Seat Tarraco FR PHEV gegen Opel Grandland X Hybrid4
Die neuen Plug-in-Hybridversionen vom Seat Tarraco und dem Opel Grandland X wollen mit bis zu 300 PS beim Kunden landen. Die Preise von rund 50.000 Euro sind allerdings ganz schön gesalzen. Wir vergleichen.
Seat und Opel elektrifizieren ihren Tarraco beziehungsweise Grandland X. Vorerst aber nicht vollständig. Soll heißen, die beiden SUVs bekommen einen neuen Plug-in-Hybridantrieb verpasst, der für rund 50 lokal emissionsfreie Kilometer sorgt. Wir zeigen, worin sich die beiden Kontrahenten unterscheiden.
Duell der reinen Fünfsitzer
Der Seat Tarraco basiert auf der MQB-A2-Plattform des Konzerns und ist das Flaggschiffmodell des spanischen Herstellers. Der mit konservativem Antrieb auf Wunsch mit sieben Sitzplätzen ausgestattete SUV kommt als Plug-in-Hybrid ausschließlich mit fünf Sitzen daher. Er misst 4.735 mm in der Länge, 1.839 mm in der Breite (mit Spiegeln 2.118 mm), und 1.658 mm in der Höhe (mit Reling 1.674 mm). Sein Radstand beträgt 2.790 mm, sein Kofferraumvolumen zwischen 610 und 1.770 Liter. Letzteres ist somit 150 Liter geringer, als bei seinen fünfsitzigen Brüdern mit Verbrennermotoren.
Im direkten Vergleich mit dem fünfsitzigen Opel Grandland X Hybrid4 gewinnt der Spanier in nahezu jeder Abmessungskategorie. Der 1.875 Kilogramm schwere Rüsselsheimer (350 Kilogramm Zuladung) ist mit 4.477 mm genau 258 mm kürzer, 49 mm niedriger (1.609 mm), mit Spiegeln 20 mm schmaler (2.098 mm) und verfügt über einen um 115 mm kürzeren Radstand als der Seat. Lediglich in der Fahrzeugbreite ohne Spiegel hat der Opel stolze 67 mm mehr zu bieten. Der Kofferraum des Opel fasst zwischen 390 und 1.528 Litern Gepäck. Das sind 220 sowie 242 Liter weniger als beim Seat. Im Vergleich zu seinen Verbrenner-Brüdern muss der Hybrid-Kunde bei Opel einen Gepäckraum-Literverlust von insgesamt 124 Litern verkraften.
Schon auf den ersten Blick ist klar, dass der Seat auf Grund seiner Längenvorteile mehr Platz für Gepäck bietet, als sein kürzerer Konkurrent. Ob sich der Breitenvorteil des Opel auf den Komfort auswirkt, klären wir jetzt.
Hinein ins Vergnügen – oder nicht?
Im Innenraum fühlt sich der Seat enger an, als er aussieht. Ein Grund sind die schmalen, elektrisch verstellbaren Sportschalensitze mit Memory-Funktion. Alleine die Vordersitze lassen ungefähr zehn Zentimeter Platz zur Tür. So richtig zu verstehen ist das nicht. Die Sitzhöhenverstellung ist nicht auf allzu große Fahrer vorbereitet: Ab 1,95 Meter bleibt zwischen Frisur und Dachhimmel kaum noch Platz, tiefer stellen geht nicht. Für durchschnittlich große Fahrer dürfte die erhöhte Sitzposition aber vorteilhaft, wenn nicht sogar Kaufargument sein.
Das längs- und höhenverstellbare Sportlenkrad mit FR Logo ist angenehm kompakt und nicht mit zu vielen Schaltern überfrachtet. Die Pedale sind in Aluminium ausgeführt. 9,2 Zoll groß ist der berührungsempfindliche Bildschirm des neuen Infotainmentsystems auf der Mittelkonsole. Das 10,2 Zoll große, komplett digitale Cockpit lässt sich mithilfe der Dreh- und Druckknöpfe am Lenkrad bedienen. Der Qualitätseindruck der verbauten Materialien bietet keinen Grund zu Meckern. Warum auch, ist der Plug-in-Spanier ausschließlich in der FR-Ausstattungsvariante erhältlich. Neben den Sportsitzen zählen breitere Radkästen, ein sportlicher Dachspoiler, FR Kühlergrill und FR typische 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, die es auch optional im Format 20 Zoll gibt, dazu. Abgerundet wird die FR-Variante von der neuen Lackierung „Fura Grau“.
Vorteil genutzt
Die großen Türen des Opel öffnen weit und schließen satt. Der Einstieg gelingt SUV-typisch locker aus der Hüfte, aufrecht sitzen Fahrer und Beifahrer vor einem übersichtlichen Cockpit. Die Instrumententafel besteht aus einem Stück und ist komplett geschäumt: hartes Plastik und störende Fugen Fehlanzeige. Wen wundert es, gibt es den Plug-in-Hybriden nur in den beiden (plus Business-Version) höchsten Ausstattungsvarianten. Dazu gehören ein unten abgeflachtes Lederlenkrad mit Schaltwippen und ein spezifischer Schalthebel. Platz haben die Passagiere reichlich, die Vordersitze sind weitläufig einstellbar und in der höchsten Ausstattungsvariante auch beide von der „Aktionsgemeinschaft Gesunder Rücken e.V.“ zertifiziert.
Der Qualitätseindruck ist gut, die Übersicht mäßig. Vor allem nach schräg hinten stellt sich die übermäßig breite D-Säule massiv ins Blickfeld, da hilft auch das schmale, dritte Seitenfenster nicht. Eher schon die Rückfahrkamera. Das serienmäßige Acht-Zoll-Touchscreen-Farbdisplay inklusive Navigationssystem und speziellem Hybrid-Menü komplettiert das hochwertige Interieur. Außen ist der Plug-in-Opel an seiner optional schwarzen Motorhaube und dem schwarzen Dach sowie speziellen 19 Zoll-Leichtmetallrädern in BiColor zu erkennen. Außerdem ist ein Trailer Assist bestellbar, der das Rangieren mit Anhänger erleichtert.
Weder Längen- noch Radstandsvorteil des Seat Tarraco schaffen es für einen signifikanten Gewinn in puncto Sitzkomfort zu sorgen. Hier stiehlt der „kleinere“ aber breitere Opel dem Seat die Show. Aber wie schaut es mit den Antrieben aus?
Plug-in-Hybride dürfen auch gut motorisiert sein
Über eine Systemleistung von 245 PS und 400 Newtonmeter können sich die Besitzer des 217 Kilometer pro Stunde schnellen Seat Tarraco FR PHEV freuen. Nach 7,4 Sekunden liegt Tempo 100 an. Verantwortlich für diese Leistungsdaten sind ein 1,4 Liter großer TSI-Benzinmotor mit 150 PS und ein Elektromotor vorn mit 85 kW, die ihre Leistung ausschließlich an die Vorderräder abgeben. Ja, den Halbstromer-Tarraco gibt es nur mit Frontantrieb. Das Batteriepaket bietet eine Speicherkapazität von 13 Kilowattstunden und soll für knapp 50 Kilometer rein elektrischen Fahrens reichen. Den Verbrauch gibt Seat mit 18,5 kW/h auf 100 Kilometern sowie 1,9 Litern Benzin auf 100 Kilometern an. Der CO2-Ausstoß beträgt 43 Gramm pro Kilometer. Noch nicht kommuniziert ist die Art und Weise, mit welcher Ladeleistung der Kunde die vorn links platzierte Ladebuchse nutzen kann.
Anders sieht es beim Opel aus, der gleich über zwei Elektromotoren à 80 kW aufwartet – einer an der Vorder-, der andere an der Hinterachse. Mithilfe eines Mennekes Stecker lässt sich die Batterie mit 3,3 kW laden. Gegen 500 Euro Aufpreis schafft das System auch 6,6 kW. Doch fast schon wichtiger ist die im Vergleich zum Seat deutlich höhere Systemleistung von 300 PS und 450 Newtonmetern. Neben den beiden E-Motoren sorgt ein 1,6 Liter großer und 200 PS starker Vierzylinder-Turbobenzinmotor in Kombination mit einem Acht-Stufen-Automatikgetriebe für mächtig Vortrieb. Bei Bedarf, dank des elektrischen Allradantriebs, auch über alle vier angetriebenen Räder. Die elektrische Reichweite beträgt bis zu 61 Kilometer. Seinen Verbrauch gibt Opel mit 1,4 Litern Benzin auf 100 Kilometern an. Der CO2-Ausstoß beträgt 33 Gramm pro Kilometer.
Auch ohne vorliegende Fahrleistungs-Daten beim Opel Grandland X Hybrid4 dürfte angesichts der technischen Daten klar sein, dass er seinen spanischen Kontrahenten sowohl beim Ampelstart, als auch bei der Höchstgeschwindigkeit abhängen dürfte.
Leistung und Technik haben ihren Preis
Kurz gesagt: Seat hält mit dem Preis für seinen Tarraco FR PHEV noch hinterm Berg. Die aktuell teuerste Verbrennerversion, der 2.0 TDI mit Allradantrieb in der höchsten Ausstattungsvariante schlägt mit 44.230 Euro zu Buche. Der 150 PS starke 1,5 Liter große TSI-Antrieb kostet aktuell 33.880 Euro. Nimmt man die Preispolitik der Konkurrenz als groben Richtungsweiser, ist mit einem E-Aufpreis zum verbauten Benzinmotor von ungefähr 15.000 Euro zu rechnen. Allerdings hat die dann zwei E-Motoren und Allradantrieb zu bieten. Sprich: Der Einstiegspreis für den neuen Seat Tarraco FR PHEV könnte irgendwo zwischen 45.000 und 49.000 Euro liegen.
Wie bereits erwähnt, legt Opel fast 15.000 Euro auf den E-Motor-losen 1.6 Benziner-Preis derselben Ausstattungsvariante oben drauf. Aktuell ist der Allradler als umfangreich ausgestattete Business Edition schon für 49.940 Euro bestellbar. In der Innovation-Ausstattung kostet der Grandland X Hybrid4 ab 51.165 Euro. Die Ultimate-Version kostet ab 53.830 Euro.