Red Bull verpasst Ungarn-Sieg
Max Verstappen raste auf die Pole-Position, verpasste aber den Triumph in Budapest. Mercedes spielte Red Bull bei der Taktik aus. Dem Team aus Milton Keynes waren die Hände gebunden.
Für Red Bull dauerte der GP Ungarn vier Runden zu lang. Bis zum 67. Umlauf führte Max Verstappen das Rennen auf dem Hungaroring an. Dann überrannte ihn Lewis Hamilton./span> im Mercedes mit dem Vorteil von DRS, Windschatten und vor allem der frischeren Reifen. Hamiltons Medium-Gummis hatten bis dahin nur 19 Runden auf der Lauffläche. Verstappen quälte sich hingegen auf ausgelutschten harten Reifen. Red Bull hatte sie seinem Startfahrer in der 25. Runde aufgezogen.
Der Zweikampf der beiden Protagonisten in dieser Saison war deshalb ein ungleicher. Verstappen mauerte auf der Zielgerade zwar die Innenspur zu, Red Bull ließ ihn den schärfsten Motor-Modus fahren, doch Hamilton flitzte trotzdem auf der Außenbahn vorbei. „ Meine Reifen waren am Ende“, kommentierte der Zweitplatzierte. „Ich habe alles versucht, sie am Leben zu halten. Aber zum Schluss war einfach der Saft raus. Da konnte ich mich gegen Lewis nicht mehr wehren.“ Es fehlte Grip in den Kurven. Es fehlte Traktion beim Herausbeschleunigen, um die Motorleistung auf den Boden zu bekommen.
Mercedes drei Zehntel schneller
Red Bull hatte das schnellere Auto am Samstag. In der Qualifikation setzte sich Verstappen knapp gegen die silberne Konkurrenz durch. Am Rennsonntag drehte sich das Bild. „Sie waren heute etwa drei Zehntel pro Runde schneller als wir“, stellten die Ingenieure fest. Es war keine Überraschung für Red Bull. In den Trainings hatte sich trotz des durchwachsenen Wetters bereits abgezeichnet, dass Mercedes das schnellere Rennauto haben könnte.
Überrascht wurde Red Bull hingegen vom Reifen.erschleiß. Eigentlich ist der RB15 ein Auto, das die Pirelli-Gummis über die Distanz nicht überstrapaziert. Diesmal war es anders. Dieses Mal nahm der dunkelblaue Rennwagen sowohl den Medium als auch den harten Reifen zu hart ran. Mercedes hatte den geringeren Reifen.bbau. Hamilton folgte Verstappen wie ein Schatten.
Nach dem verregneten zweiten Training fehlten den Teams die üblichen tausend Datensätze für das Rennen. Am Start war es deshalb eine Fahrt ins Ungewisse. Im Gegensatz zu Mercedes und Ferrari hatte Red Bull im Training die harten Reifen nicht getestet. Die Ingenieure glauben aber nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte.
Red Bull in der Defensive./strong>
So komisch es klingt. Red Bull wurde Opfer einer besseren Streckenposition. Üblicherweise zählt sie auf Kursen wie dem Hungaroring doppelt. Weil der Verfolger schon über 1,5 Sekunden schneller sein muss, um überholen zu können. Doch mit Hamilton im Kreuz waren Red Bulls Strategen die Hände gebunden. „Wir standen vor der Entscheidung, ob wir zuerst ein zweites Mal stoppen und ihnen die Führung überlassen. Oder ob wir draußen bleiben, und hoffen, dass wir mit den Reifen über die Runden kommen. In Ungarn überlässt du dem Gegner nicht einfach die Spitze. Deshalb sind wir draußen geblieben“, erklären die Ingenieure.
Mercedes hatte den Vorteil des schnelleren Autos. Den Vorteil abwarten zu können, was Red Bull macht. Und den Vorteil, dass man durch einen zweiten Stopp keinen Platz verliert. Die Ferrari waren nach 47 Runden schon längst abgehängt. Pierre Gasly war Max Verstappen ebenfalls keine Hilfe. All das brachte Red Bull trotz der Führung in die Defensive. Und so legte Mercedes einen Gratis-Boxenstopp ein, der ihnen später den Sieg bescheren sollte. „ Wir wären ansonsten nicht an Verstappen vorbeigekommen“, erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Unsere Bremsen waren am Limit. Sie haben überhitzt. Unsere einzige Option auf den Sieg war es, ein Risiko einzugehen.“ Es war ein geringes. Mercedes konnte nur gewinnen.
Beinahe hätte Verstappen schon vor dem entscheidenden Taktik-Manöver die Führung verloren. Hamilton schnupperte in der 39. Runde für den Moment am Spitzenplatz. Auch in diesem Rennabschnitt profitierte der Engländer von den frischeren Reifen. Hamilton saugte sich auf der Zielgerade heran, versuchte es außen herum in der zweiten Kurve, und raste Seite an Seite mit Verstappen auf die vierten Kurve zu. Der Niederländer betonierte die Innenspur zu. Hamilton bretterte durch die asphaltierte Auslaufzone.
Trost der schnellsten Rennrunde./strong>
Mercedes musste es über die Taktik richten. Nachdem Hamilton abbog, war Verstappen auf eine Einstopp-Strategie festgenagelt. „ Wären wir eine Runde nach ihm gekommen, wären wir direkt hinter ihn gefallen.“ Verstappen suchte die Flucht nach vorne. Doch die 20 Sekunden Vorsprung sollten nicht ausreichen, um einen Hamilton mit weicheren und 23 Runden frischeren Reifen aufzuhalten.
Die Strategen sahen das Unheil kommen. „Wir haben erwartet, dass Hamilton uns zwei Runden vor Schluss kassiert. Die harten Reifen haben doch stärker abgebaut. Deshalb hat er uns zwei Runden eher überholt.“ Die Ingenieure stellten fest, dass Mercedes trotz der Brems- und Kühlprobleme länger als üblich mit hoher Motorleistung fuhr. Die Silberpfeile wollten diesen Sieg unbedingt, um Red Bull vor der Sommerpause von der Euphorie-Welle zu stürzen.
Verstappen tröstete sich mit der schnellsten Rennrunde. Als das Rennen um den Sieg verloren war, wechselte das Team auf die weichen Reifen, um sich den Extra-Punkt zu sichern. In der Weltmeisterschaft bleibt Verstappen weiter auf dem dritten Platz. Sieben Punkte hinter Valtteri Bottas, 69 hinter Titelverteidiger Hamilton. „Es war trotzdem ein gutes Wochenende“, resümierte Verstappen. „Mercedes war einfach schneller. Deshalb verdienen sie den Sieg. Uns hat einfach etwas Grip gefehlt.“