Ferrari setzt erste Duftmarke
Am vorletzten Testtag hat Ferrari erstmals die Muskeln spielen lassen. Charles Leclerc fuhr nicht nur absolute Testbestzeit, sondern brannte auch noch eine beeindruckende Rennsimulation auf den Asphalt. Bei Red Bull endete der Tag mit einem Crash.
Die Formel-1-Wintertests haben am siebten Tag noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Die 13 Piloten, die am Donnerstag (28.2.2019) auf der katalanischen Grand-Prix-Strecke ihre Runden drehten, boten den Fans gute Unterhaltung und jede Menge Action. Vor allem Ferrari lieferte in Person von Charles Leclerc eine große Show ab. Der monegassische Youngster war bei seinem letzten Testauftritt erstmals mit weichen Reifen und wenig Sprit unterwegs.
Im Rahmen einer Qualifying-Übungseinheit benötigte der Ferrari nur 1:16.281 Minuten für die 4,655-Kilometer-Schleife. So schnell war in diesem Testwinter noch kein anderer Pilot. Die Leclerc-Marke lag nur noch ein gutes Zehntel über der Pole-Position-Zeit von Lewis Hamilton beim Spanien-Grand-Prix im Vorjahr. Das zeigt, dass die 2019er Formel 1 im Gegensatz zu den Prognosen über den Winter nichts an Speed eingebüßt hat.
Dabei bewegte sich der Scuderia-Neuling noch gar nicht am Limit, wie er selbst zugab: „Wir haben uns beim Auto natürlich noch etwas Luft gelassen. Und auch ich als Fahrer muss noch lernen und kann mich noch verbessern.“ Noch beeindruckender als die beste Runde mit den ganz weichen C5-Pirelli-Reifen war eine 1.17.2 Minuten-Runde, die Leclerc ebenfalls am Vormittag auf C2-Gummis gefahren war. In der Theorie ist der Gripunterschied der beiden Mischungen mehr als anderthalb Sekunden wert.
Leclerc war aber nicht nur auf einer Runde schnell unterwegs. Am Nachmittag absolvierte der 21-Jährige noch eine beeindruckende Rennsimulation. Der Vergleich mit Valtteri Bottas, der im Mercedes simultan die gleiche Übung abspulte, offenbarte einen Vorteil für das rote Auto. Und auch in Sachen Zuverlässigkeit scheint Ferrari gut aussortiert zu sein. Nachdem die Ursache für den Vettel-Crash am Vortag gefunden war, spulte Leclerc 138 Runden ab. Erst in den Schlussminuten blieb der SF90 doch noch einmal auf der Strecke stehen, was aber nicht viel Trainingszeit kostete.
In der Kilometerwertung konnte Mercedes wie üblich mithalten. Lewis Hamilton am Vormittag und Valtteri Bottas am Nachmittag kamen addiert auf 181 Umläufe. Mit der Bestzeitenjagd wartet man im Silberpfeil-Lager traditionell bis zum Qualifying in Melbourne. Und so fanden sich Hamilton und Bottas wieder einmal in der unteren Hälfte der Tabelle wieder.
Gasly zerlegt Red-Bull-Renner
Richtig schlecht lief es bei den Titelkonkurrenten von Red Bull. Pierre Gasly ließ sich mit rund acht Zehnteln Rückstand zwar immerhin die viertbeste Zeit notieren, gefahren übrigens ebenfalls auf dem ganz weichen C5-Reifen, doch am Nachmittag legte der Franzose in Kurve 9 einen Highspeed-Abflug hin, der unsanft in der Bande endete. Nach 65 gefahrenen Runden musste der RB15 in Einzelteilen zur Garage transportiert werden.
Eine bessere Figur gab das Schwesterteam von Toro Rosso ab. Rookie Alexander Albon war in der Früh der erste Pilot überhaupt in diesem Testwinter, der eine Zeit unter der 1.17er-Marke schaffte. Die persönliche Bestmarke von 1:16.882 Minuten wurde später nur noch von Leclerc unterboten. Und mit 118 Runden zeigte der Honda-Renner aus Faenza auch wieder eine ordentliche Zuverlässigkeit.
McLaren tauchte nach zwei Bestzeiten zum Wochenstart ebenfalls wieder relativ weit oben im Klassement auf. Allerdings verfehlte Lando Norris die 1.16er Marke im Gegensatz zu Rookie-Kollege Albon knapp. Bei der Kilometerleistung konnte der MCL34 nicht mit dem Toro Rosso mithalten. Der Papaya-Renner kam insgesamt nur auf 84 Runden.
Bei Renault teilten sich Nico Hülkenberg (früh) und Daniel Ricciardo (spät) wieder die Arbeit. Der geringe Abstand von nur 3 Zehnteln deutete darauf hin, dass die beiden Teamkollegen auf einem ähnlichen Programm unterwegs waren. Die schnellsten Runden reichten immerhin für die Plätze 5 und 6. In der Früh sorgte Hülkenberg für etwas Verwunderung bei den Beobachtern, als er für Aerodynamik-Messungen mit einem zur Hälfte weiß lackierten Heckflügel ausrückte.
Probleme bei Alfa und Haas
Mit größeren Schwierigkeiten hatten die beiden Ferrari-Kundenteams am Donnerstag zu kämpfen. Antonio Giovinazzi im Alfa-Sauber kam nur auf 71 Runden. Zu den Gründen gab sich das Team zugeknöpft: „Wir hatten gleich mehrere Probleme zu lösen.“ Bei Haas zeigten sich die Verantwortlichen etwas konkreter. Ein Defekt am Auspuff sorgte dafür, dass Romain Grosjean seine Spätschicht erst eine Dreiviertelstunde vor dem Ende der Sitzung beginnen konnte.
Der Fahrer, der am Donnerstag die meisten Runden überhaupt abspulte, saß überraschend im Williams. George Russell absolvierte am Nachmittag eine Rennsimulation und kam insgesamt auf 140 Umläufe. In Sachen Speed kann der FW42 aber noch nicht mit dem Rest des Feldes mithalten. Russell landete trotz der weichen C5-Reifen nur auf dem elften Platz in der Zeitentabelle.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die besten Bilder des Tages.