Beginn der Sommerzeit: Das muss man über die Zeitumstellung wissen
In der Nacht von Samstag auf Sonntag beginnt in Europa wieder die Sommerzeit. Seit dem Ersten Weltkrieg wird in Deutschland immer wieder an der Uhr gedreht - aber der Nutzen ist umstritten, wie auch aktuelle Zahlen zum Stromverbrauch zeigen.
Am Sonntag, den 28. März, endet um zwei Uhr morgens die Winterzeit und die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt. Innerhalb der Europäischen Union wird seit einiger Zeit über den Sinn der halbjährlichen Zeitumstellung diskutiert, abgeschafft wurde sie bislang aber nicht. Wann und wieso wurde die Sommerzeit eingeführt und erfüllt sie ihren Nutzen überhaupt?
Geschichtliches Hin und Her rund um die Sommerzeit
In Deutschland wurde zum ersten Mal zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs an den Uhren gedreht. Durch die Zeitumstellung sollte während des Ersten Weltkriegs Beleuchtungsenergie auf dem Schlachtfeld eingespart werden. Nach Kriegsende wurde die Sommerzeit abgeschafft und erst während des Zweiten Weltkriegs 1940 wieder eingeführt. Nachdem 1945 die Alliierten das Ruder übernahmen, herrschte ein regelrechtes Zeitenchaos. Im Westen galt die mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ), in der Sowjetischen Zone und Berlin tickten die Uhren wie in Moskau, wurden also später umgestellt, dafür aber eine Stunde weiter auf die mitteleuropäische Hochsommerzeit (MEHSZ).
Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurden die Uhren gut 30 Jahre lang nicht umgestellt. Erst als Frankreich die Sommerzeit im Zuge der Ölkrise 1973 als Mittel zum Energiesparen wieder einführte, zogen einige europäische Nachbarn nach, ab 1980 neben Westdeutschland auch die DDR. Beginn und Ende sind seit 1996 dauerhaft geregelt: Die Uhren werden hierzulande immer am letzten Sonntag im März um eine Stunde vor- und am letzten Sonntag im Oktober um eine Stunde zurückgestellt - wie im restlichen Europa übrigens auch.
Zeitumstellung führt "zu keiner spürbaren Energieeinsparung"
Der ursprünglich energiepolitische Grund für die Wiedereinführung der Zeitumstellung wurde bereits damals kritisch hinterfragt. Auch eine aktuelle Auswertung des Stromverbrauchs in Haushalten des Energieanbieters Eon kommt zu dem Schluss, dass die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit "zu keiner spürbaren Energieeinsparung" führt. Der Zeitenwechsel habe tatsächlich "nur geringe Auswirkungen auf den Gesamtstromverbrauch", so Eon. Es verschiebe "sich lediglich der Zeitraum, in dem die Energie verbraucht wird".
"Zum einen wird der abends eingesparte Strom - vor allem wenn das Licht später eingeschaltet wird - morgens dafür wieder benötigt. Zum anderen macht die Beleuchtung nur einen kleinen Teil der Stromkosten eines Haushalts aus", so ein Sprecher des Energieanbieters. Der gesunkene Anteil von Beleuchtung am Stromverbrauch sei auf den Einsatz energiesparender LEDs zurückzuführen. "Der Großteil des Verbrauchs entfällt hingegen auf die großen Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine, Herd, Backofen und Geschirrspülmaschine, oder auf Multimediageräte, deren Anzahl in deutschen Haushalten weiter zugenommen hat." Wer wirklich sparen wolle, solle "beispielsweise Geräte ganz ausschalten, statt sie im Stand-by zu lassen".
Wann kommt das Aus für die Zeitumstellung?
Die Tatsache, dass ein Großteil des Energieverbrauchs heute auf Geräte entfällt, die unabhängig von der Helligkeit genutzt werden, ist Wasser auf die Mühlen derer, die sich seit Längerem für eine Abschaffung der Sommerzeit aussprechen. Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker regte bereits 2018 an, die Zeitumstellung abzuschaffen. Das EU-Parlament stimmte im Jahr darauf ebenfalls für das Aus der Sommerzeit mit Beginn des Jahres 2021 - eine EU-weite Entscheidung steht jedoch aus, weil die Umsetzung den einzelnen Mitgliedstaaten obliegt.
Am kommenden Wochenende heißt es hierzulande also erneut wie schon seit 41 Jahren: die Uhr von zwei auf drei Uhr vorstellen und eine Stunde weniger schlafen. Ob auch 2022 wieder an der Uhr gedreht wird, bleibt offen.