Boxenstopp-Timing war Schlüssel
Lewis Hamilton holte seinen zweiten Sieg der Saison und zwang Sebastian Vettel in die Knie, obwohl er nach dem Start in Führung ging. Ein entscheidender Faktor beim Kampf um den Sieg: Der Boxenstopp am Ende der Virtual Safety Car Phase.
Sebastian Vettel konnte es nicht verstehen. Da hatte er lange die Führung inne und plötzlich lag nach seinem zweiten Boxenstopp Lewis Hamilton plötzlich Kopf-an-Kopf mit ihm. Dabei hatte er vorher noch 8 Sekunden Vorsprung. “Ich weiß nicht, wie er das aufgeholt hat”, sagte Vettel.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schaffte Aufklärung. Nach einem durchwachsenen Start auf Pole von Hamilton, bei dem er Vettel ziehen lassen musste, galt es für Hamilton dran zu bleiben. “Dass Lewis das geschafft hat, war ein gutes Zeichen. Wenn ein Auto so folgen kann, spricht das für sich.” Beim ersten Stopp wechselte man auf Medium-Reifen und zog den Stint etwas in die Länge. "Das sollte uns die Möglichkeit geben, am Ende mit einem weiteren frischen Satz Soft-Reifen zu fahren."
Virtuelle Safety Car-Phase hilft Mercedes
Dann hatte man Glück: Weil Stoffel Vandoorne und Felipe Massa kollidierten und der McLaren geborgen werden musste, wurde das Virtuelle Safety Car ausgerufen. “Der magische Zug war den zweiten Boxenstopp genau am Ende der Virtuellen Safety Car Phase zu machen, weil Sebastian sonst darauf hätte reagieren können. Dieser Stopp war schneller als der von Sebastian später.”
Nach dem Wechsel auf die Medium-Reifen eine Runde nach Hamilton kam Vettel genau neben dem heran fliegenden Mercedes-Piloten aus der Box. Die Zuschauer sahen ein spektakuläres Manöver, bei dem sich Hamilton und Vettel kabbelten. “Die erste Verteidigung war großartig, vielleicht etwas aggressiv. Aber so läuft das. Wir wussten, dass wir mit den weichen Reifen später eine Chance haben würden, aber auch, dass wir das Rennen damit zu Ende fahren müssen.” Hamilton meinte: "Ich konnte eine Berührung vermeiden."
Auch danach spielte die Strategie noch eine Rolle. Man diskutierte darüber, ob Ferrari noch einmal auf weiche Reifen umsatteln würde. “Wir haben deshalb versucht, eine Boxenstopp-Lücke von 2,5 Sekunden herauszufahren, um reagieren zu können. Am Ende war es eine Kombination aus Teamwork, Strategie und Lewis’ Fahrkünsten.”
Bottas leistet Schützenhilfe
Überhaupt überraschten Wolff die Pirelli-Reifen einmal mehr. “ Der Soft-Reifen hat länger gehalten als erwartet und der Medium-Reifen war schneller als gedacht.” Auch Valtteri Bottas, der in Runde 39 mit einem Turboschaden ausschied, war ein entscheidender Faktor zu Hamiltons Erfolg, indem er Vettel zu Beginn hinter sich hielt. “Das hat ihn sicher fünf bis sechs Sekunden gekostet”, meint Wolff. Bottas sah es als seinen Job an. “ Ich habe alles versucht, ihn hinter mir zu halten. Das war meine Mission. Ich hoffe, es hat einen Unterschied gemacht.”
Der Finne schied später mit einem Turboschaden aus. Weil ein Problem kurz vor dem dritten Training auftrat, baute man wieder den ersten Motor statt der neuen Ausbaustufe ein. Der hatte bereits die ersten vier Rennen auf dem Buckel.
Hamilton war sichtlich gelöst nach seinem Erfolg. “Ich schaue gerne Tennis, zum Beispiel Federer gegen Djokovic. Ich bewundere ihre Konzentration. Und heute hatte ich so einen Kampf mit Sebastian”, meinte er. “Es ist schöner einen Kampf mit einem anderen Team zu haben. Es gibt bei uns im Team keine Spannung. Valtteri hat eine wichtige Rolle in diesem Rennen heute als Teamkollege gespielt. Wir haben den Sieg als Team geholt.”