Radio Fahrerlager GP Italien
Was sonst noch so am Rennwochenende in Italien passiert ist, erfahren Sie in unserer Rubrik Radio Fahrerlager. Hier haben wir die kleinen Geschichten aus der Formel-1-Gerüchteküche gesammelt.
Neues Kubica-Lenkrad
Robert Kubica hat sich ein neues Lenkrad anfertigen lassen. Weil er in seiner linken Hand mehr Kraft und mehr Gefühl hat, ließ er sich den Großteil der Knöpfe auf die linke Seite des Lenkrads verlegen. Auf der rechten Seite sind nur noch ein paar schwarze Dummy-Knöpfe zu sehen, die keine Funktion besitzen. Williams ist übrigens das einzige Team, das kein Display in das Lenkrad integriert hat. Das Display sitzt vorne an der Cockpitwand. Dadurch soll das Lenkrad leichter sein und der Pilot mehr Gefühl beim Lenken haben.
Unfreiwillig zum neuen Motor
Kimi Räikkönen musste nach seinem Trainingsunfall in der Parabolica aus der Boxengasse starten. Bei dem Einschlag mit dem Heck voran wurde das Getriebe irreparabel beschädigt. Das hätte Startplatz 15 bedeutet. Alfa Romeo nahm die Gelegenheit wahr, auch noch eine neue Antriebseinheit einzubauen. Wenn man schon hinten steht, dann gleich richtig. Da es sich um eine andere Motorenspezifikation handelte, war ein Start aus der Boxengasse Pflicht. Der Schweizer Rennstall hat mit dem Motorwechsel Ferrari unfreiwillig ausgetrickst. Da das Werksteam in Monza den neuen Spec3-Motor eingeführt hat, müssen ab sofort auch alle Kunden damit versorgt werden, sollte es noch zu unplanmäßigen Motorwechseln kommen. So sieht es das Reglement vor. Eigentlich war dieser Motorentyp nicht für Alfa und Haas vorgesehen.
Albon fährt neues Helm-Modell
Alexander Albon war im ersten Freien Monza-Training mit einem neuen Helm unterwegs. Statt des üblichen Kopfschutzes von Bell probierte der Neuling ein Modell von Arai. „Er hatte mit dem alten Helm so laute Windgeräusche“, begründete Red-Bull-Sportchef Helmut Marko den Test. Doch der Grund für den Wechsel war offenbar auch ein Technischer. Die Aerodynamik des RB15 wurde auf die kleinen Spoiler des Arai-Helms ausgelegt. Um Daten zur Strömung aufzuzeichnen wurde die Airbox im Training mit Sensoren bestückt. Offenbar lief der Test für den Piloten zufriedenstellend. „Die Vorgaben für die Homologation sind so streng, dass sich die Helme alle sehr ähnlich anfühlen“, erklärte der Pilot. Red Bull reagierte schnell. Der im jungfräulichen Weiß gehaltene Test-Helm von Arai wurde noch Freitagabend in das gewohnte Albon-Design umlackiert, so dass er am Sonntag damit starten konnte.
Angst vor Einheitsteilen
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto warnt davor, zu viele Komponenten in der Formel 1 zu vereinheitlichen. „Das kann bei bestimmten Komponenten Probleme mit der Zuverlässigkeit oder der Funktionalität hervorrufen. “Denken Sie an die Kupplung in der Formel 2. Da gab es letztes Jahr so große Probleme, dass bei einigen Rennen hinter dem Safety-Car gestartet werden mussten.
Hamilton und Ferrari
Wird es noch etwas mit Lewis Hamilton und Ferrari? Hamilton lacht verschmitzt: „Diese Frage wird mir oft gestellt. Kann man eine Motorsportkarriere haben ohne je für Ferrari gefahren zu sein? Als Mercedes-Fahrer ist das schwierig. In diesem Team bist du Teil einer Familie und einer großen Tradition. Mercedes kümmert sich den Rest deines Lebens um dich. Denken sie an Stirling Moss und Juan-Manuel Fangio. Auch für mich hat Loyalität einen großen Stellenwert.“
Kein Weckruf
Der tödliche Unfall von Anthoine Hubert war auch in Monza noch Thema. Charles Leclerc wehrte sich gegen Vorwürfe, die Computer-Generation unterschätze das Risiko und sei deshalb zu leichtsinnig: „Ich war mir immer bewusst, dass wir einen gefährlichen Sport betreiben. Wenn du dich mit so hohem Tempo bewegst, ist das immer mit Risiko verbunden. Anthoines Tod war ein Schock, aber kein Weckruf.“
Ferrari-Festival am Dom
Fünf Tage vor dem GP Italien feierte Ferrari sich und seine 90-jährige Rennhistorie mit einer großen Party. 50.000 Zuschauer wohnten dem Spektakel am Mailänder Dom bei. Unter den ausgestellten Autos waren der 1967er 312 von Chris Amon, der 312 B3/74 von Clay Regazzoni, der 126CK, mit dem Gilles Villeneuve 1981 in Monaco gewann, der F2002 von Michael Schumacher, das aktuelle Auto und der Indy-Prototyp, der nie fuhr. Auch ehemalige Werksfahrer gaben sich die Ehre: Mario Andretti, Alain Prost, Jean Alesi, Gerhard Berger, René Arnoux, Eddie Irvine, Luca Badoer, Ivan Capelli, Giancarlo Fisichella, Kimi Räikkönen, Antonio Giovinazzi und Felipe Massa. Sebastian Vettel genoss den Augenblick: „Es war ein unvergleichlicher Anblick. Das rote Meer auf diesem ikonischen Platz. Vielleicht sollte ich nie mehr dorthin zurückkehren. Der Platz wird nie mehr so schön sein wie an diesem Tag.“
Williams im Auto
Frank Williams ist ein seltener Gast an der Rennstrecke geworden. Dieses Jahr war der eiserne Rollstuhl-General in Silverstone und Spa. Seine Tochter Claire erklärt: „Frank kann wegen seines Gesundheitszustandes nicht mehr fliegen. Wir müssen ihn mit dem Auto an die Rennstrecke fahren. Er war von Spa und der Anreise mit dem Auto so begeistert, dass wir das nächstes Jahr öfter machen.“
Aldo Costa zu Dallara
Der frühere Mercedes-Chefdesigner Aldo Costa wechselt zu Dallara. Costa hatte sich 2018 bei Mercedes aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und eine Beraterrolle übernommen. So konnte er bei seiner Familie in Italien leben. Das erlaubt ihm auch seiner neuer Arbeitsplatz. „Für mich schließt sich ein Kreis. Zu Beginn meiner Karriere hatte ich mich bei Dallara beworben. Es gab aber keine freie Stelle.“
Ärger um Rosberg
Nachdem sich Max Verstappen und Lewis Hamilton in den vergangenen Tagen verärgert über kritische Kommentare von TV-Experte Nico Rosberg geäußert haben, hat sich der ehemalige Mercedes-Pilot per YouTube zu Wort gemeldet. „Ich habe es früher selbst immer gehasst, wenn ich mit Kommentaren von Ex-Fahrern konfrontiert wurde. Deshalb werde ich mir meine Kritik in Zukunft besser überlegen und den Ton ändern.“
Helm in Rossi-Farben
Lando Norris ist ein großer Fan von Motorrad-Legende Valentino Rossi. Beim Moto-GP-Rennen in Silverstone lernte der McLaren-Pilot sein Idol persönlich kennen. Für den GP Italien ließ sich Norris den Helm in Rossi-Farben lackieren. „Ich habe vorher natürlich bei ihm nachgefragt, ob ich das darf“, erzählte der Engländer.
Wie vor 40 Jahren
Jody Scheckter wurde 1979 mit einem Sieg beim GP Italien Weltmeister. 40 Jahre später trafen sich der Fahrer, der Ferrari 312T4 und seine alten Mechaniker in Monza wieder. Der 69-jährige Südafrikaner drehte mit seinem Weltmeister-Auto drei Runden. Die ehemalige Crew lud er zum Abendessen ein.
Keine neuen Motoren
Die Mercedes-Kunden Racing Point und Williams müssen sich gedulden. Nach den Schäden in den Autos von Sergio Pérez und Robert Kubica ist Mercedes nicht in der Lage, neue Spec3-Motoren auszuliefern. Beide Piloten müssen bis Sotschi mit alten Antriebseinheiten antreten.
Monza fix bis 2024
Monza hat seinen Vertrag mit dem F1-Management um fünf Jahre bis 2024 verlängert. Damit bleibt Italien neben England das einzige Land, das immer Teil des GP-Kalenders war. Monza ist mit 69 Rennen die am häufigsten genutzte Strecke der Formel 1. Nur 1980 musste das Autodrom ein Jahr lang pausieren. Die Strecke hatte geforderte Sicherheitsmaßnahmen nicht erfüllt. Die Formel 1 wich nach Imola aus.
Ferrari-Piloten im Monza-Look
Auch die beiden Ferrari-Piloten ließen sich für das Heimspiel ihres Arbeitgebers einen neuen Kopfschutz anfertigen. Charles Leclerc verzierte sein Helm mit dem Schriftzug Monza und der italienischen Flagge. Sebastian Vettel hatte ebenfalls die die Farben Italiens auf dem Helm. Der Clou lag aber in einem speziellen Retro-Look. Der Helm wurde durch künstlicher Kratzer und Macken von Designer Jens Munser auf alt getrimmt.
Mehr Worte
Sebastian Vettel wurde in Monza gefragt, was seinen neuen Teamkollegen Charles Leclerc vom alten Kimi Räikkönen unterscheidet. Einfache Anwort: „Mehr Worte.“ Letztens Jahr hatte er auf die Frage, was er nach dem Abschied von Räikkönen vermissen werde, geantwortet: „Die Ruhe.“
Boxen im Rohbau
Neuigkeiten vom GP-Debüt in Vietnam. Das Boxengebäude befindet sich bereits im Rohbau. Bis Ende des Jahres soll der Asphalt aufgetragen sein. Der GP Vietnam findet am 5. April 2020 in Hanoi statt.