Mercedes löst Teil des Motorproblems
In Brixworth haben die Ingenieure die genaue Ursache für die Probleme an beiden Autos während des GP Russland entdeckt. Die zweite MGU-H-Panne in Serie bleibt dagegen weiter ungeklärt.
Mercedes ist auch 2016 das dominante Team. Vier Siege aus den ersten vier Rennen, die Doppelführung in der Fahrer-WM und der erste Platz bei den Konstrukteuren mit 81 Zählern Vorsprung auf Ferrari sprechen für sich. Trotzdem leiden die Silberpfeile. Weil die Antriebseinheiten nicht mehr kugelsicher sind. Trotz unzähliger Kilometer bei den Vorsaisontestfahrten in Barcelona.
Beim GP Russland traf es gleich beide Autos. Lewis Hamilton schlimmer als Nico Rosberg. Im Rennwagen mit der Startnummer 44 fiel nach dem einzigen Boxenstopp der Wasserdruck stetig. Der Weltmeister schleppte sein waidwundes Auto auf einem moderaten Motor-Programm nach 53 Runden durchs Ziel. Zwei Umläufe mehr, und er hätte die schwarz-weiß-karrierte Flagge wohl nicht gesehen.
Riss in Karbonwasserleitung in Hamilton-Auto
In Brixworth suchte das Team um Motorenchef Andy Cowell nach der genauen Ursache des Problems. Und wurde fündig. Die Ingenieure schraubten den W07 auseinander und entdeckten einen Riss in einer Karbonwasserleitung. Einfacher Grund: Materialermüdung. Die Mechaniker trifft also keine Schuld. Ursprünglich vermutete Mercedes ein Wasserleck, das durch den Einbau des neuen Motors am Rennsonntag verursacht worden ist.
Weil der V6-Turbo über 35 Runden im roten Bereich lief, schlossen die Ingenieure bleibende Schäden nicht aus. Hamilton bestritt die letzten 16 Runden ohne jeglichen Wasserdruck. "Wir glauben nicht, dass der Motor zu sehr gelitten hat, und einen irreparablen Schaden davon gezogen hat", sagte Niki Lauda am Mittwoch gegenüber auto motor und sport. Klingt endlich mal nach Glück für Hamilton in einer bislang pannenreichen Saison.
Auch die Probleme an der Antriebseinheit von Rosberg hat Mercedes lokalisiert und vermutlich gelöst. Während des Rennens in Sochi sendete die Telemetrie im Auto des WM-Führenden teilweise alarmierende Drehmomentspitzen an die Box. Der Verdacht fiel auf die MGU-K. Rosberg switchte daraufhin nach Anweisung des Kommandostands auf ein Standardprogramm um. Das änderte gleichzeitig die Charakteristik des Getriebes. Die Symptome traten daraufhin nicht mehr auf. "Wir verstehen das Problem und werden es in Zukunft anders machen", erklärte Lauda.
In einem Punkt stochert Mercedes nach wie vor im Dunkeln: Warum schmorte im Qualifying zum zweiten Mal eine Isolierung an einer Spindel in der MGU-H durch? Wie schon im Zeittraining zum Rennen in China. Und warum traf es zum zweiten Mal das Auto von Lewis Hamilton? Obwohl sieben weitere Mercedes-Motoren im Feld und 20 Prüfstands-Aggregate keine Schwächen zeigen? Bislang gibt es nur Verdachtsmomente. Aber noch keine genauen Antworten.