Forscher entwickeln Lust-Pille für die Frau

Dass Männer ab und zu nicht „können“, scheint irgendwie normal zu sein. Viele Frauen haben allerdings das Problem, so gut wie nie sexuell erregt zu sein. Dagegen soll es jetzt Hilfe geben.
FSD – so lautet die Kurzform für Female Sexual Dysfunction. Übersetzt: Weibliche sexuelle Dysfunktion. Klingt irgendwie schlimm und sehr außergewöhnlich. Gemeint ist damit allerdings ein Phänomen, das sogar recht häufig auftritt: Etwa jede zweite Frau nämlich kommt beim Sex mit ihrem Partner unregelmäßig oder sehr selten zum Orgasmus. 17 Prozent der Frauen in Nordeuropa können wegen dieser (ungewollten) Lustlosigkeit sogar niemals den Höhepunkt erleben.
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Im Gegensatz zur Pille „Viagra“ für den Mann, konnten Forscher bisher allerdings kein vergleichbares luststeigerndes Präparat für die Frau entwickeln. Das Problem lag vor allem in der körperlichen Unterschiedlichkeit zwischen Männern und Frauen. Frauen kommen nämlich „anders“ zum Orgasmus. Bei ihnen spielt das Gehirn vor und während des Geschlechtsaktes eine viel größere Rolle als beim Mann – ein Grund dafür, dass Viagra nicht bei Frauen funktioniert, weil es auf die Blutgefäße abzielt. Anders ausgedrückt: Eine Frau kann in der Regel nur physisch erregt werden, wenn sie zuvor das psychische Verlangen verspürt hat.
Genau deswegen soll das neue nicht-hormonelle Präparat auch nicht direkt auf die Genitalien abzielen, sondern vor allem auf das weibliche Gehirn. Es dockt sich direkt an die Neurotransmitter-Systeme an, die die wesentliche Rolle beim weiblichen sexuellen Verlangen spielen.
Orgasmusschwierigkeiten: Krankheit oder normale Reaktion.
Auf den Markt kommen könnte das Präparat in ein bis zwei Jahren. Gute Aussichten also für alle Frauen, die bisher sexuell unbefriedigt blieben.
Allerdings: Forscher geben zu bedenken, dass bisher nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich bei der Orgasmus.Störung wirklich um eine (mithilfe von Medikamenten behandelbare) Krankheit im herkömmlichen Sinne handelt oder um eine normale körperliche Reaktion. Weil dies ein noch neues Feld ist, bleibt im Moment noch schwer abzuschätzen, wie groß der Markt für das neue Präparat ist. Nebenwirkungen soll es laut Studien übrigens so gut wie keine geben.
Aber selbst, wenn das Medikament noch länger auf sich warten lassen sollte – es gibt in Deutschland bereits Präparate, die Frauen behilflich sein könnten (siehe unten). Wichtig ist bei all diesen Möglichkeiten, zuerst möglichst genau die Ursachen der Lustlosigkeit zu klären, auch mit psychologischer Hilfe. Niemand sollte vorschnell zu Medikamenten greifen.
Wirkstoffe, die die weibliche Erregung steigern können
Sexualhormone
Ist nachgewiesen Hormonmangel die Ursache für fehlende Erregung, können kleine Dosen von Testosteron beziehungsweise Östrogen helfen. Hier gibt es sogar Möglichkeiten der lokalen Anwendung mit einem Testosterongel oder einer Östrogensalbe. Beide können die Feuchtigkeit in der Vagina verbessern.
Viagra
Diesmal tatsächlich für die Frau. Allerdings nur, wenn wirklich Durchblutungsstörungen in der Klitoris vorliegen, die sie für Reize unempfindlicher machen. Dosiert wird aber nur in ganz kleinen Mengen.
DHEA
Dabei handelt es sich um die körpereigene Substanz Dehydroepiandrosteron. Das ist die Ausgangssubstanz von Östrogen, Testosteron und anderen Vitalstoffen. Eine zusätzliche Dosis soll dem Orgasmus nachhelfen.
Antidepressivum
Ärzte verschreiben ein bestimmtes Medikament, das den Dopaminstoffwechsel im Gehirn auf Trab bringt. Damit soll sich die sexuelle Stimmung verbessern, weil sich Verlangen und Erregbarkeit entwickeln können. Offiziell ist es allerdings nicht zur Luststeigerung vorgesehen.