Klare Unterschiede zu Mercedes
Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer und Renault-Technikchef Marcin Budkowski lieferten sich in Budapest einen ersten Schlagabtausch zu dem Protest, den Renault letzte Woche auf den Rivalen abgefeuert hat.
Der Protest von Renault gegen Racing Point wird uns noch eine Weile beschäftigen. In einem ersten Akt wurden die Bremsbelüftungen des RP20 gleich nach dem Grand Prix der Steiermark beschlagnahmt. Zeitgleich wurde Mercedes gebeten, die Bremsschächte seines Vorjahresautos zusammen mit Zeichnungen und Daten an die FIA-Experten zu liefern.
Die Techniker des Weltverbandes werden die Beweisstücke nun sichten und bewerten und ihre Meinung dazu den Sportkommissaren zukommen lassen. In der Zwischenzeit hat Racing Point drei Wochen Zeit nachzuweisen, dass die beanstandeten Komponenten in Eigenleistung ohne Hilfe eines Mitbewerbers konstruiert worden sind.
Renault-Technikchef Marcin Budkowski erklärt zunächst einmal, warum ausgerechnet die Bremsbelüftungen im Fokus des Verdachts stehen: "Bremshutzen sind heute ein wichtiger Bestandteil des Autos, die einen Unterschied in der Rundenzeit ausmachen können. Sie übernehmen nicht nur die Aufgabe, die Bremsen zu kühlen. Die Luftschächte haben darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Aerodynamik und das Reifenmanagement."
Dazu kommt, dass es sich im Gegensatz zu einem Flügel oder einem Leichtblech eine Komponente handelt, die man nicht so einfach anhand von Fotos nachbauen kann. "Oberflächen sind offensichtlich. Deshalb kann man sie einfach nachbauen. Diese Bremshutzen haben aber auch ein komplexes Innenleben. Um das kopieren, reichen Fotos nicht aus."
Wegweisendes FIA-Urteil
Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer greift genau diesen Punkt gerne auf. Der Amerikaner glaubt, dass die Luftführung im Inneren der Hutzen den entscheidenden Beweis bringen wird. "Sie werden im Vergleich zu dem Mercedes vom letzten Jahr zeigen, dass dieses Teil ausschließlich von uns konstruiert worden ist."
Der Protest kam für Szafnauer nicht überraschend: "Es gab schon in Australien erste Gerüchte, dass es dazu kommen könnte. Wir haben erwartet, dass wir früher oder später damit konfrontiert werden."
Budkowski sieht in dem Urteil eine wegweisende Entscheidung. Es geht hier nicht um ein einzelnes Rennen oder darum, Racing Point Punkte wegzunehmen. "Wir wollen wissen, was erlaubt ist und was nicht. Und wir wollen herausfinden, welchen Weg die Formel 1 in Zukunft gehen will. Unserer Meinung nach bringen die Budgetdeckelung im nächsten Jahr und die Einführung neuer Autos 2022 alle Teams auf eine gleiche Plattform. Die Chancen auf einen fairen Wettbewerb stehen gut. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie weit man gegen darf, das Auto eines anderen Teams zu übernehmen. Wir finden, dass dies nicht das richtige Modell für die Formel 1 ist."