Warum BYDs Akku-Pläne noch nicht realistisch sind

1.500 Kilometer in zwölf Minuten laden? BYD weckt große Erwartungen – doch die Festkörpertechnologie steckt noch mitten in der Entwicklung.
BYD könnte man inzwischen fast als Innovationsmotor der Elektromobilität bezeichnen. Die neu entwickelte Festkörperbatterie setzt auf einen festen sulfidbasierten Elektrolyten – statt auf die bislang üblichen Flüssigsysteme. Die Vorteile liegen zumindest auf dem Papier klar auf der Hand: höhere Energiedichte, geringere Brandgefahr, längere Lebensdauer.
In internen Tests soll ein Akku mit dieser Technologie Strom für über 1.500 Kilometer nach dem chinesischen CLTC-Zyklus in nur zwölf Minuten aufgenommen haben – bei 80 Prozent Ladezustand. Im Vergleich dazu: Herkömmliche LFP-Akkus benötigen mitunter mehr Zeit für Reichweiten zwischen 300 bis 400 Kilometer. Doch so spektakulär die Zahlen auch klingen – ihre Übertragbarkeit auf den Alltag bleibt vorerst Theorie.
Prototypen ja, Serienstart fraglich
Was viele Medienberichte nicht in den Vordergrund stellen: Die Technik wird frühestens für 2027 erwartet. Allerdings nicht im Serienbetrieb, sondern eher als Technologie-Pilotprojekt in kleinen Stückzahlen. Das erklärte BYD-CTO Sun Huajun bereits im Februar 2025 auf dem All-Solid-State Battery Summit. Serientauglich sei die Technologie demnach nicht vor 2030.
Dass das Mittelklassemodell BYD Seal bereits mit Festkörperzellen im Straßentest unterwegs sei, dementierte der Hersteller gegenüber mehreren Medien. Dennoch kursieren in sozialen Medien und Berichten immer wieder entsprechende Gerüchte.
Fehlende Ladeinfrastruktur bremst Hochgeschwindigkeit
Selbst wenn die Zellchemie bereit wäre, bleibt das Stromnetz als Flaschenhals. Um in zwölf Minuten über 1.000 Kilometer Reichweite nachzuladen, bräuchte es Ladeleistungen im Megawattbereich. BYD plant zwar ein eigenes 1.000-Volt-Netz mit passenden Schnellladern. Doch derzeit existieren weder in China noch in Europa nennenswerte Infrastrukturen, die solche Ladeleistungen im Alltag bereitstellen könnten.
Zum Vergleich: Die leistungsfähigsten aktuellen Stationen – etwa von Ionity – liefern bis zu 350 Kilowatt. Das reicht für schnelles Laden, aber nicht für das, was BYD in Aussicht stellt. Der Ladefortschritt hängt also nicht nur an der Batterie, sondern auch an Trafohäuschen, Leitungskapazitäten und Kühlung.
Viele Medien feiern BYDs neue Festkörperbatterie als nächsten Technologiesprung. Doch zwischen Labor und Serienfertigung klafft noch eine Lücke. Denn während die neue Zellgeneration noch im Prototypenstadium steckt, verbaut BYD erfolgreich seine bewährten Blade-Batterien auf LFP-Basis in Großserie. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. Laut dem Fachportal Vision-Mobility plant BYD, klassische Lithium-Eisenphosphat-Zellen noch mindestens 15 bis 20 Jahre parallel einzusetzen. Der Grund: Sie sind günstig, sicher und bereits vollständig in die eigene Produktion integriert.