Renault zieht Party-Modus vor
Auch Renault hat jetzt seinen Party-Modus. Der eigentlich erst für Monza geplante Qualifikationsmodus debütiert doch schon in Österreich. Bei Renault und seinen Kunden Red Bull und McLaren. Auf Knopfdruck sollen bis zu 15 PS mehr kommen.
In Montreal präsentierte Renault seine zweite Motorenspezifikation. Sie bracht mit dem Werksteam mit dem BP/Castrol Kraftstoff 20 PS oder drei Zehntel in der Rundenzeit. Bei Red Bull kamen nur 12 PS an, weil das Benzin von Exxon/Mobil erst für die Motor-Ausbaustufe angepasst werden muss. Das dauert. Als Termin sind der GP Ungarn oder sogar der GP Belgien anvisiert. Auf den bei Mercedes und Ferrari im Q3 eingesetzten Qualifikation-Modus mussten die sechs Renault.Piloten noch verzichten. Sie wurden auf den Spec 3-Motor vertröstet, der nach der Sommerpause debütieren soll.
Doch nun hat Renault in einem fünftägigen Prüfstands-Marathon doch schon an der Power-Schraube gedreht. Sportchef Cyril Abiteboul bestätigte gegenüber auto motor und sport: „Wir haben ab sofort einen Qualifikations-Modus. Das gilt für uns und unsere Kunden. Ein bisschen mehr Leistung konnten wir vorher schon in der Qualifikation abrufen, aber jetzt ist der Sprung signifikant.“ Wenn Nico Hülkenberg, Carlos Sainz, Daniel Ricciardo, Max Verstappen, Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne am Samstag im Q3 auf den Power-Knopf drücken, dann schiebt ihr Renault.Motor mit 10 bis 15 PS mehr an.
Mehr Power ohne Opfer bei der Zuverlässigkeit
Die Prüfstandsläufe in den letzten Tagen versicherten den Renault.Technikern, dass der Leistungsgewinn nicht zu Lasten der Zuverlässigkeit geht. „Es ist kein Geheimnis, wie man mehr Leistung aus dem Motor holt. Man muss einfach aggressivere Einstellungen fahren. Dabei wird der Motor aber in gewisser Weise beschädigt. Es ist also immer ein Kompromiss zwischen Haltbarkeit und Performance“ , erklärt Motoren-Chef Remy Taffin.
Für den Spec 3-Motor verspricht Abiteboul eine weitere Leistungssteigerung, im gleichen Rahmen wie mit der Spec 2-Evolution. Bei Renault ist der Ehrgeiz geweckt, Partner Red Bull noch vor der Trennung zu zeigen, dass sie aufs falsche Pferd gesetzt haben. Bei Renault zeigte man sich enttäuscht, dass Red Bull nach zwölf gemeinsamen Jahren den Stecker gezogen hat. Nun fehlen rund 20 Millionen in der Kasse, die der vierfache Weltmeister jedes Jahr überwiesen hatte.
Das heißt aber nicht, dass die Ingenieure in der Renault.Fabrik in Viry-Chatillon nun eingeschränkt sind. „Finanziell und technisch hat das keine Auswirkungen auf unsere Entwicklungsarbeit. Wir haben immer noch vier Autos im Einsatz und jede Menge Prüfstände. Da kommt einiges an Daten zusammen. Es geht genauso weiter, wie wir es auch mit Red Bull geplant hätten“, bekräftigte Taffin in Paul Ricard.
Neue MGU-K leichter, kompakter und langlebiger
Der Party-Modus ist nicht die einzige Neuentwicklung im Hause Renault. Die Antriebseinheiten in den beiden Werksautos bekommen die zweite Generation der MGU-K. Die Kunden müssen noch warten, weil sie mit den Elektromaschinen in einem anderen Rhythmus liegen. „Die neue MGU-K ist leichter, kompakter und hält länger, weil wir die Temperaturen besser managen ohne auf Leistung zu verzichten“, verrät Abiteboul.
Renaults Sportchef stellt aber auch klar: „Der Quali-Modus hat nichts mit der MGU-K zu tun. Das geht allein auf das Konto des Verbrennungsmotors.“ Das Ziel der Franzosen lautet nicht einfach nur besser zu sein als Honda. „Wir wollen nächstes Jahr den Rückstand auf Ferrari und Mercedes komplett aufholen. Noch in dieser Saison soll die Lücke substanziell verkleinert werden. Im Rennen sind wir ja schon ganz nah dran. Jetzt geht es darum, auch im Qualifying aufzuschließen“, so Taffin.