Neuer Red Bull RB13 für die Formel 1-Saison 2017

Red Bull hat in einem Internet-Video seinen neuen RB13 vorgestellt. Daniel Ricciardo und Max Verstappen wollen mit der neuesten Schöpfung von Adrian Newey um Siege und möglichst um den WM-Titel fahren.
Im Vorjahr gewann Red Bull zwei Rennen. 2017 sollen es mehr sein. Große Hoffnung macht dem englisch-österreichischen Rennstall das neue Reglement, das Chassis und Aerodynamik wieder ins Gleichgewicht mit den V6-Turbo-Hybridmonstern rückt. Die Aerodynamik: Das ist das Kerngebiet von Red Bull und allen voran von Technikchef Adrian Newey.
Der englische Stardesigner mit der leisen Stimme hat in der Vergangenheit allzu oft bewiesen, dass er wie kein Zweiter ein schnelles Rennauto mit kreativen Lösungen von einem weißen Blatt Papier aufbauen kann. Bei Williams. Bei McLaren-Mercedes. Bei Red Bull.
Neuer RB13 um 13:13 Uhr enthüllt
Newey ist ebenfalls dafür berüchtigt, die Entwicklungszeit bis aufs letzte auszureizen. Um im Windkanal, im Simulator oder mittels CFD-Simulationen noch mehr Leistung aus seinen Schöpfungen zu kitzeln, bevor es auf die Strecke geht. Und um die Konkurrenz so lange wie nur möglich im Unklaren zu lassen. Damit niemand seine Ideen zu früh abkupfert. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Red Bull den neuen RB13 zunächst nur in einem kurzen Internet-Clip auf seinen Social-Media-Plattformen enthüllte. Studio-Fotos vom neuen Rennwagen folgten am Montagmorgen (27.2.2017), kurz bevor der RB13 zusammen mit neun weiteren Autos die erste Testwoche in Barcelona eröffnet.
Die von Red Bull übliche Geheimniskrämerei schürt die Erwartungen. Die Fans erhoffen sich Technik-Tricks. Das Team selbst, mit Mercedes um die Spitze kämpfen zu können. Das Selbstbewusstsein ist da. Die Mannschaft aus Milton Keynes teaserte sein neues Auto kurz vor dem eigentlichen Video mit einem GIF an. Mit dem Slogan: „RB13 unlucky for some“, wobei aus „unlucky“ in der Graphik wenig später „lucky“ wird. Frei formuliert: Die Konkurrenz hat Pech, Red Bull Glück.
Passend zur Glücks- oder Pechzahl schaltete Red Bull das Video des RB13 um 13:13 Uhr mitteleuropäischer Zeit frei.
Red Bull mit S-Schacht
Es dauerte eine Minute und sechs Sekunden und gab wie erwartet nicht alle Details. Arbeiten wir uns von vorne nach hinten durch. Der deltaförmige Frontflügel wirkt mit seinen Hauptelementen und Flaps großflächig angeordnet. Die Frontflügel-Endplatten haben am hinteren Ende eine Schlaufe. Dadurch soll wohl die Luft noch effizienter an den Vorderrädern vorbeigeleitet werden. Die Nase überlappt den Flügel bis über die Mitte. Ganz anders als bei Mercedes und ähnlich wie bei Force India. Am vorderen Ende hat Red Bull ein Loch integriert. Ein Trick? In der Frontpartie haben die Designer einen S-Schacht eingelassen. Die Luftführung durch die Felgen an der Vorderachse kennen wir aus dem Vorjahr.
Bei dem Nasenloch macht es eigentlich keinen Sinn, dass es der Einlass zum S-Schacht ist. Weil der ja eigentlich die vom Frontflügel aufgewirbelte Luft unter der Nase absaugen soll. Es ist aber möglich, dass die Luft durch das Loch beschleunigt und dann zwischen den beiden Frontflügelpfeilern links und rechts ausgeblasen wird. Ein bisschen das Force India.Prinzip mit nur einer Öffnung. Der Einlass in den S-Schacht dürfte dann später folgen, so wie es Force India im letzten Jahr gemacht hat. Dieses Jahr verzichten die Ingenieure um Andy Green allerdings auf einen S-Schacht. Was noch auffällt ist die Ausbuchtung auf Höhe der Fahrzeugnummer, in diesem Fall der "3" von Daniel Ricciardo.
Hinter den Vorderreifen können sich die Ingenieure durch das neue Reglement austoben. Das haben die Konkurrenten von Mercedes und Ferrari schon gezeigt. Der RB13 im Präsentationsvideo dagegen hält sich bedeckt. Der Bereich vor den Seitenkästen ist wenig ausgearbeitet, die Bargeboards zeigen sich verhältnismäßig klein. Der Bügelflügel erinnert ans Vorjahr. Red Bull will die Karten nicht auf den Tisch legen. Da kommt im Laufe der Testfahrten und spätestens nach Melbourne sicher mehr.
Seitenkasten ein Maßanzug
Der Lufteinlass im Seitenkasten, der eng wie ein Maßanzug wirkt, ist kleingehalten. Man sieht an der seitlichen Ausbuchtung schön die Form eines relativ langen Kühlers, der schräg in die Seitenteile eingebracht ist. Unterhalb macht der Seitenkasten sofort den Einzug, dahinter biegt die Verkleidung wie im Vorjahr stark nach innen ab. Zwischen Seitenkasten und Unterboden bleibt eine freie Fläche. Sprich: Die maximale Karosseriebreite von 1,60 Meter wird nicht ausgenützt. Auf Höhe des Seitenkastens hat Red Bull noch ein kleines Stück aus dem Unterboden geschnitten. Vermutlich, um einen Luftwirbel zu erzeugen, der den Unterboden hin zum Diffusor abdichtet.
Das Heck baut schmal und hoch statt breit und dafür flacher. Der Heckflügel stützt sich auf einer zentralen Stelze auf. Wie die Konkurrenten trägt auch der RB13 ein großes Segel, das schlechte Luft vom Heckflügel abhalten soll. Die Airbox fällt im hinteren Teil ohne große Ausbuchtung steil zum Unterboden ab. So schafft Red Bull wie der Mercedes eine riesige freie Fläche auf dem Boden und nutzt ihn als Abtriebs-Spender.
Es sieht so aus, dass schräg hinter dem Citrix-Schriftzug unterhalb der Nackenstütze am Cockpit ein kleiner Luftauslass ist. Dem Foto nach zu urteilen hat auch Red Bull die Querlenker der Vorderradaufhängung höher gelegt, wie Mercedes und Force India. Auch hinten scheinen sie höher. Der lange Pullrod im Heck lässt darauf schließen, dass die Hinterradaufhängung nach hinten gepfeilt ist. Damit hat vermutlich auch Red Bull den Radstand deutlich gestreckt.