So gut tut Freundschaft

Warum soll man Freunde anrufen, wenn man ihnen doch einfach schnell eine Nachricht online schreiben kann, oder warum soll man sich überhaupt noch persönlich mit ihnen treffen, wenn man ohnehin im Chatroom miteinander abhängt? Friends auf Facebook oder echte Freunde – tut beides gleich gut? Gemeinsam mit den Kollegen der "Fit For Fun" zeigen wir, wie wichtig echte Freunde sind!
Eine australische Studie bringt es gleich mal auf den Punkt: Wer gute Freunde hat, der lebt länger. Der positive Einfluss von Verwandten, Kindern oder dem Partner war dagegen deutlich geringer. Grundsätzlich steht also fest: Freundschaften sind (über) lebenswichtig.
Keine Freunde? Das entspricht 15 Zigaretten am Tag!
Intensive, freundschaftliche Beziehungen entspringen dem Bedürfnis nach Beständigkeit und Geborgenheit – dieses ist von Natur aus in uns verankert. Wir suchen nach Menschen, denen wir uns öffnen können, vor denen man verletzlich sein kann, ohne Neid, Missgunst oder Triumphgefühle, sondern mit viel Ehrlichkeit und Vertrauen – echte Freunde eben.
Wer behauptet, solche Beziehungen nicht zu benötigen, der könnte genauso gut 15 Zigaretten am Tag rauchen, was ebenso schädlich sein soll wie die Einsamkeit ohne Freunde – so eine aktuelle Studie.
Keiner will auf Dauer einsam sein - um aber ein guter Freund zu sein, muss man sich selbst gut kennen, um seine Ängste und Leidenschaften wissen und erst einmal dauerhaft Freundschaft mit sich selbst schließen. Das ist die Basis, auf der andere Freundschaften entstehen können.
Was verbindet uns mit anderen?
Gemeinsamkeiten verbinden – wir suchen uns Menschen, die uns ähnlich sind, die gleichen Hobbys oder den gleichen Beruf haben. Freunde sind eine Ergänzung zum Alltag, deswegen sind werdende Mütter oft mit anderen Frauen in derselben Situation befreundet.
Wirklich gute Freunde, denen wir blind vertrauen und denen wir uns öffnen können, haben wir in unserem Leben etwa drei bis fünf, verrät der Psychologe Dr. Wolfgang Krüger. Dennoch sind die lockeren Bindungen ebenso wichtig. Wir brauchen ein gesundes, soziales Umfeld, in dem wir uns wohlfühlen.
Vor allem Männerfreundschaften sind eher lockere Bindungen, nur ein Drittel aller Männer können sich über Ängste, Schwächen oder peinliche Situationen mit Freunden austauschen. Männer sehen sich schnell als Konkurrenten, den es im Gespräch zu übertrumpfen gilt.
Freund oder Facebook-Friend?
Die Anzahl der Freunde auf Facebook sagt vielleicht etwas über den Beliebtheitsgrad der Person aus, sie hat aber mit Freundschaft im eigentlichen Sinne nichts zu tun. Facebook-Freundschaften sind lockere Verbindungen, die aber auch gepflegt werden wollen, wenn sie etwas bedeuten sollen. Vor allem, wenn man viel unterwegs ist, nutzt man das Forum, mit Freunden im Ausland Kontakt zu halten. Nimmt aber der Großteil der Facebook-Freunde das "Freund-Sein" wirklich wörtlich? Wohl kaum. Im Netz suchen die meisten nicht nach tiefen Bindungen, sie wollen eher mit Gleichgesinnten entspannen, sich über die In’s & Out’s austauschen und über gemeinsame Interessen in der entsprechenden Gruppe unterhalten. "Friends auf Facebook sind wie digitale Nachbarn", sagt der bekannte Internetblogger Sascha Lobo. "Sie sind selten alarmiert, wenn man mal zwei Wochen verstummt, und können wesentlich schlechter zwischen den Zeilen lesen als Freunde. Das macht sie nicht zu schlechteren Menschen, es sind eben nur keine Freunde im klassischen Sinn."
Facebook hat auch Feinde
Die Angst abzustumpfen, in der virtuellen Welt verloren zu gehen, oder gar die Realität nicht mehr wahrzunehmen – das befürchten die Kritiker der schönen neuen virtuellen Welten. Sie fürchten sich auch vor dem mangelnden Datenschutz, der vielleicht zu viele Fotos und Infos für Leute freigibt, die mit unserem Leben eigentlich nichts zu tun haben sollten. Tatsächlich gibt es bereits eine kleine Gegenbewegung zu den hyperaktiven Netzwerk-Usern: Auf der Internetseite www.quitfacebookday.com kann man sich jederzeit denjenigen anschließen, die das Social Network-Medium als Freundschaftsverflachung ansehen und ab sofort lieber im Hier und Jetzt ihre Kontakte pflegen. Ihr Motto: Facetime statt Facebook.