Horner ätzt gegen Airbox-Segel
Red Bull-Teamchef Christian Horner gefallen die neuen Autos. Nur die Haifischflosse im Heck stört ihn. Dass der RB13 am ersten Testtag noch von technischen Pannen aufgehalten wurde, sieht der Engländer gelassen.
Die Formel 1 hat ihr Gesicht geändert. Zwei Meter breite Autos, größere Reifen (vorn 305, hinten 405 Millimeter) und mehr aerodynamische Freiheiten sollen der Königsklasse ihren alten Reiz zurückbringen. Und die verlorengegangenen Fans wieder an die Strecken dieser Welt und vor die TV-Bildschirme locken.
Airbox-Segel sollte 2016 noch verhindert werden
Red Bull-Teamchef Christian Horner hat nur einen Makel an der 2017er Rennwagen-Generation entdeckt. Wie viele andere auch. Allerdings ist der Makel ein großer. „Ich finde, die neuen Autos sehen fantastisch aus. Richtig aggressiv. Das einzige, was die Optik verschandelt, ist die Haifischflosse.“ Red Bull wollte die überlange Motorabdeckung, welche die Autos wie einen Kombi wirken lassen, im vergangenen Jahr abwürgen. Ohne Erfolg. „Wir haben das Thema in der Strategiegruppe besprochen. Dann ging es weiter an die Formel 1.Kommission. Dort wurde das Gesuch, die Flosse zu verbieten, von der Mehrheit der Team. sofort abgewürgt“, berichtete Horner am Rande des Testauftakts in Barcelona.
Der Engländer sieht ein Grundsatzproblem im Fahrerlager: Jedes Team ist auf den eigenen Vorteil bedacht. „Das ist die übliche Paranoia in der Formel 1. Der Leistungszugewinn mit der Flosse ist marginal.“ Horner fordert, die Optik stärker zu gewichten. „Wenn ich unsere Aerodynamiker frage, wollen sie es natürlich behalten. Aber wir müssen auch ästhetische Punkte in Betracht ziehen. Es wäre falsch, sie zu ignorieren. Ohne die Flosse würden die Autos einfach besser aussehen.“
Horner spottet über McLaren-Design
Ein Auto im Feld würde dem Red Bull.Rennleiter aber auch ohne Airbox-Segel nicht gefallen: der McLaren mit seinem orangen Farbschema. „Ron muss durchgedreht sein, als er das gesehen hat“, witzelt Horner. Er meint Ron Dennis, den langjährigen Chef des englischen Traditionsrennstalls, der vor der Saison aus seiner Position enthoben wurde.
Es gibt auch Probleme vor der eigenen Haustür. Der Testauftakt in Barcelona verlief für Red Bull mäßig. Daniel Ricciardo kam am Vormittag nur auf vier Umläufe. Weniger brachte nur Fernando Alonso zustande. Ein defekter Sensor auf der Schwungscheibe der Kurbelwelle stoppte Ricciardo um 9:50 Uhr Ortszeit. „Dann hatten wir noch einen Defekt an der Batterie. Wir mussten sie deshalb austauschen.“
Der Stotterstart beunruhigt den Team.hef nicht. „So wie es aussieht, sind es keine größeren Themen. Es werden bei den Wintertests keine Punkte vergeben. Wir gehören für gewöhnlich nie zu den Autos mit den meisten Runden. Letztes Jahr ist Mercedes unzählige Kilometer bei den Tests gefahren. Trotzdem hatten sie ihre Probleme unter der Saison. Besser wir haben hier unsere Pannen als in Melbourne.“ Am Nachmittag war Ricciardo immerhin der erste Pilot auf der Piste. Und er stockte das Konto noch auf insgesamt 50 Runden auf. Seine persönliche Bestmarke von 1:22.926 Minuten reichte für den fünften Rang. Der Rückstand auf Lewis Hamilton: 1,161 Sekunden.
RB13 in vier Tagen zusammengeschraubt
Der RB13 wurde wie erwartet auf den letzten Drücker fertig. Weil Adrian Newey die Entwicklungszeit bis zuletzt ausreizte. „Wir haben am Mittwoch begonnen, das Auto zusammenzubauen. Es in vier Tagen geschafft zu haben, ist eine starke Leistung vom Team.“ Ein Red Bull.Kommentar zur ungewöhnlichen Nase? „Sie hat halt ein Loch“, witzelte der leitende Ingenieur Rob Marshall. Den Technik-Trick verrät Red Bull nicht. Den Clou muss die Konkurrenz schon selber rausfinden.
Diskussionen gibt es im Fahrerlager nicht nur über die Airbox-Segel und die RB13-Nase, sondern auch über die vernetzten Aufhängungen von Mercedes und Red Bull. Horner sieht sein Team auf der sicheren Seite. „Das ist eine Frage der Regelinterpretation. Die FIA ist mit unserer Lösung einverstanden. Es könnte in Melbourne aber zu einem Protest kommen. Dann wird die Angelegenheit an die Kommissare weitergereicht.“
Rosberg-Ersatz Valtteri Bottas sieht er übrigens nicht als Schwächung für Mercedes an. „Er ist eine gute Wahl. Für mich darf man ihn nicht als Nummer zwei abstempeln. Für Williams ist er ein Verlust, für Mercedes ein Gewinn. Ich bin sicher, dass er schnell sein wird.“