Vergessene Studien: Mercedes F 600 Hygenius (2005)
Mercedes F 600 HYGENIUS (2005)
Brennstoffzelle plus Elektromotor plus enormes Platzangebot
Name: Mercedes-Benz F 600 HygeniusPremiere: Tokyo Motor Show, Oktober 2005Technische Daten: 4,35 Meter Länge, Brennstoffzelle mit Elektromotor, Spitzenleistung 85 kW (116 PS), Dauerleistung 60 kW (82 PS)
Hintergrund:
Immer, wenn bei einer Mercedes-Studie der Buchstabe F vorne steht, handelt es sich sich um ein Forschungsfahrzeug. Dort werden Technologien präsentiert, die in 10 oder gar erst 20 Jahren Standard sind. So auch beim Mercedes F 600 Hygenius aus dem Jahr 2005, um den es heute geht.
Der Name "Hygenius" deutet es bereits an: Ausgestattet mit einem 85 kW (116 PS) starken, emissionsfreien Brennstoffzellen-Antrieb verbrauchte der familiengerecht konzipierte Kompaktwagen umgerechnet nur 2,9 Liter je 100 Kilometer und kam mit einer Tankfüllung Wasserstoff mehr als 400 Kilometer weit.
Die Brennstoffzelle des F 600 Hygenius wurde deutlich weiterentwickelt: Sie war rund 40 Prozent kleiner als bisher, arbeitete noch effizienter und zeichnete sich durch eine gute Kaltstartfähigkeit aus. Die Dauerleistung des Brennstoffzellen-Antriebs betrug 60 kW (82 PS).
Da nicht benötigte Energie in einer leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterie gespeichert wurde, arbeitete das System ähnlich wie ein Hybridantrieb und nutzte in jeder Fahrsituation die jeweils beste Energiequelle.
Das üppige Energieangebot der Brennstoffzelle wurde auch zum Wohl der Passagiere des F 600 Hygenius genutzt. Beispielsweise kühlten oder wärmten die Cupholder die Getränke mit dem Strom aus dem umweltfreundlichen Aggregat. Über eine normale Steckdose ließen sich Elektrogeräte auf normalem Spannungsniveau betreiben. Bei Bedarf diente die Brennstoffzelle auch als mobiles Kraftwerk: Ihre elektrische Leistung von 66 kW (90 PS) reichte aus, um mehrere Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen.
Trotz der kompakten, 4,35 Meter langen Karosserie übertraf das Platzangebot im Innenraum des viertürigen F 600 Hygenius die Dimensionen der Oberklasse. Der Abstand zwischen den Vorder- und Fondsitzen betrug großzügige 95 Zentimeter und ließ sich dank verschiebbarer Fondeinzelsitze nochmals um bis zu 40 Zentimeter vergrößern.
Dank einer neuen Technik waren die Rückenlehnen des Beifahrersitzes und der Einzelsitze im Fond beidseitig nutzbar; sie ließen sich so nach vorne schwenken, dass auf den Sitzpolstern ISOFIX-Kindersitze entgegen der Fahrtrichtung eingeklinkt werden konnten.
Der Fahrersitz hatte ein zweiteiliges Rückenpolster, das sich mithilfe von Elektromotoren in Höhe, Breite und Neigung exakt der Form der Körperkontur anpassen ließ und vor allem im Bereich der Taille sehr guten Halt bot. Die Lehne war so gelagert, dass sie den Bewegungen des Oberkörpers folgte und die Bandscheiben in jeder Sitzposition optimal entlasten sollte.
Die zweiteilige Heckklappe des F 600 Hygenius öffnete sich auf Knopfdruck automatisch und klappte bei beengten Platzverhältnissen das untere Element nach innen, sodass sich der Schwenkbereich deutlich verkleinerte. Gleichzeitig bewegte sich der Heckstoßfänger nach unten und zog die Bodenplatte des Kofferraums hervor, die dadurch leichter zu beladen war und sich auch als Picknick-Sitzplatz nutzen ließ.
Die vorderen Türen des F 600 Hygenius schwenkten schräg nach oben und nahmen dabei weniger seitlichen Raum in Anspruch als normale Autotüren - ein Vorteil in engen Parklücken.
Kameras in den Gehäusen der Außenspiegel beobachteten das Verkehrsgeschehen neben und hinter dem F 600 Hygenius auch, wenn das Forschungsfahrzeug parkte. Näherte sich ein anderes Auto oder ein Zweiradfahrer von hinten, blockierte das System automatisch für kurze Zeit die Türen, um beim Öffnen eine Kollision zu verhindern.
Gleichzeitig ertönte im Innenraum ein Warnsignal und im Spiegelglas erschien ein rotes Gefahrensymbol. Während der Fahrt überwachten die Kameras den toten Winkel der beiden Außenspiegel und warnten den Fahrer beim Spurwechsel, wenn sich von hinten ein Fahrzeug näherte.
Die Darstellungen auf den beiden hochauflösenden Farb-Displays in der Instrumententafel wurden über zwei Spiegel umgelenkt und so projiziert, dass sie optisch in einer Entfernung von 1,40 Metern vor dem Fahrer erschienen.
Scheinwerfer mit Hochleistungs-Leuchtdioden (LED) verbesserten die Sicht. Die LEDs waren auf drei Projektionsmodule verteilt, die für eine breite und gleichmäßige Verteilung des Fahrlichts sorgten. Das mittlere Lichtmodul wurde je nach Fahrsituation geschaltet und übernahm zusätzliche Aufgaben wie Fern-, Kurven- oder Abbiegelicht. Heute kennen wir das in ähnlicher Form als Matrixlicht. Auch für das Rück- und Bremslicht setzte Mercedes Leuchtdioden ein.
Das präventive Insassenschutzsystem Pre-Safe, das 2002 in der Mercedes S-Klasse Weltpremiere gefeiert hatte, wollten die Ingenieure in Zukunft kontinuierlich erweitern. An Bord des F 600 Hygenius zeigten sie zwei weitere vorsorgliche Schutzfunktionen: einen aktiven Knieschutz, der den Beifahrer abstützt, und Kopfstützen mit automatisch ausfahrbaren Seitenwangen, die den Kopf fixieren.