Donnerstags-Check GP Japan 2019
Wir haben die zehn Teams auf Neuigkeiten abgecheckt und erklären, welche Hoffnungen Mercedes in sein Aero-Paket setzt, warum Sebastian Vettel einer Motorstrafe entgeht und welche Teams mit neuen Teilen nach Japan gekommen sind.
Donnerstag ist der PR-Tag vor einem Grand Prix. auto motor und sport stöbert für Sie im Fahrerlager Geschichten und Gerüchte auf. Wir fragen bei den Ingenieuren nach, was neu am Auto ist und bei den Fahrern, wie sie das Rennen einschätzen. Hier ist unser Streifzug durch die zehn Garagen.
Mercedes
Mercedes bringt ein kleines Aero-Paket nach Suzuka. Neu sind der Frontflügel, der Diffusor und die Bügelflügel vor den Seitenkästen. Das Upgrade war von langer Hand geplant und ist nicht etwa die Reaktion auf drei Ferrari-Siege aus den letzten vier Rennen. Die Ingenieure geben zu: „Wenn wir in Suzuka gewinnen sollten, dann weil das Streckenlayout gut zu unserem Auto passt und nicht wegen des Upgrades.“
Valtteri Bottas dagegen setzt voll auf das Aero-Paket: „Ferrari war zuletzt auf Strecken schneller, die von der Papierform eher für uns sprachen. Ich hoffe, dass sich das Upgrade in den Kurven auszahlt. Vergesst nicht, dass Suzuka auch ein paar Geraden hat! Und da wird uns Ferrari wieder Zeit abnehmen. Wir hoffen, dass wir das in den Kurven wieder wettmachen können.“
Auch bei Mercedes bereitet man sich bereits auf Taifun Hagibis vor. „Wenn uns nur der Freitag zum Abstimmen der Autos bleibt, wird es darauf ankommen, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Der Schlüssel wird sein, das Programm so effizient wie möglich durchzuziehen.“
Ferrari
Sebastian Vettel kann aufatmen. Er entgeht einer Strafe. Die Steuereinheit, die ihm in Sotschi den Ausfall eingebrockt hat, ist zwar nicht mehr zu gebrauchen, doch er hat noch eine in der Hinterhand. Die Schadensanalyse ergab, dass die Elektronikbox überhitzt ist. Dabei hat die Isolierung gelitten. Die MGU-K hat überlebt. Von der Elektromaschine sind seit dem GP Deutschland drei Einheiten im Pool. Ferrari nutzte die Gelegenheit, als Vettel dort wegen eines Defekts in der Qualifikation von ganz hinten starten musste. Da spielte die fällige Strafe keine Rolle.
Für Ferrari schlägt beim GP Japan die Stunde der Wahrheit. Nach vier Pole Positions in den letzten vier Rennen muss sich zeigen, ob der seit zwei Rennen runderneuerte SF90 auch Rennstrecken mit unterschiedlichen Kurvenradien kann. Suzuka ist zwar mit 72 Prozent Volllast auch eine Power-Strecke, doch auf der 5,807 Kilometer langen Achterbahn kann man in den Kurven Verluste auf den Geraden wettmachen. Experten vermuten, dass die Sektoren 1 und 2 an Mercedes gehen, Sektor 3 dagegen Ferrari-Land ist.
Teamchef Mattia Binotto gibt sich optimistisch: „Es gibt keinen Grund, warum wir in Suzuka nicht schnell sein sollten.“ Das nennt man gewachsenes Selbstvertrauen. Die Turbulenzen nach der missglückten Stallregie haben sich laut Charles Leclerc gelegt. „Es war alles nur ein Missverständnis. Wie sich später herausgestellt hat, war uns nicht klar, wie die Strategie beim Start ausgesehen hat. Das ist ausgeräumt. Es wird in Zukunft klarere Ansagen geben.“ Sebastian Vettel will über die Angelegenheit nicht mehr sprechen. Nur so viel: „Es war nicht richtig, dass ich den Funkspruch ignoriert habe.“
Red Bull
Red Bull hofft, dass beim Honda-Heimspiel in Suzuka der Knoten platzt. Seit der Sommerpause war der Faden gerissen. Doch die Strecke von Suzuka sollte dem RB15-Chassis liegen. Mobil bringt neues Benzin. Das soll genauso viel Leistung bringen wie die letzte Ausbaustufe von Honda. Also rund 15 PS. Auch am Auto gibt es kleinere Neuerungen. „Ein Podiumsplatz wie im Vorjahr muss auf jeden Fall unser Ziel sein“, erklärte Max Verstappen optimistisch.
Racing Point
In drei der letzten vier Rennen hat Racing Point gepunktet. Sergio Perez holte 20 Zähler, Lance Stroll einen. Die Fahrer sind zuversichtlich, diese Serie fortsetzen zu können. Die jüngsten Upgrade zeigen endlich Wirkung, auch auf Strecken, auf denen das Auto traditionell eher problematisch war.
Williams
Der neue Frontflügel kam in letzter Minute in Japan an. Er wird am Freitag an beiden Autos getestet, aber wahrscheinlich nicht im Rennen eingesetzt. Es herrscht akuter Teilemangel. Die Materialdecke ist extrem dünn. Deshalb wurde Robert Kubica in Sotschi nach dem Unfall seines Teamkollegen George Russell beim GP Russland vorsichtshalber aus dem Rennen genommen. Kubica verrät: „ Der Frontflügel, den ich hier im Rennen fahren soll, wurde schon bei den Wintertestfahrten in Barcelona eingesetzt.“
Renault
Renault zündet die vorletzte Ausbaustufe. Ein neuer Frontflügel soll die Strömung zum Heck verbessern. In Mexiko folgen noch modifizierte Leitbleche. Das war‘s dann für die Saison 2019. In Enstone wird bereits mit Volldampf am nächstjährigen Auto gearbeitet. Nico Hülkenberg hofft, dass die Prognosen der Ingenieure stimmen: „Der Flügel soll die Fahrcharakteristik verbessern und das Heck stabiler machen.“.
Toro Rosso
Red Bulls B-Team tut Motorenpartner Honda einen Gefallen. Naoki Yamamoto ist mit 31 Jahren nicht mehr der Jüngste, aber der Honda-Schützling in der Super Formula und Super GT darf im ersten Freitagstraining sein Formel 1-Debüt geben. Er ersetzt kurzfristig Pierre Gasly.
Der Motoren-Pool ist seit dem GP Russland gut gefüllt. Daniil Kvyat und Pierre Gasly können sich endlich mal auf ein Wochenende ohne Strafen einrichten. Und sie hoffen, dass der neue Sprit dem Honda-Motor Flügel verleiht. Kvyat warnt aber vor zu großen Hoffnungen: „Er wird uns nicht gleich eine Sekunde schneller machen.“
Mindestens genauso wichtig ist, dass die Autos bereits mit einer guten Basisabstimmung ins Training geben, die wegen des drohenden Taifuns stark verkürzt sein wird: „Diese Saison hat gezeigt, wie wichtig das Setup ist. Im Mittelfeld geht es so eng her, dass jede Kleinigkeit zählt. Bei unseren guten Wochenenden war es immer so, dass wir am Freitag rausgefahren sind und danach nur noch Feintuning am Setup machen mussten.“
Haas
Haas übt schon für die Saison 2020. Die Melbourne-Version des VF-19 wird mit unterschiedlichen Entwicklungsteilen bestückt, die unter der Saison bereits in anderen Spezifikationen eingesetzt wurden. Beide Autos sind wieder einmal mit unterschiedlichen Elementen bestückt.
Seit zwei Rennen ist der US-Renner wieder ein Punktekandidat. Kevin Magnussen erklärt warum: „Unser großes Problem war, dass der Abtrieb zu instabil war. Mit jeder Ausbaustufe wurde das Problem größer. Deshalb sind wir zum Ausgangspunkt zurück und arbeiten uns jetzt Schritt für Schritt wieder nach vorne. Wir verstehen jetzt das Paket viel besser. Der Abtrieb ist konstanter geworden. Und schon haben wir weniger Probleme, die Reifen in ihr Fenster zu bekommen.“
McLaren
Auf dem Papier sollte Suzuka eine gute Strecke für McLaren sein. „Alles hängt davon ab, wie schnell wir das optimale Setup finden. In Sotschi haben wir einen Tag gebraucht. Erst als wir den Abtrieb erhöht haben, hat es funktioniert“, erinnert sich Teamchef Andreas Seidl. Der McLaren MCL34 ist nun am Ende seiner Entwicklung angelangt. „Es kommen nur noch eine paar Gurneys und Flaps. In der Fabrik läuft die Entwicklung für das 2020er Auto schon unter Volldampf.“
Alfa Romeo
Kimi Räikkönen erhofft sich vom GP Japan Antworten auf viele Fragen. Zum Beispiel, warum es für Alfa seit der Sommerpause nicht mehr so läuft. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat es etwas mit dem Aero-Paket zu tun, das wir vor ein paar Rennen gebracht haben, oder mit dem Streckenlayout. Wir haben unsere Theorien. Suzuka muss zeigen, ob wir richtig liegen.“
Auch der Finne muss seine Form wiederfinden. Drei Mal war er zuletzt in Unfälle verwickelt. zwei Mal versemmelte er den Start. „ In Singapur war Kimi eine Sekunde zu spät dran, in Sotschi eine Sekunde zu früh. “Der Schnitt passt„, scherzt Teammanager Beat Zehnder.