Silberpfeil bekommt Schneepflug-Nase
Mercedes hat Ferrari den Kampf angesagt. Mit einem großen Spanien-Upgrade, das ein spektakuläres Detail zeigt. Wieder einmal präsentiert der Silberpfeil eine neue Nase. Die jüngste Konstruktion betritt Formel 1-Neuland.
Vor dem GP Spanien haben alle nur von dem neuen Red Bull gesprochen. Dass auch Mercedes sein Auto einmal komplett überarbeitet, damit haben nur wenige gerechnet. Ein paar neue Teile wurden erwartet. Doch als der Silberpfeil zur technischen Abnahme gechoben wurde war klar: Mercedes hat bei großen Upgrade-Festival von Barcelona den Vogel abgeschossen.
Der Silberpfeil wurde in vielen Details modifiziert: Unterboden, Leitbleche, Heckflügel. Doch das spektakulärste Detail der Ausbaustufe ist die Nase. Sie betritt mit ihrer Form und ihren Anbauteilen Neuland in der Formel 1. Die ersten Exemplare davon kamen erst am Donnerstagnachmittag in Barcelona an.
Es ist nicht das erste Mal, dass Mercedes an der Nase herumoperiert. Kürzer und schmaler, zuerst ohne S-Schacht, dann mit. Unter der Nase wucherten immer mehr Luftleitbleche, zuletzt dreifach verschachtelt mit einer Unzahl von Fransen an der unteren horizontalen Platte. So genannte Vortex-Generatoren. Sie erzeugen Luftwirbel, die zum Ablenken anderer Luftwirbel eingesetzt werden.
Mercedes bleibt dem langen Radstand treu
Die jüngste Nase des Mercedes W08 schlägt alles, was die Ingenieure um Aldo Costa bislang an Komplexität aufzubieten hatten. Zunächst ist sie noch einmal schlanker. Deutlich zu sehen am Ansatz zum Chassis, wo sich die Nase deutlich verjüngt. Da sie vorne wieder etwas in die Breite geht, erinnert sie an einen Entenschnabel. Unten wachsen zunächst zwei kleine Leitbleche und dann eine riesige Flosse, die sich wie eine Schaufel nach außen biegt. Das erinnert etwas an einen Schneepflug.
Das verlangte einen neuen Crashtest. Trotzdem verzichten die Mercedes-Ingenieure auf die hässliche Knolle an der Nasenspitze. Nase und Leitbleche sollen die Strömung Richtung Heck verbessern, die Leitbleche und die Modifikationen am Boden die Luftführung um die Seitenkästen.
Gerüchte, Mercedes würde den Radstand verkürzen, erweisen sich als Luftnummer. „Dazu hätten wir das Getriebe verkürzen müssen und hätten eine Strafe kassiert, weil Barcelona erst das fünfte Rennen ist“, winkt ein Ingenieur ab. Auch in Monte Carlo wird Mercedes seine Lang-Version fahren. Viel Arbeit wurde in das Absenken des Gewichts gesteckt. Das Auto liegt jetzt knapp über dem Limit von 728 Kilogramm. Vorher war es 6 Kilogramm zu schwer.
Neue Motoren für das Werksteam
Neu sind auch die Motoren in den beiden Werksautos. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas bekommen ab Freitag den Phase 2-Motor, der die Maximalleistung über einen längeren Zeitraum erlaubt. Das beinhaltet den kompletten Satz: Motor, Turbolader, MGU-K, MGU-H. Ein Rennen früher, als es der Schlachtplan. Wer mit vier Antriebseinheiten pro Fahrer durch die Saison kommen will, muss pro Kit fünf GP-Wochenenden schaffen.
Mercedes zieht den Einsatz aus strategischen Gründen vor. Die Antriebseinheit hätte auch Barcelona überstanden, was man an den Kundenteams sieht. Force India und Williams fahren weiter mit der ersten Spezifikation. Ab Monte Carlo kommt am Freitag wieder der erste Motor zum Einsatz. So lange wie möglich, um später in der Saison einer der verbleibenden Antriebseinheiten ein sechstes Rennen zu ermöglichen.