Daniil Kvyat im Interview
Daniil Kvyat holte beim GP Singapur mit Platz 9 zum Befreiungsschlag aus. Es war das erste gute Rennen, seit er zu Toro Rosso degradiert wurde. Wir sprachen mit dem Russen über sein mentales Tief, die schwankende Form seines Toro Rosso und sein Zukunftspläne.
War der GP Singapur die Wende?
Kvyat: Das Team und ich haben einen guten Job gemacht nach einer langen, schweren Zeit. Mehr als der neunte Platz ging nicht. Nach einem guten ersten Stint sind wir hinter Perez gefallen. Meinem Auto fehlte der Top-Speed, um ihn zu überholen. Ich habe laufend Druck gemacht, letzten Zentimeter Strecke genutzt und meine Seele für das Rennen gegeben. Es war endlich mal wieder ein Rennen, das ich genießen konnte.
Was war von Hockenheim bis Monza mit Toro Rosso los?
Kvyat: Wir wussten, dass diese Strecken unserem Auto nicht liegen, haben uns aber trotzdem etwas mehr erwartet. Deshalb haben wir schon in Monza einen Vergleich der beiden Aero-Pakete gestartet und ihn in Singapur fortgesetzt, um herauszufinden, woran es lag. Wir Fahrer können nur die Daten abliefern. Die Ingenieure müssen sie verstehen.
Sie fahren im Moment um ein Cockpit für 2017. Wie wichtig ist es für Sie, dass der Toro Rosso funktioniert?
Kvyat: Es ist natürlich besser, wenn das Auto konkurrenzfähig ist. Für mich ändert sich nichts. Ich versuche immer das Maximum aus dem Auto herauszuholen. Aber ich sage Ihnen: Meine Qualifikationsrunde in Spa war genauso gut wie die in Singapur. Nur das Ergebnis war schlechter. Für mich ist wichtig, dass die richtigen Leute das erkennen. Der Rest kümmert mich nicht.
Vor der Sommerpause haben Sie gesagt, dass Sie der Wechsel zu Toro Rosso mental gebrochen hat. Sind Sie darüber hinweg?
Kvyat: Für mich ist das Kapitel abgeschlossen. Es war auch nicht so dramatisch wie es dargestellt wurde. In der Sommerpause hatte ich Zeit etwas Abstand zu gewinnen. Aber schon nach drei Wochen wollte ich wieder zurück in mein Rennauto. Ich habe die Seite umgeschlagen, das alte Kapitel beendet und konzentriere mich nur noch auf das, was vor mir liegt. Mit einer positiven Grundeinstellung.
Was war nach der Degradierung zu Toro Rosso schwieriger für Sie: Das Team oder das Auto kennenzulernen.
Kvyat: Klar das Auto. Du verlangst instinktiv von dem neuen Auto das, was du vom alten gewohnt warst. Du musst dich erstmal an einen neuen Grenzbereich gewöhnen. Das geht nicht in einem Rennen. Dazu kommt, dass sich der Toro Rosso auch weiter entwickelt hat. Und dass wir im Verlauf der Saison unser Power-Defizit immer stärker zu spüren bekommen haben. Im Rückblick habe ich viel dabei gelernt. Es hat mich stärker gemacht. Der Red Bull ist aus dem Kopf. Ich sitze in einem Toro Rosso und versuche das Maximum aus diesem Auto herauszuholen.
Ab wann haben Sie sich im Toro Rosso zuhause gefühlt?
Kvyat: Nach der Sommerpause war das Bild für mich klarer. Ich weiß jetzt, was ich von meinem Auto verlangen kann. Aber hundertprozentig verstehst du es nie. Irgendwie beginnst du auf jeder Rennstrecke bei Null und versuchst das Auto abzustimmen. Ich lerne jedes Wochenende dazu.
Arbeiten Sie mit den gleichen Leuten zusammen wie vor zwei Jahren?
Kvyat: Mein heutiger Renningenieur war 2014 mein Performance-Ingenieur. Wir kennen uns gut. Der Chefingenieur und die Reifenexperten sind ebenfalls gleich geblieben. Ich habe in viele vertraute Gesichter geschaut.
Spüren Sie Druck durch Pierre Gasly?
Kvyat: Ich kann nur meinen Job so gut wie möglich tun. Der Rest kümmert mich nicht.
Haben Sie einen Plan B?
Kvyat: Es gibt weder einen Plan B noch C oder D. Nur den Plan, dass ich so gut wie möglich fahren muss.