Mehr Power für McLaren in Aserbaidschan
Es wird wieder Startplatzstrafen hageln bei McLaren-Honda. Doch diesmal werden Sie Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne vielleicht leichter ertragen als vorher. Weil Honda einen Teil des versprochenen Upgrades im Gepäck hat.
Die Zeit wird knapp. Beim GP Kanada vor 14 Tagen erreichten die Verstimmungen zwischen McLaren und Honda ihren vorläufigen Höhepunkt. Das versprochene Upgrade kam nicht, und im Rennen raubte ein Motorschaden Fernando Alonso drei Runden vor Schluss den ersten WM-Punkt dieser Saison. Es gab Probleme mit der Ölversorgung.
Hinter den Kulissen bereitet McLaren den Absprung zu Mercedes vor. Zum ersten Mal übte der Teamchef Zak Brown öffentlich Kritik am Motorenpartner. Motorenchef Yusuke Hasegawa erwiderte tapfer, dass Honda sein Motorenprojekt in der Formel 1 als langfristig betrachte. „Niemand ist mehr enttäuscht über die Resultate als wir selbst.“ Der japanische Konzern setzt gerade alle Hebel in Bewegung, die Blamage aus der Welt zu schaffen. Die Japaner nehmen erstmals auch Hilfe von außen an.
Wie viel Power hat Honda im Gepäck: 12 oder 30 PS?
Für Baku hat Honda einen Teil der Ausbaustufe im Gepäck, die eigentlich in Kanada hätte debütieren sollen. Es gibt unterschiedliche Aussagen über dem Umfang des Pakets. Honda hat McLaren 12 PS avisiert, doch das könnte absichtlich tiefgestapelt sein, um hinterher nicht wieder erklären zu müssen, warum weniger ankam als versprochen.
Aus anderen Quellen hören wir, dass knapp die Hälfte des PS-Gewinns mobilisiert wurden, die Honda mit der Umrüstung auf die Vorkammerzündung erreichen wollte. Das wären rund 30 PS. Der zweite Teil des Upgrades wird erst nach der Sommerpause fertig. Wenn Honda die Power weiter aufdreht, kommt es zu Schwingungen im Ventiltrieb.
McLaren wird die Modifikationen am Verbrennungsmotor, Turbolader und MGU-H im Freitagstraining ausprobieren. Das kostet beide Fahrer Startplätze. Beide haben schon jeweils fünf Turbolader und MGU-H im Pool. Der Freitag ist ein Test. Honda muss erst einmal prüfen, ob die Kennfelder zu den Operationen am Motor passen. Wenn die Fahrbarkeit leidet, wird am Samstag auf die alte Motorspezifikation zurückgerüstet.
Zu einer Scheidung gehören immer zwei
Die Stimmung ist trotz der Anstrengungen der Japaner weiter angespannt. Bei McLaren sieht man seine Felle davonschwimmen. Einer rechnet vor, dass man in Montreal mit einem Mercedes-Kundenmotor Dritter hätte werden können. Lance Stroll hatte einen Tempoüberschuss von 43 km/h, als er Alonso auf der langen Geraden überholte. Verantwortlich dafür waren das PS-Defizit, der Windschatten und DRS.
Im Augenblick ist es schwer abzuschätzen, wie nah oder fern eine Scheidung ist. „Zu einer Scheidung gehören immer zwei“, betont Teamchef Eric Boullier und unterstreicht damit, dass weder der eine, noch der andere Partner einfach so davonlaufen kann. Der Auftrag an Honda ist offenbar ziemlich klar: Entweder ihr bringt eure Probleme in Ordnung, oder wir müssen uns trennen.