Renault stellt Weichen auf Grün
Ende September zeichnete Renault die Option, Lotus zu kaufen. Seitdem warten alle auf eine Antwort aus Paris. Je länger das Warten, umso größer die Nervosität. Doch hinter den Kulissen hört man, dass Renault die Weichen auf Grün stellt und den Kaufvollzug in Abu Dhabi bekannt gibt.
Manchmal ist die Formel 1 außerhalb der Rennstrecke spannender als auf ihr. Zwei Rennen vor Ende der Meisterschaft sind alle Titel vergeben, aber längst nicht alle Fragen beantwortet. Welchen Motor bekommen Red Bull und Toro Rosso? Bekommen sie überhaupt einen?
Drückt die FIA ihren Billig-Motor durch, oder lenken die Hersteller bei der Frage nach einem Höchstpreis ein? Kommt vielleicht ein ganz anderer Motor, ein Kompromiss, der alle zufriedenstellt? Überlebt Manor das große Personalkarussell? Und was macht Mercedes, wenn Manor abspringt und Lotus nicht dazukommt?
Auch eine der wichtigsten Fragen wartet noch auf eine Antwort. Übernimmt Renault den Rennstall von Lotus und macht wieder ein Werksteam daraus? Seit die Kaufoption Ende September gezeichnet wurde, herrscht Ruhe. Und das macht viele Mitarbeiter in Enstone nervös.
Sie arbeiten mit Hochdruck an einem Lotus-Renault, behalten aber für alle Fälle die Pläne für einen Lotus-Mercedes in der Schublade. Nicht einmal Bernie Ecclestone will seine Hände ins Feuer legen und bestätigen, dass Renault grünes Licht gibt. Nur so viel: "Es könnte Dezember werden, bis die Entscheidung fällt."
Renault-Chef Ghosn muss entscheiden
Unsere Informanten erzählten in Mexiko: Renault wird beim Saisonfinale in Abu Dhabi den Kaufvollzug bekanntgeben. Verschiedene Indizien sprächen dafür. Renault hat die wichtigsten Mitarbeiter langfristig gebunden. Die Motorenabteilung durfte die jüngste Ausbaustufe fertigstellen. Sie wird beim GP Brasilien im Red Bull ihre Rennpremiere feiern. Und Renault hat kürzlich eine größere Anleihe eines früheren Teampartners zurückgezahlt.
Macht man das, um am Ende doch noch auszusteigen? Das einzige Fragezeichen ist der Entscheidungsprozess selbst. Alles hängt an der Stimme eines Mannes: Konzernchef Carlos Ghosn. Um ihn gnädig zu stimmen, hat die Sportabteilung unter Cyril Abiteboul und Markenbotschafter Alain Prost einen Geschäftsplan aufgestellt, der Renault fast nichts kostet.
Trotzdem bleiben zwei Unsicherheitsfaktoren. Bewährt sich das Motor-Upgrade? Und wie geht es in der Motorenfrage der Formel 1 weiter? Ein Billig-Motor als Konkurrenz könnte die Stimmung in der Konzernzentrale kippen lassen. Eine neue, simplere Hybrid-Formel wäre vielleicht ein Anreiz.