Kann man das noch Flügel nennen?

Formel-1-Technikfreunde kommen am Donnerstag in Monza immer besonders auf ihre Kosten. So extrem dünne Flügel wie in Italien fahren die Teams auf keiner anderen Strecke. Wir zeigen Ihnen die Autos in der Galerie im Detail.
Das Highspeed-Fest in Monza sorgt bei den Formel-1-Ingenieuren jedes Jahr wieder für Kopfschmerzen. Wird auf den meisten anderen Strecken versucht, so viel Abtrieb wie möglich zu produzieren, um schnell durch die Kurven zu kommen, gilt in Monza nur eines: Top-Speed um jeden Preis. Der Speed in den wenigen Kurven und den Schikanen ist fast zu vernachlässigen.
Statt den Abtrieb zu maximieren lautet die Aufgabe für die Techniker nun den Luftwiderstand zu minimieren. Die einfachste Maßnahme lautet hierfür, kleinere Flügel zu montieren, die möglichst flach im Fahrtwind stehen. Weil Monza so eine extreme Aerodynamik-Konfiguration verlangt, sind die Teams gezwungen spezielle Teile für dieses eine Rennen zu bauen.
Technik-Show vor der FIA-Garage
Für Technikfans ist es umso spannender, mit welchen Waffen die Ingenieure dieses Mal in die Highspeed-Schlacht gehen. Einen ersten Eindruck davon bekam man am Donnerstag bei der technischen Abnahme in der FIA-Garage. Hier müssen alle Teams ihre neuen Teile beim Weltverband anmelden und sie dann auf Legalität überprüfen lassen, damit es beim Check nach dem Rennen keine böse Überraschungen gibt.
Und auch dieses Jahr lohnte es sich wieder, mit der Kamera im Anschlag in der Boxengasse zu warten. So extreme Flügel wie in diesem Jahr sah man selten in Monza. Beim Blick auf das ultraflache Red-Bull-Leitwerk spottete ein Kollege: „Kann man das überhaupt noch Flügel nennen oder ist das nicht eher ein Windabweiser?“
Spezialflügel am Haas
Die Autos mit Honda-Motoren fahren wegen des PS-Defizits wenig überraschend die extremsten Flügel-Varianten. Aber auch bei Haas lohnte sich ein genauerer Blick. Der US-Renner wurde mit einem ganz schmalen Heckflügel ausgerüstet, der am oberen Rand des Flaps auch noch zwei große Aussparungen aufwies.
Auf die Frage, ob sich die Investitionen in die Entwicklung und die Produktion der Spezialflügel für ein einziges Rennen lohnt, grinste Haas-Teamchef Guenther Steiner nur verkniffen: „Jeder kann sein vorhandenes Budget einsetzen wie er will. Das ist das Schöne an diesem Sport. Wir denken, dass es sich auszahlt. Hinterher sind wir schlauer.“
Ein Gewinner steht aber jetzt schon fest: Die Technik-Fans kommen beim Blick in unsere Galerie voll auf ihre Kosten. Dazu zeigen wir Ihnen auch noch die neue Lackierung des Alfa Romeos, der zum Heimspiel der Marke im Italo-Look an den Start geht.