Fernando Alonso schimpft über Honda
Fernando Alonso kam an seinem vorletzten Testtag in Barcelona wieder nur auf 46 Runden. Nach der Sitzung machte der Spanier seinem Ärger über Motorenpartner Honda Luft.
Im McLaren-Lager herrscht dicke Luft. Der neue MCL32 findet einfach nicht in die Spur. Am Mittwoch (8.3.2017) kam Fernando Alonso wieder nur auf 46 Runden. Ein Batterie-Wechsel kostete wertvolle Zeit. Und wenn der McLaren mal auf der Strecke ist, dann rollt das orangefarbene Auto dem Feld deutlich hinterher. 3,7 Sekunden fehlten am sechsten von acht Testtagen auf den Bestwert von Valtteri Bottas.
„Wir sind nicht so schnell, wie wir zu diesem Zeitpunkt sein wollten. Aber es sind nur die Wintertests. Ich erinnere mich an Red Bull im Jahr 2014. Da sind die nur 7 Runden gefahren und haben am Ende zwei oder drei Rennen gewonnen. Die Saison ist lang. Da hat man Zeit zu reagieren“, versuchte der Pilot zu beruhigen.
McLaren hinter den Erwartungen
Doch nach einigen kritischen Nachfragen der Journalisten nahm der Spanier kein Blatt mehr vor den Mund: „Wir fahren immer nur 40 Runden. Wir sind also ungefähr dort, wo die anderen nach dem zweiten Testtag waren. Wir können uns nicht hinstellen und behaupten, dass wir glücklich sind. Wir fahren nicht die Runden, die wir eingeplant haben. Uns fehlen dadurch noch Daten. Wir verschieben immer wieder Teile des Programms auf den nächsten Tag. Aber jetzt sind nur noch zwei Tage da.“
Alonso hatte sich für die Saison 2017 so viel ausgerechnet. Deshalb ist die Enttäuschung nun umso größer. „Die Situation ist ähnlich wie letztes Jahr. Allerdings ist es nun noch einen Tick frustrierender. Durch die Änderungen im Reglement hatten wir uns viel ausgemalt. Wir hatten gehofft, die Lücke über den Winter zu schließen.“
Den Schwarzen Peter für die Misere schob der Pilot Motoren-Partner Honda in die Schuhe. Der neue V6 Hybrid-Antrieb der Japaner geht zu oft kaputt. Und er bringt nicht die versprochene Power. Das Auto selbst mache dagegen laut Alonso keine Probleme: „ Das Chassis fühlt sich gut an. Alles funktioniert, ich bin zufrieden mit der Balance. Es macht Spaß, dieses Auto zu fahren. Ich denke, wir sind nicht zu weit weg, was das Auto angeht.“
„Wir haben nur ein Problem und das ist die Power Unit. Es fehlt die Zuverlässigkeit und die Leistung. Wir sind auf jeder Geraden 30 km/h langsamer als die anderen. Und wenn man immer 30 km/h langsamer ist, dann fühlt sich natürlich alles gut an. Man weiß nicht, was passiert, wenn man mit normalem Tempo ankommt“, schimpft Alonso.
Auf die Frage, ob er mit seinem Auto mit Vollgas durch Kurve 3 fahren kann, antwortete Alonso mit Hinweis auf die mangelnde Leistung trocken: „Für uns gehen momentan alle Kurven voll.“
Alonso denkt nicht an Rücktritt
Der zweifache Weltmeister will die Saison aber noch nicht vorzeitig begraben. „Ich schwimme immer gegen den Strom. Wenn die Leute pessimistisch werden, dann denke ich optimistisch. Wenn sie euphorisch werden, dann fange ich an, mir Sorgen zu machen. Ich bin immer noch zuversichtlich, dass wir dieses Jahr konkurrenzfähig sein werden. Wann genau, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube daran, dass wir Rennen gewinnen und auf dem Podium stehen können.“
Alonso hat Vertrauen in sein Team. „Man weiß, dass McLaren schnell den Spieß umdrehen kann. Es ist ein großes Team. Wir müssen zusammenstehen und brauchen jetzt eine schnelle Reaktion von allen. Ich mache mir keine Sorgen für Australien. Das Team ist bereit, auf einem guten Level zu kämpfen. Die einzige Frage lautet, wie viel Motorleistung wir dort zur Verfügung haben.“
Trotz der anhaltenden Misere denkt Alonso noch längst nicht an die Rente. Ganz im Gegenteil. Der 35-Jährige sieht sich auf dem Zenit seiner eigenen Leistungsfähigkeit: „Wenn die anderen irgendwann später bremsen und früher beschleunigen, dann weiß ich, dass es Zeit ist aufzuhören. Aber momentan ist genau das Gegenteil der Fall. Was ich von mir selbst sehe, liegt auf dem höchsten Niveau. Jetzt ist es an der Zeit anzugreifen. Ich fühle mich sehr gut. Ich denke auch, dass ich mit den neuen Autos meine Stärken in Sachen Fahrstil voll ausspielen kann.“
Wenn der Honda-Motor so viel Leistung wie der Pilot Selbstbewusstsein hätte, dann müsste man sich um McLaren keine Sorgen machen.