Video mit Thierry Boutsen

Thierry Boutsen fuhr von 1983 bis 1993 in der Formel 1. Der Belgier hat drei Grand Prix gewonnen und galt lange als großer Hoffnungsträger. Als er seinen Platz bei Williams verlor, brach die Karriere ab. In unserem Interview erzählt Boutsen vom Aufstieg und Fall.
Thierry Boutsen begann seine Formel 1-Karriere mitten in der Turbo-Ära in einem Arrows. Der mittlerweile 61-jährige Belgier fand sich schnell in der Königsklasse zurecht. Im elften Rennen holte er die ersten Punkte, beim 28. Start sein erstes Podium. Nur mit dem Gewinnen dauerte es etwas länger. Dazu musste Boutsen erst bei Williams landen. Im 95. Anlauf war es dann in Montreal 1989 so weit. Der Belgier holte sich in dieser Saison zwei GP-Siege im Regen, 1990 gewann er den legendären GP Ungarn, bei dem er von Start bis ins Ziel trotz härtester Gegenwehr das ganze Feld in Schach hielt. Sogar Ayrton Senna biss sich an ihm die Zähne aus.
Boutsen erzählt uns den Weg bis dorthin. Wie er ohne eine Kart-Lehre Rennfahrer wurde und über die Formel 2 in die Formel 1 aufgestiegen ist. Warum er nebenher noch Sportwagenrennen für Porsche fuhr. Warum das kleine Arrows-Team für ihn eine wunderbare Schule war. Wie sich die über 1.000 PS aus dem BMW-Turbo angefühlt haben. Und warum der Benetton B187-Ford das beste Rennauto war, das er je gefahren ist.
Sportwagen als zweite Heimat
Bei Williams erlebte er seine größten Erfolge, aber auch eine Enttäuschung. Frank Williams musste ihn trotz seines Sieges in Budapest für 1991 loswerden, um Platz für Nigel Mansell zu schaffen, den die Sponsoren wieder zurück im Team haben wollten. Mit Ligier setzte Boutsen aufs falsche Pferd. Zwei Jahre lang mühte er sich mit den wenig konkurrenzfähigen Autos aus Frankreich ab und bekam zwei WM-Punkte als mageren Lohn dafür. Bei Jordan klang die Formel 1-Karriere unglücklich aus. Der groß gewachsene Boutsen passte nicht richtig in ein Cockpit, das für den kompakten Rubens Barrichello maßgeschneidert war.
Bei den Sportwagen fand der Belgier eine zweite Heimat. Doch der Weg zum erhofften Le Mans-Sieg 1999 endete dramatisch. Boutsen beschreibt in unserem Gespräch noch einmal den Horrorunfall in der Nacht, der ihn aus einem Rennen riss, das ohnehin sein letztes sein sollte. Und wir erfahren auch von der Karriere nach der Karriere. Boutsen handelt heute mit Privatjets und hat einen illustren Kundenkreis. Hier ein paar Auszüge aus unserem Gespräch:
„Für mein Siegerauto von Kanada hat mir Frank 10.000 Pfund abgeknöpft. Als ich im gleichen Jahr in Adelaide gewonnen habe, sagte ich zu Frank: Das ist jetzt mein Auto. Er hat nur geantwortet: Dann musst du 100.000 Pfund zahlen.“
„Mein Vater hat mir immer gesagt: Du darfst Motorsport machen, aber erst wenn du ein Diplom hast, für den Fall, dass es mit dem Sport nicht funktioniert.“
„Ich bin Sportwagenrennen gefahren, um Erfahrung zu sammeln. Mein erster Grand Prix war erst mein 100. Rennen.“
„1.200 PS, 550 Kilogramm, Qualifikationsreifen. Dieses Gefühl, so viel Leistung und ein so leichtes Auto zu haben, war einfach unglaublich. Ich hatte in Monte Carlo zum Casino hoch noch im fünften Gang Wheelspin.“
„Ich habe meinen 87er Benetton von Mexiko gekauft. Das Auto habe ich in Frankreich gefunden. Es war das beste Auto, das ich je gefahren bin.“
„Ich habe Ungarn 1990 mit einem Trick gewonnen. Es war nur möglich ohne Boxenstopp. Da waren wir immer zu langsam. Also sagte ich mir: Gewinne den Start und dann auf keinen Fall stoppen.“
„Als ich vom Podium zum Motorhome zurückkomme, war keiner mehr da. Ein paar Tage später schickt mir Frank ein Fax: Gratuliere zum Sieg.“
„Ohne Zweifel war Senna der Beste, und zwar mit großem Abstand. Er war von einem anderen Planeten.“
auto motor und sport feiert das 1.000. Formel-1-Rennen in dieser Saison mit einer großen Serie in 100 Teilen. Wir liefern Ihnen im täglichen Countdown spannende Geschichte und interessante Video-Features aus der Historie der Königsklasse. Alle bisherigen Artikel finden Sie auf unserer >> Übersichtsseite zum großen Jubiläums-Grand-Prix.