Kauf-Tipp Navigationsgeräte
Die Hersteller von Navigationsgeräten werfen oft mit Begriffen und Abkürzungen um sich, die viele nicht verstehen. Was TMC, Live Traffic oder LMU bedeutet, erklärt promobil in einem kleinen Tutorial.
Wer sich über Navis informiert, begegnet vielen verschiedenen Fachbegriffen und Kuriositäten. promobil verrät Ihnen worauf es ankommt.
Das Kartenmaterial. Hat Europa wirklich 47 Länder?
Kartendienste: Der gesamte Markt wird derzeit von zwei Kartendiensten beherrscht. Das früher Navteq benannte Unternehmen Here stattet Falk, Becker, Navgear oder Garmin aus. Die Konkurrenz von Tele Atlas gehört heute zu Tomtom und beliefert neben der eigenen Navi-Serie noch den Hersteller Blaupunkt mit Kartenmaterial.
Länderangaben: Die Länderzahlen 43, 44 oder 47 sind reine und bisweilen übertriebene Werbeangaben. Das wird spätestens an der Nennung Gibraltars klar, das kein eigenes Land ist. Alle Navi-Hersteller haben in ihren Navigationskarten alle wichtigen Länder Europas integriert. Weiße Flecken sind bisweilen Russland oder die Türkei. Zudem sind die Karten für Osteuropa noch nicht ganz ausgereift.
Updates: Es sollte darauf geachtet werden, dass der Navihersteller mindestens eine Latest Map Garantie gibt. Sie erlaubt es, innerhalb eines festgelgten Zeitraums nach dem Erstbetrieb, die aktuellste Karten kostenlos zu installieren. Unerheblich wird sie, wenn das Navi ein LM, LMT oder LMU im Namen hat. Das steht für Lifetime Maps, was kostenlose Kartenupdates bis zum Ableben des Geräts garantiert.
Welche Kartendaten sind besser?
Die Kartendaten von Here und Tomtom schenken sich nur wenig, wenn ganz Europa als Maßstab dient. Beim Navikauf ist deshalb entscheidend, welcher Hersteller in den Regionen aktuellere Karten hat, in denen der Käufer häufig unterwegs ist. Geprüft werden kann das unter www.routes.tomtom.com oder unter www.here.com
Verkehrs- und Staumelder
TMC: Traffic Massage Channel wird immer noch beworben, obwohl es überholt ist. Das System empfängt Verkehrsinformationen via Radiosignal. Damit TMC funktioniert, muss ein Netzkabel mit Antennenfunktion angeschlossen sein oder das Navi ist direkt mit dem Radio verbunden. TMC ist in Deutschland kostenlos, im Ausland zum Teil mit Gebühren verbunden. Informationsquellen sind Polizei, Staumelder von Radiosendern und Verkehrsüberwachungen. Da die TMC-Daten nur alle 15 Minuten aktualisiert werden, gilt der Service als unpräzise. Die Navigation kann deshalb kaum zeitnah auf plötzliche Staus auf der Route reagieren.
Moderne Verkehrsmelder: Die besten Verkehrsinformationsdienste wie Tomtom Live Traffic oder Here Traffic empfangen ihre Meldungen via Mobilfunk oder DAB+. Sie werten neben den offiziellen Verkehrsmeldungen Floating-Phone/Car-Daten aus. Problem an den Diensten ist, dass sie oft mit Zusatzkosten – einmalig oder monatlich per Abo – für die Mobilfunkübertragung verbunden sind. Für die Becker Link2Live-Dienste (Here) muss man das Navi mit dem Smartphone koppeln, um die Verkehrsinformationen zu empfangen. Dafür werden die Meldungen der Live-Dienste alle zwei Minuten aktualisiert.
Floating-Daten: Wenn sich viele Autos oder Smartphones an einem Punkt auf einer Straße langsam bewegen, muss dort ein Stau sein. Diesen Schluss kann ein Verkehrsinformationsdienst ziehen, der auf Floating-Car- oder Floating-Phone-Daten zurückgreift. Tomtom Traffic wertet zum Beispiel alle Bewegungen unzähliger Navis, Apps oder Fahrzeugflotten aus, die mit dem Dienst ausgestattet sind. Das erlaubt eine schnelle Reaktion auf neue Staus. Zudem geben Floating-Daten den Kartendiensten oft Hinweise auf neue Straßenführungen, die nach einer Überprüfung in das Kartenmaterial eingearbeitet werden.
Das muss eine gute Navigationssoftware können
Software und Menü: Beim Menü des Navis kommt es vor allem auf Übersichtlichkeit an. Gute Navis haben ein klar strukturiertes Hauptmenü mit gut erkennbaren und selbsterklärenden Bedienfeldern. Im Übrigen sind die Menüs oft der Punkt, an dem sich die Erscheinungsbilder der Navigationsgeräte am meisten unterscheiden. Die Navigationssoftware selbst ist oft relativ ähnlich. Erst recht bei sogenannten Naviceivern. Fast alle Hersteller der fest eingebauten Navis nutzen iGo-Primo als Grundlage und passen die Software nur für ihr System an. Insofern machen die Details hier den Unterschied aus.
Kartendarstellung und Fahrspurassistent: Eine präzise Darstellung der Navikarten und ein übersichtlicher Fahrspurassistent sind für Fahrer großer Gefährte besonders wichtige Eigenschaften. Der Spurassistent sollte den Fahrer immer klar erkennen lassen, auf welchem Streifen er sich an Autobahnkreuzen oder Knotenpunkten einordnen muss. Während sich die Kartendarstellung beim Ausprobieren im Laden prüfen lässt, findet man auf der Herstellerseite im Internet oder auf der Verpackung oft Bilder vom Fahrspurassistenten.
Points of Interest: Unter den POI versteht man Sonderziele wie Tankstellen, Supermärkte oder Hotels, die auf der Karte angezeigt werden. Das erspart unter Umständen lange Suchfahrten. Für Camper gehört zu den POI idealerweise auch eine Datenbank mit Stell- und Campingplätzen. Ist diese nicht ab Werk installiert, lohnt sich ein Navi, bei dem POI nachträglich aufgespielt werden können. So kann zum Beispiel die Stellplatzdatenbank von promobil nachgerüstet werden, die unter www.promobil.de/gps zu finden ist.
Bluetooth: Eine Bluetooth-Funktion ist für Navigationsgeräte mit abgespeckter Hardware eine wichtige Eigenschaft. Denn Bluetooth ist die Schnittstelle zum Smartphone des Fahrers. Bisweilen lassen sich moderne Verkehrswarnsysteme nur betreiben, wenn über das Handy eine Verbindung zum Internet besteht. Außerdem macht Bluetooth das Navigationsgerät auf Reisen zu einer Freisprechanlage mit Integration des Telefonbuchs vom Handy.
Die wichtigen Extras für Camper
Fahrzeugdaten: Maße und Gewicht machen Reisemobile zu Fahrzeugen, die sich nur schwer in eine Kategorie wie Auto oder Lastwagen einordnen lassen. Für die eine sind die Campingfahrzeuge zu groß, für die anderen zu klein und leicht. Bei der Wahl des Navis sollten Camper deshalb darauf achten, dass die Daten der Fahrzeugprofile individualisiert werden können. Lässt sich als Fahrzeug nur das Auto ohne spezifische Daten anwählen, schickt einen das Navi womöglich über schmale Straßen. Im Profil Lastwagen umgeht es dagegen Brücken, die für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen dicht sind. Deshalb ist es wichtig, dass Breite, Höhe, Länge und Gewicht des Reisemobils in den Fahrzeugdaten einprogrammiert werden können. Zudem sollte die Eingabemaske schnell auffindbar sein, was nicht bei jedem Hersteller zutrifft. Ausprobieren beim Händler lohnt sich an dieser Stelle genauso wie ein Check der Kartendarstellung.
Rückfahrkamera: Fest eingebaute Naviceiver haben fast immer einen Anschluss, mit dem sich eine Rückfahrkamera zuschalten lässt. Das ist einer der Vorteile, der für die sogenannten Doppel-DIN-Geräte spricht. Es gibt aber auch schon tragbare Navigationsgeräte, die über einen AV-Eingang den Betrieb einer Rückfahrkamera ermöglichen. Das Becker Transit 70 LMU pro oder das Travel Pilot von Blaupunkt zum Beispiel. Beide benötigen aber eine Kabelverbindung zur Rückfahrkamera. Wird das Navi dann mal in einem anderen Auto genutzt, fliegt das Kabelende lose im Fahrzeug rum. Deshalb ist bei tragbaren Navis immer eine Funk-Rückfahrkamera von Vorteil, wie sie bei Garmin mittlerweile verfügbar ist. Allgemein gilt es bei diesem Thema zu beachten, dass die Qualität der Kamera selbst sehr wichtig ist. Sie sollte ein scharfes Bild aufnehmen, auf dem die Ecken des Fahrzeugs und der Bereich unmittelbar dahinter gut erkennbar sind. Für eine gute Sicht bei Dunkelheit lohnt sich eine Nachtsichtfunktion. Besonders hilfreich sind Systeme, die auf dem Bildschirm Hilfslinien mit Entfernungen anzeigen.