Rekord-Weltmeister fährt 6 Rallyes

Sébastien Loeb kann es nicht lassen. Nach drei Rallyes 2018 für Citroën wechselt der Rekordweltmeister 2019 zu Hyundai. Für das Team mit Sitz in Alzenau fährt Loeb sechs WM-Läufe. Hyundai will mit ihm endlich die Markenweltmeisterschaft gewinnen.
Fünf Jahre lechzt Hyundai bereits nach einem Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft. Man war öfters knapp dran, scheiterte aber immer. In der Fahrer-WM gab es kein Vorbeikommen an Dauersieger Sébastien Ogier. In der Hersteller-Weltmeisterschaft fuhr den Südkoreanern mit Teamsitz im bayerischen Alzenau zuerst VW vor die Nase, dann M-Sport und in der abgelaufenen Saison die Toyota-Werksmannschaft.
Hyundai-Sperrspitze Thierry Neuville lieferte zwar beständig Punkte, doch Andreas Mikkelsen schwächelte. Selbst die ordentlichen Leistungen von Dani Sordo und Hayden Paddon, die nicht an allen 13 Saison-Läufen teilnahmen, reichten nicht für den Team-Titel. Nach drei zweiten Plätzen in Serie soll es 2019 endlich klappen mit dem Marken-Pokal. Dafür kauft Hyundai den erfolgreichsten Rallye-Fahrer der bisherigen Geschichte ein. Sébastien Loeb übernimmt bei sechs WM-Läufen einen der Hyundai i20 Coupés. Der 79-fache Sieger und neunfache Weltmeister soll mit seiner Erfahrung zur Entwicklungsarbeit des i20 beitragen, gleichzeitig aber auch neben Neuville ein Punktegarant sein. In jedem Lauf zählen die Ergebnisse der beiden punktbesten Werksfahrer für die Marken-WM.
Loeb & Ogier: Das geht nicht
Loeb tauchte 2018 bei der Rallye Mexiko, Frankreich und Spanien in einem Citroën C3 WRC auf. In Katalonien siegte der 44-jährige aus dem Elsass sogar. Es war der einzige Sieg für den französischen Hersteller, der sich für die kommende Saison die Dienste des sechsfachen Weltmeisters Sébastien Ogier gesichert hat. Die Verpflichtung des einen Seb schloss die Weiterbeschäftigung des anderen Seb aus. Da hätte Ogier sein Veto eingelegt. Und Citroën will und kann sich den Einsatz eines dritten Autos neben dem von Ogier und Esapekka Lappi auch nicht leisten. Die Sponsoren aus Abu Dhabi haben ihren zweistelligen Millionen-Beitrag zur Team-Kasse mit Ablauf der 2018er eingestellt.
Deshalb dockt Loeb bei Hyundai an. Die Teamführung um Chef Michel Nandan verspricht sich mit dem Rekordchampion die besten Erfolgsaussichten für 2019. Auch der Vertrag mit Dani Sordo wurde verlängert. „Wir wollen den WRC-Titel endlich gewinnen“, sagt Nandan. „Wir glauben, dass wir das Paket dafür haben. Unsere Zusammenstellung der einzelnen Crews mit Thierry, Dani, Andreas und Sébastien reflektiert unsere Ansprüche.“
Das Engagement von Loeb bewerten Experten zwar als Verstärkung, aber auch als Gefahrenquelle für den Teamfrieden. Weil Loeb nicht einmal die Hälfte der Rallyes 2019 bestreitet, wird er nicht um die WM, sondern um Einzelergebnisse fahren. Und so wahrscheinlich dem Team helfen, vielleicht aber nicht WM-Kandidat Neuville. Es ist davon auszugehen, dass Loeb vor allem auf Schotter-Rallyes von einer günstigeren Startposition profitiert, während Neuville wohl einen der Straßenfeger spielen wird. Jeder WM-Lauf wird in der Reihenfolge der Weltmeisterschaft gestartet. Auf losem Untergrund ist eine spätere Startposition günstiger. Es bleibt abzuwarten, wie sich mögliche Loeb-Siege auf den Teamfrieden und Neuvilles Stimmung auswirken. Und ob sich Loeb im Fall der Fälle in den Dienst der Mannschaft stellt.
Der Rekordweltmeister jedenfalls ist hungrig. „Der Sieg bei der Rallye Spanien hat mein Feuer weiter entfacht. Hyundai ist eine neue Herausforderung für mich. Der i20 ist ein siegfähiges Auto. Ich bin überzeugt, dass ich vorne mitmischen und dem Team weiterhelfen kann.“ Schon beim Saisonstart in Monte Carlo wird Loeb im Auto sitzen. Zuvor wird er an der Rallye Dakar auf einem letztjährigen Peugeot-Buggy teilnehmen. Welche fünf Rallyes er in der WRC 2019 ansonsten bestreitet, ist nicht bekannt. Dani Sordo fährt acht WM-Läufe 2019.