Sebastian Vettel feiert 55.Pole Position

Sebastian Vettel hat seinen Frieden mit dem Hockenheimring geschlossen, der ihm noch nie einen Sieg gegönnt hat. Der Ferrari-Pilot startet wie 2010 von der Pole Position. Im Duell mit Mercedes gewinnt der Ferrari auf den Geraden und verliert in den Kurven.
Die 55. Pole Position war emotional eine der wichtigsten für Sebastian Vettel. Der Hockenheimring ist aus seiner Sicht noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. 2010 startete der Heppenheimer zwar schon einmal aus der Pole Position, doch der Sieg ging damals an Fernando Alonso. Mit seiner zweiten Trainingsbestzeit im Motodrom hat Vettel nun die besten Aussichten, die Bilanz auf seiner Hausstrecke auszubessern. Auch weil Mercedes am Sonntag nur ein Einmann-Team sein wird. Lewis Hamilton startet wegen eines Hydraulikdefekts bestenfalls von Platz 14.
Der Gegner hieß diesmal Valtteri Bottas. Und der Finne machte es dem Ferrari.Piloten schwerer als erwartet. Im direkten Vergleich der beiden schnellsten Runden lag Vettel nach zwei Sektoren bereits um 0,483 Sekunden vor dem Mercedes-Piloten. Doch Bottas knabberte im Motodrom noch 0,218 Sekunden von Vettels Vorsprung ab. Das hat nicht nur mit der Abstimmung der Autos zu tun. Mercedes hat seine Autos ein bisschen mehr auf Abtrieb getrimmt, um im Rennen die Reifen zu schonen. Ferrari war wie bei den letzten Rennen erst einmal ein Startplatz in der ersten Reihe wichtig.
Ferrari gewinnt vier Zehntel auf allen Geraden
Die GPS-Daten haben aber erneut gezeigt, dass Ferrari zur Zeit auf den Geraden eine Macht ist. Auch wenn der Topspeed-Unterschied am Ende nur 1,8 km/h zu Sebastian Vettel und 3,9 km/h zu Räikkönen beträgt.
Doch die direkten Speedvergleiche zeigen auch: Vettel und Bottas kamen mit je 100 km/h aus Kurve 2. In der Beschleunigungsphase kann der Mercedes noch kurz mithalten. Ab dem Augenblick, ab dem der Vortrieb allein durch Power bestimmt ist, gewinnt der Ferrari bis zu 7 km/h auf die Silberpfeile. Insgesamt büßt Mercedes auf Ferrari über alle Geraden addiert vier Zehntel auf den roten Gegner ein.
Diese Rechnung kennen wir bislang nur von Red Bull. Die haben 0,8 Sekunden auf den Vollgas-Passagen liegengelassen. Max Verstappen konnte davon kaum etwas im Motodrom gutmachen. Seine Sektor 3-Zeit lag im Bereich der beiden Ferrari.Piloten. Auch der Holländer sieht Ferrari als die neue Messlatte auf dem Motorensektor: „Ferrari, HaasF1 und Sauber bringen ihre Autos ins Q3. Die müssen einen starken Motor haben.“ rZur Analyse haben wir Ihnen noch einmal die Sektorzeiten und die Topspeed-Messung 260 Meter vor der Haarnadel aufgeschrieben.
Keine Schadenfreude bei Vettel
Sebastian Vettel war voll des Lobes über seinen Ferrari. „Ich habe schon in der ersten Runde gespürt, dass ich da ein Superauto in der Hand hatte. Es wurde im Verlauf der Qualifikation immer besser. Leider waren zwischendrin meine Runde nicht alle perfekt. Aber im Q3 habe ich beide Runden am Limit geschafft.“ Vettel erwähnte noch, dass er nach dem Freitagstraining noch nicht ganz zufrieden war. „Wir haben gut am Auto gearbeitet. Wegen der tieferen Temperaturen hat es sich bestimmt für alle besser angefühlt, aber bei uns lag es auch an der Abstimmung.“
Kimi Räikkönen baute erneut einen Fehler in eine seiner Q3-Runden ein. „Ich bin in Kurve 12 quergestanden und habe dort zu viel Zeit verloren. Deshalb bin ich im zweiten Versuch etwas vorsichtiger gefahren.“ Ferrari hält jetzt für das Rennen alle Trümpfe in der Hand. Bei einem Anlauf von nur 190 Meter zur ersten Kurve muss Valtteri Bottas schon ein kleines Wunder vollbringen, um an Vettel vorbeizuziehen. Angesichts der exzellenten Starts der Ferrari muss er eher auf Räikkönen aufpassen als von einem Sprung auf Platz 1 zu träumen. Für Hamilton geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Vettel zeigte keine Schadenfreude: „Du wünschst keinem technische Probleme, und das meine ich auch so.“