Platz 7 ist wie ein Sieg
McLaren-Honda atmet auf. Endlich gute Nachrichten nach dem Motorschaden vom Freitag. Fernando Alonso qualifiziert das Auto für den siebten Startplatz. Das zählt in dieser pannenreichen Saison wie ein Sieg.
McLaren-Honda kann sich bei seinem Superstar bedanken. Fernando Alonso stellte sein Auto beim GP Spanien auf den 7. Startplatz. Das war noch 24 Stunden vorher völlig undenkbar. Schon der Sprung ins Q3 mutete dem krisengeschüttelten Team wie ein Wunder an. Doch dann schlug Alonso in einem Duell um Hundertstelsekunden auch noch die beiden Force India-Fahrer und Felipe Massa im Williams.
Zur besseren Einordnung der Sensation: Die drei Fahrer hinter Alonso haben einen Mercedes-Motor im Heck. „Es war unglaublich eng. Um die drei zu schlagen, brauchte ich eine perfekte Runde. Es war einer dieser Tage, an denen alles passt“, resümierte Alonso. Die Plätze 7 und 10 trennten nur 0,224 Sekunden.
Das Wunder von Barcelona ist auf drei Faktoren zurückzuführen. Erstens: Fernando Alonso zählt immer noch zu den besten Piloten der Welt. Zweitens: Der McLaren MCL32 ist ein gutes Auto. Drittens: Barcelona ist eine Strecke, auf der die Motorleistung keine entscheidende Rolle spielt. „Sie liegt in der Bedeutung für den Motor auf dem fünftletzten Platz. Ganz das Gegenteil zu den letzten beiden Strecken in Bahrain und Russland“, klärt Alonso auf.
Alonso traut sich zu den 7. Platz zu verteidigen
Der Spanier hat wieder zugeschlagen. Wenn er eine Chance sieht, dann greift er zu. Seine Extraklasse wir im Vergleich zu Teamkollege Stoffel Vandoorne deutlich. Der Belgier flog erneut in der ersten K.O.-Runde der Qualifikation raus und war untröstlich: „ Am Freitag lief es endlich mal perfekt. Ein Tag ohne Probleme. Ich fühlte mich wohl im Auto. Plötzlich ging das Gefühl verloren, und wir müssen analysieren was da am Samstag schiefgelaufen ist.“
Mit seinem 7.Startplatz egalisiert der Spanier das beste Trainingsergebnis, seit er für McLaren-Honda fährt. Beim GP Ungarn 2016 startete Alonso als Siebter und kam auch als Siebter ins Ziel. Das traut sich der Publikumsliebling auch auf seiner Hausstrecke zu: „Ich sehe keinen Grund, warum wir im Rennen langsamer sein sollten. Ich werde versuchen meine Startposition mindestens zu verteidigen. Vielleicht gewinne ich sogar Plätze. Und dann wäre ein bisschen Action in Kurve 1 oder Kurve 4 nicht schlecht.“
Trotz der um 100 Meter verlängerten DRS-Zone glaubt Alonso daran, seinen Platz auf der Strecke verteidigen zu können. „Das Auto fühlt sich wirklich gut an. Wir haben gezeigt, dass unser Chassis konkurrenzfähig ist. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass uns noch 1,9 Sekunden von der Bestzeit trennen. Das ist nicht nur der Motor. Um auf das Niveau von Mercedes und Ferrari zu kommen, müssen wir uns mechanisch und aerodynamisch verbessern."
Honda-Upgrade hat funktioniert
Die gute Vorstellung in Barcelona müsste Alonso eigentlich nachdenklich stimmen. Das nächste Rennen findet in Monte Carlo statt, der Strecke, auf der die Chancen von McLaren am größten sind. Und Alonso ist nicht dabei. Kein Bedauern? „Null. Ich fahre am gleichen Tag beim Indy 500 eines der größten Rennen der Welt. Was hätte ich denn in Monte Carlo reißen können? Mercedes, Ferrari und Red Bull wären auf jeden Fall vor uns gestanden. Es wäre wieder nur der siebte Platz übriggeblieben. Nein, danke.“
Für Honda war das Abschlusstraining zum GP Spanien der erste Lichtblick. 24 Stunden zuvor hatte sich die Pannenserie fortgesetzt. In der zweiten Trainingsrunde verlor der Motor plötzlich massiv Öl. Dann verzeichnete Honda einen kapitalen Motorschaden. „Irgendein mechanisches Leck“, bedauerte Rennleiter Yusuke Hasegawa. Die Spurensuche lief ins Leere. Die Urgewalten spalteten den Honda-Sechszylinder in zwei Hälften. Bis Honda den Motor getauscht hatte, ging der frustrierte Pilot Tennisspielen.
Honda war mit einem kleinen Upgrade nach Spanien gereist. Ansaugtrakt und Benzinsystem wurden modifiziert. „Ein guter Schritt“ , lobte Hasegawa mit der Einschränkung „aber noch nichts, worauf wir schon stolz sein dürfen.“ In Kanada soll dann der runderneuerte Honda V6-Turbo zum Einsatz kommen. „Das ist der Plan, aber ich kann es noch nicht versprechen“, bremst Hasegawa.
Immerhin ist der leidgeplagte Motorenchef sicher, dass Alonso die Zielflagge sehen kann und nicht wie in Sotschi in der Einführungsrunde ausfallen wird. „Es ist ein brandneuer Motor. Wir sind uns ziemlich sicher, dass er hält.“ Alonso hat eigentlich auch ein gutes Gefühl: „Das 100prozentige Vertrauen ist noch nicht da. Aber es scheint eines dieser Wochenenden zu sein, wo es schlecht losgeht und gut aufhört.“