Langsame Test-Zeiten
Die 2016er Formel 1-Autos haben mehr Leistung und mehr Abtrieb. Trotzdem waren die Rundenzeiten in der ersten Testwoche langsamer als im letzten Jahr. Wir erklären warum.
Normalerweise werden Rennautos über den Winter schneller. Die Motoren haben zwischen 20 und 40 PS zugelegt. Aerodynamiker haben uns verraten, dass sie bis zu 10 Prozent Anpressdruck zugelegt haben. Das allein müsste die Autos um mindestens eine Sekunde schneller machen. Tatsächlich waren sie in der ersten Testwoche langsamer als im Vorjahr.
Sebastian Vettel erzielte mit 1.22,810 Minuten die Wochenbestzeit. Auf den neuen Ultrasoft-Reifen. Im letzten Jahr drehte Mercedes mit 1.22,792 Minuten die schnellste Runde. Nico Rosberg war im Winter 2015 allerdings mit Soft-Reifen unterwegs. Also 2 Gummimischungen härter. Das macht allein 1,5 Sekunden auf der Uhr aus. Die Autos müssten in der Theorie schneller sein, sind aber langsamer. Wie passt das zusammen?
Pirelli verlangt bis zu 24 PSI Reifen-Luftdruck
Der Grund liegt im Reifendruck. Pirelli fährt weiter seine Sicherheitspolitik. Seit den Reifenschäden von Spa 2015 schreibt der italienische Hersteller den Teams stark erhöhte Reifendrücke vor. Das setzte sich auch bei den Testfahrten fort. Man hört von 23 bis 24 PSI an der Vorderachse und 20 PSI hinten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das um rund 5 PSI mehr.
Die Reifen rollen dann nicht mehr auf der gesamten Lauffläche. Das hilft den Top-Speeds wegen des reduzierten Rollwiderstandes, senkt aber die Kurvengeschwindigkeiten. Vor allem in langsamen Ecken. Die Fahrer sind alles andere als begeistert. "Du fährst wie auf rohen Eiern", sagt einer, der nicht genannt werden will.
Im Zuge der Diskussionen um die 2017er Autos mit bis zu 30 Prozent mehr Abtrieb fragen sich die Ingenieure, wie Pirelli das schaffen will. Die breiteren Reifen werden nur einen Teil der höheren Kräfte kompensieren können. Viele Teams fürchten, dass die Reifendrücke dann auf über 25 PSI steigen werden. Und ein Großteil der theoretisch gewonnenen Rundenzeit wieder verloren geht.