Hamilton holt Rekord-Pole

Lewis Hamilton hat sich im längsten Qualifying aller Zeiten die Pole Position für den GP Italien gesichert. Neben dem Briten startet Williams-Pilot Lance Stroll auf Rang 2. Sebastian Vettel geht nur von Rang 6 ins Rennen.
Lewis Hamilton steht in Monza zum 69. Mal in seiner Karriere auf dem ersten Startplatz – das hat vor ihm noch kein anderer Pilot in der Formel-1-Geschichte geschafft. Das war aber nicht der einzige Grund, warum das Qualifying von Monza in die Geschichtsbücher eingehen wird. Mit einer Gesamtlänge von 3:36 Stunden war es das längste Qualifying aller Zeiten.
Hamiltons Reifen-Poker geht auf
Grund für die Verzögerung waren anhaltende Regenschauer, die für eine Unterbrechung des Q1 um gut zweieinhalb Stunden sorgten. Als es dann am Ende auf feuchter Strecke um die ersten Startplätze ging, hatte wieder einmal Hamilton die besten Nerven. Er ließ sich kurz vor Ablauf der Uhr noch einmal frische Regenreifen aufziehen. Es blieb nur noch eine schnelle Runde, in der Hamilton am Ende mehr als eine Sekunde schneller fuhr als Max Verstappen.
„Das war heute echt schwierig da draußen. Es war so einfach, Fehler zu machen. Wir haben viel riskiert und am Ende hat es sich ausgezahlt“, strahlte der Brite, der nun eine Pole Position mehr auf dem Konto hat, als der alte Rekordmann Michael Schumacher. Trotz der zweitschnellsten Zeit wird Max Verstappen allerdings nicht auf dem zweiten Platz in der ersten Reihe starten. Genau wie Teamkollege Daniel Ricciardo, der die drittschnellste Zeit fuhr, geht der Holländer wegen einer Motorenstrafe weit nach hinten zurück.
Von den Strafen profitierte als erstes Lance Stroll. Der Williams-Pilot kam bei den widrigen Bedingungen auf der Highspeed-Strecke sehr gut zurecht und fuhr die viertschnellste Zeit. Damit darf der kanadische Rookie am Sonntag neben Hamilton aus der ersten Reihe losfahren. Auch Esteban Ocon lieferte eine starke Leistung ab. Der Force India-Pilot rutscht mit der fünftschnellsten Zeit auf den dritten Startplatz nach vorne. Er steht neben Mercedes-Pilot Valtteri Bottas in der zweiten Reihe.
Ferrari nur in Startreihe 3
Für Ferrari gab es beim Heimspiel eine große Enttäuschung. Trotz der Red Bull-Strafen fahren Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel nur von den Startplätzen 5 und 6 los. Mit den schnellen Mercedes-Werks- und Kundenautos vor der Nase wird es am Sonntag schwierig, den Sieg von Lewis Hamilton zu verhindern.
Das chaotische Qualifying hatte pünktlich um 14.00 Uhr begonnen. Doch bei strömendem Regen verlor Romain Grosjean beim Anbremsen auf die erste Schikane die Kontrolle über sein Auto. „Das war viel zu gefährlich. Man hätte das Qualifying niemals starten dürfen“, schimpfte der Franzose. „Ich hatte noch Glück, dass ich die Banden in einem günstigen Winkel getroffen habe. Der Schaden am Auto hält sich in Grenzen.“
Qualifying im Q1 lange unterbrochen
Danach wurde die Sitzung erst einmal unterbrochen. Bernd Mayländer fuhr mit seinem Safety-Car eine Inspektionsrunde nach der anderen. Doch immer wenn man dachte, der Regen würde nachlassen, begann es wieder zu schütten. Die Mercedes-Piloten vertrieben sich mit einer Runde Playstation die Zeit. Einige sprachen sich schon dafür aus, die Sitzung auf den Sonntag zu verschieben. Doch nach gut zweieinhalb Stunden Pause entscheid sich die Rennleitung, das feuchte Spiel doch noch einmal anzupfeifen.
Für Pascal Wehrlein war das Vergnügen nach dem 173 Minuten andauernden Q1 beendet. Der Sauber-Pilot probierte es erst mit Regenreifen, dann mit Intermediates. In der Zeitentabelle blieb aber nur Platz 17 – anderthalb Zehntel hinter seinem Teamkollegen Marcus Ericsson. Anschließend beklagte sich der Youngster über die Reifenwahl: „Ich wäre lieber länger auf den Regenreifen gefahren. Mit denen hatte ich mich viel wohler gefühlt als mit den Inters. Das war etwas schade.“
Strafen wirbeln Startaufstellung durcheinander
Die Sauber-Piloten profitieren auch von den vielen Startplatzstrafen im Feld. Max Verstappen P14 (+20), Nico Hülkenberg P15 (+10), Carlos Sainz P16 (+10), Daniel Ricciardo P17 (+25), Jolyon Palmer P18 (+15) und Fernando Alonso P19 (+35) rutschen nooch hinter die beiden Schweizer Autos. Weil Crash-Pilot Grosjean keine Zeit innerhalb der 107-Prozent-Marke setzen konnte, muss der Franzose vom letzten Platz losfahren.
Für Hülkenberg war das Qualifying wegen der Motorenstrafe relativ bedeutungslos. Trotzdem ärgerte sich der Renault-Pilot, dass er bei seinen Spezial-Bedingungen „nur“ die zwölftschnellste Zeit fuhr und das Q3 verpasste. Wie Wehrlein schimpfte Hülkenberg über mangelnden Grip auf den Intermediates: „Ich habe mich schon im Q1 gar nicht wohlgefühlt auf den Intermediates. Deshalb waren wir im Q2 länger auf den richtigen Regenreifen. Als wir am Ende trotzdem gewechselt haben, war das Gefühl wieder schlechter.“
GP Italien 2017: Ergebnis Qualifying