Partner, dessen Gene sich möglichst von unseren unterscheiden.
Verliebtheit hält etwa einen bis drei Monate
Leider hat der Zustand dieser so wunderbaren geistigen Verwirrung nur eine begrenzte Haltbarkeit. Nach ein bis drei Monaten normalisiert sich die Sicht auf den Partner. Beide sehen wieder klar – und fallen manchmal erschreckend tief. Jetzt kann sich entscheiden, ob aus dem ersten Rausch echte Liebe und Partnerschaft wird. Ob wir unserem Partner vorwerfen, dass er unserer idealisierten Vorstellung nicht entspricht und zum echten Gegenüber mit Fehlern und Macken mutiert. Ob wir uns öffnen, mit Wünschen und Ängsten und echte emotionale Nähe und Vertrauen herstellen können. Nur wer jetzt bereit ist, Kompromisse zu schließen, eine gemeinsame Basis zu finden und Ziele zu überprüfen, hat als Paar eine Chance. Ansonsten waren wir doch "nur" ein bisschen verknallt – und hatten eine tolle Zeit. Und jagen diesem Gefühl bald mit dem nächsten Partner hinterher.
Deshalb raten Psychologen wie Nicole Schiller von der Partnervermittlung PARSHIP, Verliebt sein zwar in vollen Zügen zu genießen, aber in diesem Ausnahmezustand keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen. Nach zwei Wochen Liebestaumel gleich alle Zelte abzubrechen und etwa zum sexy Surflehrer nach Ibiza zu ziehen ist meistens keine gute Idee – auch wenn wir absolut zu wissen glauben, nicht eine Minute mehr ohne ihn leben zu können. Aber ihn zuhause auf seine Qualitäten zu überprüfen, das kann sich durchaus lohnen.