Irre: XXL-Tropenstadt im eisigen Kasachstan!
Die bauwütigen Scheichs in Dubai kriegen Konkurrenz: In Kasachstan entstehen neue, futuristische Gebäude der Superlative.
Das Land ist sieben mal so groß wie Deutschland, erreicht mit seinen Quadratkilometern eine Gesamtfläche von ganz Westeuropa – und trotzdem würden die meisten wohl bei der Frage nach der geographischen Lage von Kasachstan antworten: „Irgendwo Richtung Russland oder noch weiter weg – jottwede…“ Richtig: Der größte Teil Kasachstans befindet sich in Zentralasien, ein Zipfel davon in Osteuropa. Seit Dezember 1991 ist das Land unabhängig – und machte (seit dem Kino-Lachknüller „Borat“) Schlagzeilen als hinterwäldlerische Nation. Nun will das neuntgrößte Land der Erde, das jedes Jahr gegen Wintertemperaturen bis zu Minus 40 Grad zu kämpfen hat, richtig durchstarten – mit Aufsehen erregenden, futuristischen Bauprojekten à la Dubai: In der Hauptstadt Astana (rd. 690.000 Einwohner, 720 Quadratkilometer Gesamtfläche) soll jetzt die größte Tropenstadt der Welt entstehen – mitten in der unendlich weiten, kargen und öden Steppe… Umgeben vom Nichts.
Superprojekt: Eine Indoor-Luxusstadt für 20.000 Menschen
Kasachstans Präsident Nursultan Narzanbayew (69) will den bauwütigen Wüstenscheichs nun gewaltig Konkurrenz machen. Das gigantische Bauvorhaben, das den Namen „Batygai“ trägt, soll zwei Kilometer Durchmesser haben. Unter einer Wetter-undurchlässigen Membran, sollen bis zu 20.000 in dem Raumschiff-ähnlichen Bauwerk der ungemütlichen Kälte trotzen können – und Luxus pur genießen. Die neue Indoor-Stadt soll z.B. sogar mit Venedig-Kanälen (Gondoliere inklusive) ausgestattet werden. Anfang Juli wurde der erste Teilabschnitt eingeweiht: Das „Khan Shatyr Entertainment Center“ – ein riesiges Zelt (150 Meter hoch), unter dem sich Parks, Restaurants, Edelboutiquen und Kinos befinden. Juwel unter dem XXL-Zeltdach soll ein tropischer Strand im oberen Bereich des neuen Tipi-Zentrums werden – mit exotischem Palmengarten, Wellenmaschine, rasanten Wasserrutschen…! Entworfen hat das Mega-Zelt in Kasachstan der britische Star-Architekt Norman Foster, der auch die spektakuläre Glaskuppel am Berliner Reichstag designte. Spätestens seit die Kasachen ihre erste Öl-Pipeline in Richtung China in Betrieb genommen haben, scheint für Präsident Nasarbajew und seinem Clan Held keine Rolle mehr zu spielen. Weitere Infos: www.khanshatyr.com
Urlauben wir womöglich demnächst in Kasachstan?
Eher unwahrscheinlich! Auch wenn Kasachstan in einem offiziellen „Kleines Reisehandführer“ den Touristen bescheinigt: „Die Republik behauptet sich als demokratischer, weltlicher, rechtlicher und sozialer Staat zu sein.“ Dennoch: Ausländer haben sich „nach Ankunft im Laufe von drei Tagen sich anzumelden, außer Feiertagen und Ausgehtagen“, heißt es in dem Ratgeber. Vielleicht erwecken ja folgende Hinweise etwas größeres Ferien-Interesse: In Kasachstan sei „das sportliche laienhafte Angeln sehr verbreitet. Der größte Fisch in Kasachstan, der Hausen, schwimmt im Fluss Ural und er kann mehr als eine Tonne wiegen.“ Von dicken Fischen träumt Kasachstans Präsident Narzanbayew, der eine Beschränkung seiner Amtszeit bereits 2007 verfassungsmäßig aushebelte, auch weiterhin: „Ich sehe die Aufgabe darin, dass unsere Hauptstadt etwas ganz Besonderes werden muss. Sie muss den modernsten Entwürfen entsprechen, von denen jeder einmalig sein wird.“
Übrigens: Erst 1998 machte der Präsident die dahin unbedeutende Stadt im Herzens Kasachstans zur Hauptstadt des Landes. Zuvor hieß die Region „Aqmola“ (= „weißes Grab“). Den neuen Namen „Astana“ wählte der Landeschef dagegen bewusst schlicht: Es bedeutet auf Deutsch einfach „die Hauptstadt“. Astana gilt heute nach Ulan Bator (Mongolei) als zweitkälteste Hauptstadt der Welt.