Verkehrschaos in Le Castellet
Die Formel 1 hat am Freitag in Le Castellet Negativ-Werbung in eigener Sache gemacht. Viele Fans, die sich die teuren Tickets für den Frankreich-Grand-Prix gekauft hatten, saßen im Stau fest, als die Piloten die ersten Runden drehten.
Wer schon 1990 beim letzten Besuch der Formel 1 auf dem Circuit Paul Ricard vor Ort war, der kennt das Verkehrsproblem bei der Anfahrt an die Strecke. Schon damals kam es zu Stau. in der direkten Umgebung. Eigentlich hätten die Verantwortlichen vorgewarnt sein müssen. Doch am Freitagvormittag stand die Autokolonne in der Provence länger als jemals zuvor.
Zwischen 10 und 13 Uhr kam der Verkehr fast komplett zum Erliegen. Die Fans ließen ihrem Ärger über die sozialen Medien freien Lauf. Für die 40 Kilometer aus der nächstgelegenen Großstadt Marseille benötigten einige Zuschauer mehr als 5 Stunden. Beim Verlassen der Strecke am Nachmittag kam es dann wieder zu Stau. – nur in die andere Richtung.
Zwei von vier Straßen gesperrt
Das größte Problem lag dabei in den letzten rund 10 Kilometern zwischen Strecke und Autobahn. Nur vier Zufahrtsstraßen führen auf das Hochplateau, auf dem die Strecke im Jahr 1970 gebaut wurde. Zwei davon wurden gesperrt. Eine ist für Sicherheitskräfte und Krankenwagen reserviert. Die andere für das Formel-1-Personal und Medienvertreter, die an der Strecke arbeiten. Die Fans dagegen mussten sich die anderen zwei Zufahrtswege teilen, die auf den letzten Metern auch noch zusammengeführt wurden.
Selbst einige Teams gerieten in den Stau. Bei Mercedes wusste man in der Früh nichts von der Straße, die extra für die arbeitende F1-Bevölkerung gesperrt worden war. Ein Auto mit Ingenieuren entschied sich kurzerhand, die Kolonne auf der Gegenspur zu überholen, um rechtzeitig zum Arbeitsplatz zu kommen. Bei den strengen französischen Verkehrspolizisten ist das kein risikoarmes Vorgehen. Allerdings wagten auch viele andere Verzweifelte diese Taktik.
Force India-Sportchef Otmar Szafnauer hielt sich an die Regeln und musste entsprechend Ausdauer zeigen: „Das war wirklich hart heute früh. Ich habe 2 Stunden für 15 Kilometer benötigt. Das ist einfach lächerlich“, schimpfte der US-Amerikaner. F1-Boss Chase Carey versuchte die Angelegenheit im Gespräch mit dem TV-Sender Sky Sport F1 locker zu nehmen. „Es ist doch schön, wenn man so beliebt ist. Wir hatten heute ein tolles Publikum und an den nächsten Tagen werden noch mehr Fans kommen. Alle werden Spaß haben.“
Helfen die Maßnahmen gegen den Stau./strong>
Die Organisatoren versuchen die Lage irgendwie in den Griff zu bekommen. Ab Samstag dürfen die Straßen im direkten Umfeld der Strecke über beide Fahrspuren befahren werden. Dazu werden in der Früh alle 25.000 Parkplätze gleichzeitig geöffnet. Ob das bei 65.000 verkauften Tickets reicht, ist allerdings fraglich. Selbst die Veranstalter glauben nicht daran, dass sich das Problem komplett auflöst. Fans sollten sich rechtzeitig auf den Weg machen und müssen weiterhin mit Stau. rechnen.
Die meisten Piloten und Teambosse haben von dem Chaos übrigens nichts mitbekommen. Sie wohnen in einem der beiden Luxus-Ressorts direkt an der Strecke. Bei Zimmerpreisen von 2.500 Euro pro Nacht dürfte das aber wohl keine Alternative für die meisten Fans sein. Auch der Flug im Helikopter direkt an die Strecke ist nur eine Option für Millionäre.
Aber nicht nur Fans sind von dem Mega-Stau betroffen: „Ich hatte einen Termin mit einem Gast zum Gespräch. Er ist extra nach Frankreich geflogen, stand aber so lange im Stau, dass es nicht zu dem Meeting kam“, berichtet Szafnauer. „Nachdem er zweieinhalb Stunden für 7 Kilometer gebraucht hat, ist er umgekehrt und wieder zum Airport gefahren. Er hat sich entschuldigt. Aber er hatte keine andere Wahl. Sein Rückflug ging schon um 17 Uhr.“
Der Force India-Sportdirektor warnte, den Ärger der Fans zu unterschätzen: „Für mich ist es kein großes Thema, wenn ich 2 Stunden für 15 Kilometer brauche. Ich komme hier auf jeden Fall hin, weil es mein Job ist. Aber wenn ich ein Fan wäre und ich würde 2 Stunden für 7 Kilometer brauchen, dann würde ich mir das zweimal überlegen, ob ich wiederkomme. Die Fans haben die Wahl. Und sie werden sich sicher Events aussuchen, bei denen sie nicht zweieinhalb Stunden für 7 Kilometer brauchen.“