Gelbe Flagge übersehen und Rücken
Es war nicht der Tag des Lando Norris. Der Drittplatzierte der Vorwoche wird wegen eines Gelbvergehens nach der Qualifikation um drei Plätze zurückgestuft. Außerdem schmerzt ihm der Rücken. McLaren hinkt Racing Point hinterher. Immerhin fühlt sich Carlos Sainz besser im Auto.
Am Sonntag war die Drei noch eine gute Zahl für Lando Norris. Der 20-Jährige bestieg als drittjüngster Fahrer der GP-Geschichte ein Formel 1-Podest. Auch wenn es wegen der Corona-Vorsichtsmaßnahmen nicht das übliche war. Am Trainingsfreitag zum zweiten Rennen in der Steiermark hingegen hatte die Drei keinen positiven, sondern einen negativen Dreh.
Wegen eines Vergehens im ersten Training wird der McLaren-Pilot in der Startaufstellung für den GP der Steiermark um drei Positionen zurückfallen. Die Stewards fällten ihr Urteil nach Ansicht der Cockpitaufnahmen. Norris hatte den Alpha Tauri von Pierre Gasly unter Gelb überholt, während der Williams von Nicholas Latifi am Ausgang von Kurve fünf mit Getriebeschaden parkte. Da klar ersichtlich war, dass der WM-Dritte die gelben Flaggen gesehen haben muss, blieb den Stewards keine andere Wahl, als dieses Strafmaß auszusprechen.
Weniger Runden für Norris
Norris versuchte erst gar nicht, den Fehler abzustreiten, relativierte aber sein Vergehen. "Ich war auf einer schnellen Runde, die anderen auf ihrer Outlap. Sie sind nach rechts gefahren, um mich vorbeizulassen. Ich habe selbst gebremst, die anderen aber leider mehr. Deshalb war ich zu schnell. Ich war vorsichtig und bereit anzuhalten, so wie es unter Gelb gefordert ist."
Die Hypothek von drei Startplätzen wird Norris mit sich durch das zweite Rennwochenende schleppen. Die körperlichen Probleme werden die Physiotherapeuten versuchen, zu beheben. Der 20-jährige Engländer fuhr im ersten Training mit Schmerzen und im zweiten mit Schmerzmitteln. Eine Massage linderte zwar die Beschwerden, trotzdem zwickte es weiter im oberen Rückenbereich.
Norris berichtet, dass die Schmerzen vor allem in den Highspeedpassagen am schlimmsten gewesen seien. Das sind in Spielberg vornehmlich die Kurven sieben bis neun. Und auch in den harten Bremszonen waren die Beschwerden groß – trotz der Medikamente. Härter gebremst wird am Red Bull-Ring gleich drei Mail. In den Kurven eins, drei und vier. Die hohe Querbeschleunigung und Verzögerung setzte dem Körper zu. "Mir geht es körperlich nicht gut. Außerhalb des Cockpits spüre ich nichts. Sobald mein Körper den Belastungen ausgesetzt ist, habe ich zu kämpfen. Wir haben deshalb bewusst weniger Runden gedreht, damit ich mich schone."
Racing Point zu schnell?
Womöglich hat ein Brustwirbel auf den Rücken ausgestrahlt. Um den Gesundheitszustand nicht zu verschlechtern, drehte Norris am Nachmittag nur 31 Runden. Bei Carlos Sainz waren es 45. Auch am Vormittag war die Differenz groß. Der Spanier spulte 40 Runden ab, Norris nur 25. McLaren nahm das Risiko bewusst zurück. Bislang deutet nichts darauf hin, dass der Youngster nicht weiterfahren kann, und die Mercedes-Ersatzfahrer Esteban Gutierrez oder Stoffel Vandoorne einspringen müssten. Am Freitagabend und Samstagmorgen kann am Körper gearbeitet werden. Und vielleicht verschafft das Wetter eine Extra-Pause. Heftige Regenfälle bedrohen die Qualifikation.
Die Rundendiät im Vergleich zur Konkurrenz dürfte sich nicht gravierend auf das restliche Wochenende auswirken. Nach zwei Rennwochenenden in Folge sollten die Teams den Red Bull-Ring auswendig können. Teamkollege Carlos Sainz fühlte sich in seinem Auto heimischer als noch in der Vorwoche. Die Balance-Probleme sind größtenteils aussortiert. "Ich fühle einen Fortschritt. Das Auto verhält sich fast wieder so wie bei den Wintertestfahrten. Aber ich werde deshalb noch nicht in Jubel verfallen." McLaren probierte am Auto mit der Startnummer 55 verschiedene Experimental-Setups aus. "Manche funktionierten, andere nicht." Die kleinen Aero-Upgrades scheinen zu helfen.
Das Mittelfeld anzuführen, dürfte dieses Mal noch schwerer werden. Racing Point macht mit Sergio Perez im Cockpit einen zu schnellen Eindruck. "Sie sind fast eine halbe Sekunde voraus. Das Bild ähnelt mehr den Wintertestfahrten als der letzten Woche", stöhnt Sainz. Teamchef Andreas Seidl sieht den RP20 in den Händen des Mexikaners als zu schnell an. Doch mit dem zweiten Racing Point von Lance Stroll will es McLaren aufnehmen. Die weiteren Gegner heißen Renault und Ferrari.