So könnte die Saison laufen

Seit 2018 geht Sauber mit den Logos von Partner Alfa Romeo in der Formel 1 auf Punktejagd. Das Team aus Hinwil kann auf eine bewegte Vergangenheit in der Königsklasse zurückblicken.
Formel 1-Sportchef Ross Brawn hatte Notpläne für die Saison 2020 bereits vergangene Woche aufgezeichnet. Sie reichen von 8 bis 19 Rennen. Der realistische Kalender, an dem gerade gebastelt wird, beinhaltet 15 Grands Prix. Und so sieht er aus.
Im Moment kann der Profisport nur Hoffnung verkaufen. Wann genau die Corona-Krise wieder Großveranstaltungen zulässt, kann im Moment keiner vorhersagen. Die Bundesliga will im Mai wieder spielen. Vor leeren Tribünen.
Auch im Motorsport gibt es schon klare Ansagen. Die 500 Meilen von Indianapolis wurden auf den 23. August verschoben, die 24 Stunden von Le Mans auf den 19. und 20. September. Nur die Formel 1 nennt noch kein fixes Datum. Auf dem Papier findet der Saisonauftakt am 28. Juni in Frankreich statt. Aber nur weil der GP Frankreich das erste, noch nicht abgesagte Rennen ist.
Die Formel-1-Drahtzieher halten einen Saisonstart eher im Juli für wahrscheinlich. Aus logistischen Gründen muss er in Europa stattfinden. Dort werden die Reisebeschränkungen zuerst gelockert. Dort kann man die Autos und das Material flexibel mit Trucks transportieren. F1-Sportchef Ross Brawn ließ schon einmal seine Gedanken schweifen. Bei einem Saisonstart im Juli wären bestenfalls noch 19 Rennen möglich.
Ginge es erst im Oktober los, könnte man wenigstens noch die Minimalforderung von acht Rennen erfüllen. Die braucht man um den Status einer Weltmeisterschaft zu gewährleisten. FIA-Präsident Jean Todt hält ab dem Sommer zwei bis drei Grand Prix pro Monat für möglich. An das schlimmste Szenario mag keiner denken, obwohl es nicht ausgeschlossen werden kann. Das wäre ein Totalausfall der Saison.
Nur Singapur muss sein Datum halten
Noch halten sich die FIA und das F1-Management mit genauen Daten und der Reihenfolge bedeckt. Der Grund ist einfach. Um möglichst viele Rennen noch im Kalender unterzubringen, muss man flexibel sein. Das ist bei dem Restprogramm bei allen Rennstrecken möglich mit Ausnahme: Singapur.
Der Stadt-Grand Prix muss wegen der aufwendigen Aufbauarbeiten wie geplant am 20.September stattfinden. Da ist kein Spielraum. Trotz der unsicheren Lage wird im Formel 1-Hauptquartier bereits an mehreren Not-Kalendern gebastelt, abhängig davon wann und wo die Saison beginnt.
Die wahrscheinlichste dieser Varianten umfasst 15 Rennen. Also genau die Zahl, die die Rechteinhaber brauchen, um bei den TV-Verträgen nicht nachverhandeln zu müssen. Demnach ginge die Saison im Juli mit zwei Rennen los. Wahlweise Österreich, England oder Frankreich. Im August würden dann drei Rennen stattfinden. Ungarn, die Niederlande, Belgien oder Italien stünden zur Auswahl. Oder ein Nachrücker aus der Reihe der bereits abgesagten Europa-Rennen.
Für den Auftakt in Europa werden auch Geisterrennen ins Auge gefasst. Das F1-Management müsste dann selbst in die Veranstalter-Rolle schlüpfen und die Rennstrecken anmieten. Die Promoter des GP Holland haben jedoch bereits erklärt, dass für sie ein Rennen ohne Zuschauer nicht in Frage kommt. Zandvoort will sein Comeback vor einem vollen Haus feiern.
Kalender teilt sich in Kontinent-Blöcke
Nach dem Europa-Block würde die Formel 1 nach Asien umziehen. Mit zwei Rennen im September. Denkbar wären Singapur und Russland oder Aserbaidschan. Im Oktober sollen drei Rennen in Asien abgehalten werden: Japan, Vietnam und China. Eines notfalls als Zweitages-Event. Im November käme der Amerika-Trip mit USA, Mexiko und Brasilien an die Reihe.
Die Saison würde dann im Dezember mit zwei Rennen im Wochentakt in Bahrain und Abu Dhabi abgeschlossen. An eine Verlängerung in den Januar glaubt Jean Todt nicht: "Die FIA hätte kein Problem damit. Die Rechteinhaber aber wahrscheinlich schon. Ich sehe eher, dass die Weltmeisterschaft vor Weihnachten endet."
Sollte bis zum Saisonstart noch nicht wieder volle Reisefreiheit herrschen, müsste die Formel 1 einige logistische Hürden umschiffen. Auch dafür wurden Pläne geschmiedet. Nicht nur dass die Mitglieder des Wanderzirkus regelmäßig auf Corona getestet würden.
Zum Beispiel auch, dass der gesamte Tross zu den Übersee-Rennen in gecharterten Flugzeug reist, dass alle in einigen wenigen ausgewählten Hotels in der Nähe der Rennstrecke untergebracht werden und dass man sich entweder im Fahrerlager oder in den Hotels versorgt. So bliebe man unter sich und würde die Gefahr einer Ansteckung verringern.
Das alles sind nur Denkmodelle. Sie können schon nächste Woche wieder über den Haufen geworfen werden, je nachdem in welche Richtung sich die Krise entwickelt.