Wie Politik VW-Busse anfällig macht

Emissionsvorgaben machen moderne Diesel sauber – und instabil. Warum VW T5/T6 besonders unter der Umweltpolitik leiden, lesen Sie hier.
Eigentlich sollte die Abgasrückführung den Diesel retten. Sauberer, sparsamer und umweltverträglicher – das war die Idee hinter der Technik, die seit Jahren fester Bestandteil moderner Dieselmotoren ist. Doch bei den VW-Transportern T5 und T6 zeigt sich eine ganz andere Realität. Hier führt die sogenannte AGR nicht selten zu kapitalen Motorschäden. Ausgerechnet die Technik, die das Auto umweltfreundlicher machen soll, wird zur Kostenfalle für Tausende Fahrer.
Besonders betroffen sind Modelle mit Euro-5- und Euro-6-Dieselmotoren. Die Fehlerbilder gleichen sich auffallend. Immer wieder berichten Nutzer von verstopften AGR-Leitungen, überhitzten Zylinderköpfen oder defekten Turboladern. Oft kommt der Leistungsverlust ohne Vorwarnung, häufig endet er mit einer teuren Reparatur. Die Ursache dafür liegt tief im Motorraum, aber auch in Brüssel und Berlin – denn der Ursprung dieses Problems ist politisch.
Laborerfolg, Alltagsrisiko
Seit Jahren erhöhen europäische Abgasnormen den Druck auf Hersteller, den Stickoxidausstoß drastisch zu reduzieren. Um die strengen Vorgaben zu erfüllen, setzen viele Autobauer auf die interne Abgasrückführung. Dabei werden Teile der Abgase erneut dem Verbrennungsprozess zugeführt. Was in der Theorie gut klingt, bringt in der Praxis Probleme mit sich. Die heißen Abgase enthalten Ruß und Kondensate, die sich in Ansaugtrakt und Ventilen ablagern können. Vor allem bei Kurzstreckenfahrten oder im Stadtverkehr kann sich so eine zähe Ölkohle-Schicht bilden, die die Funktion zentraler Bauteile massiv beeinträchtigt.
Die Auswirkungen sind gravierend. Werkstätten berichten immer häufiger von Motorausfällen schon bei Laufleistungen von unter 150.000 Kilometern – für ein Fahrzeug, das häufig als Familienvan oder Reisemobil eingesetzt wird, ist das ein inakzeptabler Wert. Noch schwerer wiegt der ökologische Schaden. Ein Austauschmotor verursacht rund 1.500 Kilogramm CO₂ – mehr als ein ganzes Jahr Fahrbetrieb bei einem Durchschnittsverbrauch von zehn Litern auf hundert Kilometer. Damit wird die Emissionsersparnis durch AGR schnell relativiert.
Politik gegen Praxis
Experten sehen die Ursache in einer technischen Fehlentwicklung, die durch politischen Druck verschärft wurde. Die AGR war nie als Dauerlösung gedacht, sondern als Brückentechnologie auf dem Weg zu sauberen Verbrennern. Doch anstatt neue Konzepte zu fördern, wurde sie immer weiter optimiert – zulasten der Haltbarkeit. Ein Dieselentwickler eines großen Zulieferers bringt es auf den Punkt: "Die Abgasrückführung ist ein politisch getriebenes System, das unter realen Bedingungen seine Grenzen zeigt."
Wer zahlt am Ende die Rechnung? In vielen Fällen bleiben die Fahrer auf den Kosten sitzen. Zwar bietet VW in Einzelfällen Kulanzregelungen an, doch häufig wird die Verantwortung auf unsachgemäßen Betrieb oder versäumte Wartungen abgeschoben. Für die Betroffenen ist das bitter. Denn sie nutzen ihr Fahrzeug im Alltag genau so, wie es vom Hersteller beworben wird: als flexibles, zuverlässiges Nutzfahrzeug. Doch was nützt ein solches Versprechen, wenn der Motor unter realen Bedingungen regelmäßig versagt?
Die Folge ist ein Vertrauensverlust, der längst auch den Gebrauchtmarkt erreicht hat. Modelle mit Euro-6-Motoren und Laufleistungen über 100.000 Kilometern verlieren deutlich an Wert. Das betrifft nicht nur Händler, sondern auch Privatbesitzer, die ihren VW-Bus als langfristige Investition sahen – etwa für den Familienurlaub oder den Ausbau zum Camper.
Neue Technik, neue Hoffnung
Einige Hersteller arbeiten inzwischen an neuen Abgaslösungen, die ganz ohne AGR auskommen. Systeme wie TwinDox setzen auf zweistufige NOx-Speicher und versprechen bessere Dauerhaltbarkeit. Auch politisch bewegt sich etwas. Mit der geplanten Euro-7-Norm sollen erstmals Anforderungen an die Lebensdauer von Abgasreinigungssystemen eingeführt werden. Ob das reicht, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, bleibt offen.