Krieg am Funk

Die Teams können seit sechs Rennen den gesamten Funkverkehr abhören. Seitdem werden Funksprüche nicht nur zur Kommunikation zwischen Box und Fahrer verwendet, sondern auch um den Gegner zu verwirren.
Seit dem GP England ist der Funk freigeschaltet. Das heißt, dass sich die Teams untereinander abhören können. Wegen der Menge der Funksprüche haben viele Teams eigens Leute dafür abgestellt, sämtliche Funksprüche zu dokumentieren. Sie sitzen in der Fabrik. Die wichtigen werden an die Rennstrecke gemailt. Oder wenn es brandeilig ist, während des Rennens telefonisch übermittelt.
Die Funksprüche werden teilweise auch dazu verwendet, die Gegner mit falschen Informationen zu Fehlentscheidungen zu verleiten. Als Sergio Perez in Singapur zu Halbzeit seines letzten Stints klagte, dass er mit dem Reifensatz nie die Renndistanz schaffen werde, war das ein bisschen auch dazu gedacht, die direkte Konkurrenz zu in die Irre zu führen. „Ganz so dramatisch war es nicht“, verrät ein Force India-Mitarbeiter.
Nicht blind allen Funksprüchen vertrauen
Bei Williams zeigte die Nachricht von Perez offenbar Wirkung. Die Force India-Spione hörten am Williams-Funk, dass Felipe Massa von seinem Kommandostand beruhigt wurde: „Perez muss noch einmal stoppen. Wir erwarten ihn nächste Runde in der Box.“ Der Mexikaner hielt bis zum Ende durch und wurde noch Achter. Massa fiel aus den Punkterängen.
Force India-Teammanager Andy Stevenson behandelt die Funksprüche der Konkurrenz deshalb mit Vorsicht. „Da sind bestimmt einige dabei, die dich absichtlich auf die falsche Spur führen sollen. Deshalb fahren wir unser eigenes Rennen und reagieren nur auf die Dinge, die auf der Strecke passieren.“ Mercedes-Kollege Ron Meadows verrät: „Wir erhalten im Rennen nur die Funksprüche unserer direkten Gegner. Meistens geht es darum, ob sie technische Probleme haben, oder wann sie ihre Boxenstopps ankündigen. Wir berücksichtigen sie bei unserer Strategie, vertrauen ihnen aber nicht blind.“