Fans falsch informiert

Ferrari hat die Fans gefragt, wie sie die neue Formel 1 finden.
Bei 83 Prozent stieß sie auf Ablehnung. Die Begründung ist
zumindest in einem Punkt fragwürdig. Die Teams müssen dafür sorgen,
dass die Fans besser informiert werden, meint Michael Schmidt in
seinem aktuellen Blog.
Ferrari hat die größte Fan-Gemeinde aller Formel 1-Teams. Auf der Website des Traditionsrennstall wurden die Fans weltweit zu ihrer Meinung über die viel kritisierte Formel 1 befragt. Auf die Frage "Finden Sie die neue Formel 1 gut?" haben 83 Prozent der 56.000 Einsender mit "Nein" geantwortet. Das muss man akzeptieren. Und es sollte den Verantwortlichen zu denken geben.
Spritsparen in der Formel 1 2014 kaum ein Thema
Noch mehr aber sollten sich Teams und die Drahtzieher des schnellen Geschäfts Gedanken über die Begründungen der Fans machen. Ganz vorne stand das Argument: "Die neuen Autos sind zu langsam, weil die Fahrer Sprit sparen müssen." Mit Verlaub: Das ist Humbug. Beim GP Malaysia musste kein Fahrer vom Gas, noch nicht einmal die Ferrari-Piloten, denen man ein Spritproblem nachsagt.
Nico Hülkenberg sagt sogar: "Ich bin von der ersten bis zur letzten Runde volle Kanne gefahren." Mercedes, Force India und Williams haben noch nicht einmal mit der maximal erlaubten Spritmenge kalkuliert. Williams soll fünf Kilogramm drunter geblieben sein. Williams-Technikchef Pat Symonds präzisiert: "Es gibt nur vier Rennen im Kalender, bei dem es mit dem Verbrauch knapp werden könnte."
Das Problem ist, dass die Zuschauer teilweise falsch informiert werden. Von den Teams, weil sie ihre übliche stupide Geheimhaltung betreiben. Und von den TV-Anstalten, weil sie es nicht besser wissen. Hier muss die Formel 1-Gemeinde die Meinungsmacher einfach besser in Szene setzen.
Regeln zu kompliziert, Motoren zu leise
Zweiter Kritikpunkt ist der Lärm. Das ist Geschmackssache. Die Zuschauer, die sich laute Motoren wünschen, sind sicher in der Überzahl. Wobei man sagen muss, dass 55.800 der 56.000 Befragten sicher noch nie einen der neuen Turbomotoren live gehört haben.
Der dritte Punkt in der Liste der Mängel ist ein echtes Ärgernis: Die Regeln sind zu kompliziert. Das ist in der Tat ein wunder Punkt. 1950 reichte eine Seite für das Reglement aus. Heute sind es 88, nur für die Technik. Dazu 55 für das Sportgesetz. Das ist einfach zu viel.
Keiner versteht, warum man für eine tiefere Nase sechs Paragrafen braucht, wozu die Erklärung des Durchflussmengen-Sensors ein Physikstudium voraussetzt und warum man Fahrer doppelt und dreifach bestraft, manchmal für Dinge für die sie gar nichts können. Zum Beispiel Daniel Ricciardo bei seinem missglückten Boxenstopp in Sepang. Die doppelten Punkte zum Finale sind nur ein Auswuchs eines überreglementierten Sports.
Formel 1 nicht langweiliger als Ende 2013
Erstaunlich, dass keiner die mangelnde Spannung angemahnt hat. Aber da sind die Fans offenbar schlauer als die Fahrerlager-Gemeinde, die sich über zu wenig Action auf der Strecke beklagt hat. Sind wir mal ehrlich: War es in der zweiten Saisonhälfte 2013 anders? Da stand Sebastian Vettel als Sieger von vornherein fest. Und es ging nur noch um die Frage, wer Zweiter hinter ihm werden durfte.
Die meisten wollen es nicht hören, aber der Hauptgrund für die spannenden Rennen 2012 und zu Beginn von 2013 waren die viel kritisierten Pirelli-Reifen. Weil sie die einzige Unbekannte in einem Spiel waren, das alles berechnet und alles simuliert. Dass zu Beginn einer neuen Formel die Abstände zwischen den einzelnen Teams größer sind als am Ende einer Epoche ist auch logisch. Weil jeder noch den optimalen Weg sucht. Das wird sich im Laufe eines Jahres angleichen.