Dieser Blitzer blitzt jedes Auto. Jedes!

Ein neuer Blitzer sorgt in Stuttgart für besonders viele Knöllchen. Seit Anfang Juli wurde nahezu jedes Auto geblitzt – und das sogar mit Recht. Sehen Sie selbst.
Autofahrer müssen sich an die neue Verkehrsführung und den Schilderwald am Bahnhofsplatz in Bad Cannstatt wohl erst noch gewöhnen. Wie sonst ist es zu erklären, dass der installierte Blitzer bei nahezu jedem Pkw auslöst? Binnen einer Stunde sind 51 von 53 Autos fotografiert worden. Und die Strafen sind saftig. Doch der Reihe nach!
Neue Verkehrsführung am Bahnhofsplatz
Wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet, möchte die Hauptstadt von Baden-Württemberg den Radverkehr stärken und fahrradfreundlicher werden. Dafür setzt die Stadt zunehmend auf sogenannte Fahrradstraßen. Sechs davon sind mittlerweile eingerichtet; die jüngste Maßnahme betrifft die Eisenbahn- und Bahnhofstraße in Bad Cannstatt.
Seit Juni ist die Strecke zwischen dem Kreisverkehr am Carré und der König-Karl-Straße vorrangig dem Radverkehr vorbehalten. Um den nötigen Raum zu schaffen, wurde die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge im Bereich Bahnhofsplatz unterbrochen. Autofahrende werden über die Südseite des Bahnhofs umgeleitet.
Mehrheit fährt unerlaubt durch
Erstmals setzt die Stadt zur Überwachung des Fahrverbots einen stationären Blitzer ein – in Fahrtrichtung vom Deckerkreisel zum Parkhaus Wilhelmsplatz. Damit soll die Einhaltung der neuen Regelungen konsequent kontrolliert werden. Die Kamera ist seit dem 30. Juni aktiv, eine kurze Kulanzzeit wurde eingeräumt.
Eine erste Polizeikontrolle zeigt: Viele Verkehrsteilnehmer ignorieren bislang die neue Verkehrsführung. Innerhalb einer Stunde wurden 53 Fahrzeuge überprüft, 51 davon befanden sich unberechtigt in der Fahrradstraße.
Regeln und Bußgelder auf der Fahrradstraße
In Fahrradstraßen haben Radfahrende sowie Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern Vorrang. Sie dürfen nebeneinander fahren. Der motorisierte Verkehr ist dort grundsätzlich nicht zugelassen – es sei denn, Zusatzschilder erlauben Ausnahmen, etwa für Lieferdienste, Anwohner, Busse, Taxis oder Menschen mit Schwerbehindertenausweis. Wichtig: Der Autoverkehr darf den Radverkehr weder behindern noch gefährden. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h.
Wer die Fahrradstraße ohne Berechtigung befährt, muss mit einem Verwarnungsgeld von 15 bis 30 Euro rechnen. Das unerlaubte Parken kann sogar 55 bis 100 Euro kosten. Auch zu schnelles Fahren wird geahndet.
Navigations-Apps noch nicht angepasst
Ein Problem: Viele Navigationsdienste leiten Autofahrende weiterhin über die Fahrradstraße. Deshalb gilt: Verkehrsschilder haben Vorrang – wer auf sein Navi vertraut, riskiert ein Bußgeld.