Diskussionen über GP Monaco
Die 65. Ausgabe des Grand Prix von Monaco spaltet. Ein Langweiler, schimpfen die einen. Interessant fanden es die anderen. Lewis Hamilton bringt Änderungen am Streckenlayout oder ein anderes Format ins Spiel.
Was sollen wir vom Grand Prix Monaco 2018 halten? Sieger Daniel Ricciardo wird nur positiv über das Rennen sprechen. Nur in den Häuserschluchten von Monte Carlo war es möglich, mit 163 PS weniger über 52 Runden die schnellere Konkurrenz um Sebastian Vettel hinter sich zu halten. Vettel konnte nicht einmal angreifen. „Die Geraden sind zu kurz und Daniel fuhr die Kurven vor dem Tunnel zu perfekt“, bedauerte der Zweitplatzierte.
Lewis Hamilton erinnert sich nicht gern an die 78 Runden zurück. Nicht weil der dritte Platz ein schlechtes Ergebnis gewesen wäre. Für Mercedes und ihn war es maximale Schadensbegrenzung auf einer Strecke, die für Red Bull wie konzipiert ist und auch dem Ferrari SF71H besser schmeckte. Hamilton bemängelte zwei andere Sachen. Die körnenden Pirelli-Reifen. Und die Prozession des Hinterherfahrens.
Pirellis Reifen mildern Speed
„Im Prinzip konnte ich nur am Anfang pushen“, erklärte der Drittplatzierte seinen 12-Runden-Stint auf den Hypersoft-Reifen. „ Aber dann musste ich schon Tempo rausnehmen.“ 12 Runden auf Pirellis weichster Mischung: Mehr waren nicht möglich im Auto mit der Startnummer 44. „Sonst wären ihm die Reifen um die Ohren geflogen“, offenbarte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Hamilton schaffte es nur einmal auf den Hypersofts unter die 1:17er Minutenmarke. Das war im achten Umlauf in 1:16.988 Minuten. Danach stiegen die Rundenzeiten wieder leicht. Bis auf 1:17.521 Minuten in der Runde vor dem Boxenstopp. Daniel Ricciardo war im gleichen Umlauf 1,1 Sekunden schneller. Sebastian Vettel 9 Zehntelsekunden. Der Ferrari-Pilot drang drei Runden später in tiefe 1:16er Zeiten vor. Ricciardo erzielte gegen Ende seines 17-Runden-Stints auf den Hypersofts sogar mittlere 1:15er Zeiten. Da steuerten die Elektromaschinen auch noch 163 PS bei.
Hamilton plagte sich auch auf den Ultrasoftreifen mit Graining. „ Ich bin so langsam gefahren. Und trotzdem gab es Graining. Ich dachte, diese Reifen halten nie bis zum Ende durch. Zwei Drittel der Lauffläche körnten. Ich konnte es genau beobachten. Ich musste so langsam fahren wie noch nie.“ Und trotzdem schloss Hamilton die Lücke zu Ricciardo.
Was uns zum zweiten Punkt bringt. Es änderte sich nichts an der Reihenfolge unter den Top 6 verglichen mit dem Ergebnis der Qualifikation. Obwohl Vettel und Hamilton schneller hätten fahren können als Ricciardo. Obwohl Valtteri Bottas mit den Supersoft-Klebern nach eigener Aussage um 1,5 Sekunden schneller war als Kimi Räikkönen auf Ultrasofts. Obwohl Pierre Gasly gegen Rennende zu Esteban Ocon aufschloss. Und Nico Hülkenberg und Max Verstappen mit relativ frischen Hypersofts im Schlepptau hatte.
Hamilton pro neuem Streckenlayout
Doch sofern der Vordermann keine Fehler anbietet, ist Überholen unmöglich in Monte Carlo. Oder nur mit der Brechstange zu bewerkstelligen. Was unweigerlich das Risiko auf einen Unfall erhöht. Für Hamilton passt die übliche Monaco.Prozession nicht zum sonstigen Flair der Rennveranstaltung. „Kein Grand Prix steht so im Rampenlicht. Das Szenario ist einzigartig. Keinem Grand Prix fiebern die Leute mehr entgegen. Dann das Qualifying: Es ist unglaublich. Das Rennen selbst passt einfach nicht dazu, weil nichts passiert. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir dieses Rennen verbessern können, um es auf das Niveau des ganzen Drum-herum zu heben.“
Hamilton spricht Frei-Schnauze: „Es gibt hier viele Straßen. Vielleicht müssen wir das Streckenlayout anpassen, um Überholstellen zu schaffen. Vielleicht müssen wir das Rennformat anpassen. Vielleicht brauchen wir zwei Rennen in Monaco.“ Ein neues Layout wird es wohl irgendwann geben. Aber vermutlich erst, wenn neues Land im Meer aufgeschüttet wurde.
An sein einziges Überholmanöver im Rennen erinnert sich Hamilton kaum. Weil sich Esteban Ocon nicht sonderlich wehrte. Es passierte in Runde 14. „Am Ausgang des Tunnels muss es gewesen sein“, sagt der viermalige Formel 1-Weltmeister. „Er lieferte mir keinen Kampf. Es war trotzdem der interessanteste Teil meines Rennens.“