Ferrari und Vettel bestätigen Trennung
Sebastian Vettel muss sich nach der Saison 2020 einen neuen Arbeitgeber suchen. Der Heppenheimer und Ferrari gehen getrennte Wege, wie beide Parteien inzwischen bestätigt haben.
Lange haben Ferrari-Teamchef Mattia Binotto und Sebastian Vettel um einen neuen Vertrag gerungen. Doch nun wurden die Gespräche mit dem vierfachen Weltmeister ergebnislos beendet. Nach Informationen von auto motor und sport konnte man sich nicht auf einen neuen Deal einigen. Das haben Ferrari und Vettel am frühen Dienstagmorgen (12.5.2020) inzwischen bestätigt.
Der aktuelle Dreijahresvertrag mit dem 32-Jährigen läuft am Ende der Saison 2020 aus. Aus Italien war zuletzt immer wieder zu hören, dass Ferrari dem Piloten aus Heppenheim ein Verlängerung angeboten hatte, doch offenbar waren die Bedingungen für eine Weiterbeschäftigung aus Vettels Sicht nicht gut genug.
Abschied ohne Ferrari-Titel?
Über die Gründe des Scheiterns des Vertragspokers lässt sich nur spekulieren. Angeblich hatte Vettel für das neue Arbeitspapier eine längere Laufzeit angestrebt. Auch eine von Ferrari vorgesehene Kürzung des Gehalts soll Gegenstand der Diskussionen gewesen sein. Vettel bestreitet das: "Das Finanzielle hat keine Rolle gespielt." Am Ende waren die Differenzen nicht zu überbrücken.
"Das Team und Sebastian haben die Entscheidung in gegenseitigem Einvernehmen getroffen. Es ist das beste für beide Seiten", sagt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. "Es war keine einfache Entscheidung angesichts von Sebastians Wert als Fahrer und Persönlichkeit. Es gab keinen spezifischen Grund, abgesehen von der gemeinsamen und einvernehmlichen Überzeugung, dass es an der Zeit war, getrennte Wege zu gehen, um unsere jeweiligen Ziele zu erreichen."
Nach der fünften Saison im roten Overall mit vielen Tiefpunkten war wohl auch das Vertrauen auf Seiten Vettels etwas angeknackst. Der angestrebte erste Titel mit Ferrari lag nie wirklich in Reichweite. Dazu grätschte zuletzt auch noch Neuling Charles Leclerc öfter mal respektlos dazwischen, ohne dass die Teamführung den Monegassen bremste. "Um in diesem Sport die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, ist es unerlässlich, dass alle Parteien in perfekter Harmonie zusammenarbeiten. Das Team und ich haben festgestellt, dass wir nicht weiter das Verlangen zu haben, nach der Saison gemeinsam fortzufahren", erklärt Vettel.
Nun werden sich die Wege von Ferrari und Sebastian Vettel also nach der Saison 2020 trennen. Immerhin 14 Siege durfte der Deutsche in 101 Rennen für die Scuderia feiern. Auch wenn er viele Tifosi mit seiner offenen und ehrlichen Art ins Herz schließen konnte, gelang es Vettel nicht, sein großes Ziel zu erreichen und in die Fußstapfen von Michael Schumacher zu treten.
Ohne Optionen bleibt nur Rücktritt
Ob es für Vettel nach der Trennung noch ein Formel-1-Leben nach Ferrari gibt, ist zweifelhaft. Die Optionen für den Routinier sehen nicht gerade rosig aus. Solange Lewis Hamilton bei Mercedes fährt, ist die Silberpfeil-Tür fest verschlossen. Der Weg zu Red Bull stünde wohl offen, doch ein internes Duell mit Max Verstappen wird sich Vettel sicher nicht antun wollen.
Auch über einen Wechsel zu McLaren wurde bereits spekuliert, weil Teamchef Andreas Seidl schon in alten BMW-Zeiten mit Vettel gearbeitet hatte. Doch auch diese Lösung ist extrem unwahrscheinlich. McLaren-Firmenboss Zak Brown forderte zuletzt eine Reduzierung des Budget-Caps auf 100 Millionen Dollar. Da ist für einen vierfachen Weltmeister mit entsprechenden Gehaltsvorstellungen kein Platz.
Außerdem will Vettel zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere sicher nicht den Aufbauhelfer spielen. Der dreifache Familienvater hatte in einer Videokonferenz zuletzt bereits angedeutet, dass ein Teamwechsel gar nicht mehr zur Diskussion stehe. Die Fans müssen sich also wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass der Formel-1-Zirkus ab 2021 ohne Vettel seine Runden dreht. Der Heppenheimer will sich mit seiner Zukunftsplanung Zeit lassen: "Ich werde mir die Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, was für meine Zukunft wirklich wichtig ist."
Wer wird neuer Leclerc-Teamkollege?
Bleibt nur noch die Frage zu klären, wer Vettel bei Ferrari beerben wird? Einer der Kandidaten ist sicher Daniel Ricciardo, der seine Zuneigung zum Team aus Maranello immer wieder öffentlich betont hat. Auch Lewis Hamilton ist eine Option, solange der Champion noch nicht bei Mercedes unterschrieben hat. Dass es bereits ein erstes informelles Treffen gab, haben beide Seite bereits zugegeben.
Am Ende könnte aber Carlos Sainz das Rennen machen. Der Spanier hinterließ in der abgelaufenen Saison bei McLaren einen glänzenden Eindruck. Mit konstant starken Leistungen sicherte sich der Madrilene Rang sechs in der Fahrerwertung und bewies damit, dass er höhere Ambitionen hat. Eine Wechsel zu Ferrari wäre sicher keine Überraschung.
Die Junioren-Fahrer aus der Ferrari-Academy sollten sich dagegen keine großen Hoffnugen auf eine Beförderung machen. Mick Schumacher, Robert Shwartzmann oder Marcus Armstrong müssen erst noch beweisen, dass sie das Zeug für die Königsklasse haben. Ein Aufstieg direkt in das Werksteam käme 2021 sicher noch zu früh.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Bilder der Karriere von Sebastian Vettel – vom Kart-Talent aus Heppenheim zum weltweit gefeierten Vierfach-Champion.