Last-Minute Technik-Upgrades

Obwohl sich die aktuelle Saison schon stark dem Ende neigt, entwickelten die Teams zuletzt fleißig neue Frontflügel-Versionen. Wir zeigen Ihnen die Last-Minute-Upgrades im Detail und erklären die Idee, die dahinter steckt.
Was hatten wir zum Start der aktuellen Saison über das Thema Frontflügel diskutiert. Trotz der neuen Zwei-Meter-Flügel mit eingeschränkten Design-Freiheiten kamen die Ingenieure über den vergangenen Winter auf zum Teil stark unterschiedliche Lösungen und Konzepte. Die Überraschung der Experten auf den ersten Testkilometern war entsprechend groß.
Im Laufe der Saison wichen die Frontflügel dann etwas aus dem Fokus. Die Techniker schafften es in den meisten Fällem, dass die Aerodynamik des vorderen und des hinteren Teil des Autos irgendwann zusammenpassten. Bei Red Bull war es in Österreich soweit, bei Ferrari fand man erst mit dem Singapur-Upgrade eine ausgewogene Aero-Balance.
Normalerweise ist das asiatische Stadtrennen unter Flutlicht der letzte wichtige Termin im Entwicklungswettlauf. Bei den anschließenden sechs Übersee-Grands-Prix zum Saisonendspurt gibt es für die Technikfans dann in der Regel nicht mehr viel Neues zu bestaunen. Upgrades beschränkten sich in den vergangenen Jahren nur noch auf kleine Details. Doch in dieser Saison lief das anders.
Neue Frontflügel am laufenden Band
Als man dachte, der Spaß sei schon vorbei, packten die Teams erst richtig aus. Und als hätten sich alle abgesprochen, gab es vor allem in Sachen Frontflügel jede Menge Neues zu entdecken. Red Bull und Alfa Romeo kamen sogar erst beim vorletzten Saisonrennen in Brasilien mit Upgrade-Flügeln. Zwei Wochen davor in den USA hatte Haas ein neues Modell im Gepäck. Renault und Williams zündeten in Suzuka ihre letzten Entwicklungsstufen.
Während die Flügel bei Renault und Alfa Romeo auch direkt zum ersten Renneinsatz kamen, entschieden sich Haas und Red Bull dazu, die neuen Teile nur für einige Proberunden im Freien Training anzuschrauben. „Es ging für uns darum zu überprüfen, ob die Entwicklungsrichtung stimmt“, erklärte Haas-Teamchef Guenther Steiner.
Und da ist auch der Grund für die Last-Minute-Upgrades versteckt. Vor der großen Reform im Jahr 2021 bleibt das Reglement über den Winter noch einmal fast unangetastet. Alles, was die Teams jetzt mit ihren alten Autos noch lernen, ist auch auf das kommende Jahr übertragbar. Nach der Auswertung der Daten der Probeläufe in Austin und Sao Paulo ist man bei Haas entsprechend schlauer: „Wir wissen jetzt, was wir vorher falsch gemacht haben.“
Alfa-Flügel kommt 2020 wieder
Der Experimental-Flügel von Haas, von dem aus Kostengründen übrigens nur ein Exemplar gefertigt wurde, ist somit schon ein Vorgriff auf das Design des 2020er Autos. Auch bei Alfa Romeo zeigte man sich zufrieden mit den Erkenntnissen. Der Eingriff in Sao Paulo war offenbar erfolgreich: „Gut möglich, dass wir den Flügel kommendes Jahr bei den Testfahrten als Basismodell wieder einsetzen“, erklärte Frederic Vasseur.
Von der Form her gleichen sich die Flügel übrigens immer weiter an. Das Haas-Modell sieht der Ferrari-Version mit den nach außen stark abfallenden Flaps zum Verwechseln ähnlich. Und auch bei Alfa Romeo ist man nach 19 von 21 Rennen von der eigenwilligen Lösung mit dem überdimensionalen oberen Flap abgerückt und setzt stattdessen wie die Konkurrenz auf fünf relativ gleichmäßig angeordnete Elemente.
In der Galerie zeigen wir Ihnen im Detail, was sich in den letzten Rennen alles an der Frontflügel-Front getan hat.