Verstappen will faire Behandlung
Donnerstag ist die Ruhe vor dem Sturm. Wir checken die zehn Teams auf Neuigkeiten ab. Während Max Verstappen die unfaire Behandlung von den Sportkommissaren beklagt, versucht Lewis Hamilton Ruhe in das WM-Duell zu bringen.
Donnerstag ist der PR-Tag vor einem Grand Prix. auto motor und sport stöbert für Sie im Fahrerlager Geschichten und Gerüchte auf. Wir fragen bei den Ingenieuren nach, was neu am Auto ist und bei den Fahrern, wie sie das Rennen einschätzen. Hier ist unser Streifzug durch die zehn Garagen.
Mercedes
Nach nur einer Woche hat Mercedes seinen umstrittenen Sponsorvertrag mit der irischen Baumittel-Firma Kingspan wieder aufgelöst. Das könnte rekordverdächtig sein. Gerüchte sagen, dass es sich um ein Geschäft über zehn Millionen Dollar gehandelt haben soll. Der Titelverteidiger kann sich Abu Dhabi gleich doppelt entschädigen. Valtteri Bottas stellt klar: "Wir sind auf beide WM-Titel aus." Sein Rückblick auf fünf Jahre Mercedes. "Mein Ziel den WM-Titel zu gewinnen habe ich nicht erreicht. Aber ich habe mich als Fahrer entwickelt."
Lewis Hamilton und Mercedes könnten am Sonntag Geschichte schreiben. Für Mercedes wäre es der achte Titel in Folge, für Hamilton der achte insgesamt. "Das ist unbekanntes Terrain für uns beide", gibt Hamilton zu. Beide Titelkandidaten verbrachten Tage vor dem großen Showdown in Dubai. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Keiner wirft den Fehdehandschuh in den Ring. "Mich interessieren die ganzen Nebengeräusche nicht. Wir hatten zuletzt einen guten Lauf. Das wollen wir fortsetzen. Alles andere können wir nicht kontrollierren." Die Ankündigung von FIA-Rennleiter Michael Masi, dass die Sportkommissare bei unsportlicher Fahrweise Punkte abziehen könnten, sieht Hamilton nicht als Provokation: "Das war doch schon immer so. Das ist keine neue Regel."
Valtteri Bottas ist guter Dinge, dass er am Sonntag sein eigenes Rennen fahren darf. "Für Lewis spielt es keine Rolle, ob er gewinnt oder nicht. Er muss nur vor Max bleiben. Und für die Konstrukteurs-WM ist die Reihenfolge im Team egal."
Ferrari
Ferrari geht mit 38,5 Punkten Vorsprung auf McLaren in die Schlacht um den dritten Platz. Das kann man eigentlich nicht mehr verlieren. Carlos Sainz hat dem hochgelobten Charles Leclerc einen großen Kampf geboten. Der Spanier fuhr bereits in seiner ersten Ferrari-Saison auf Augenhöhe mit einem der größten Formel 1-Talente. "Die schwierigste Aufgabe war, mich schnell in mein neues Team einzuleben und den Speed des Autos zu treffen. Ich gaube, das habe ich ganz gut geschafft."
Sainz sieht das WM-Duell als Glücksfall für den Motorsport. "Ich habe mir am Sonntagabend in Saudi-Arabien noch einmal das ganze Rennen angeschaut, weil ich sehen wollte, worüber sich die Leute da aufgeregt haben. An dem Rennen hat man gesehen, wie viel in diesem WM-Duell steckt, wie gut die beiden fahren. Ich finde es nicht schön, dass der Kampf in den sozialen Medien so polarisiert. Es ist ein Duell auf höchstem Niveau."
Red Bull
Max Verstappen hat den GP Abu Dhabi vor einem Jahr überlegen gewonnen. Doch diesmal erwartet ihn eine völlig neue Strecke. Schneller und 273 Meter kürzer. Red Bull-Teamchef Christian Horner befürchtet: "Das hilft Mercedes." Verstappen sieht wie in Saudi-Arabien den Schlüssel in einem guten Trainingsresultat: "Der Startplatz wird enorm wichtig sein." Sergio Perez will sich noch nicht festlegen, wem die modifizierte Strecke mehr nutzt: "Das ist auf dem Papier hart zu beurteilen. Eines aber ist sicher: Es wird die Qualität der Rennen verbessern."
Nach dem GP Saudi-Arabien fragt man sich, wer am Wochenende der größere Gegner sein wird: Lewis Hamilton oder die Sportkommissare. Verstappen fühlt sich ungerecht behandelt: "Andere Fahrer machen das gleiche wie ich, bekommen aber keine Strafe. Nicht mal eine Verwarnung. Das ist nicht fair." Der Holländer will an seiner harten Fahrweise nichts ändern: "Ich verstehe die Strafen von Saudi-Arabien nicht. Weder die erste, noch die zweite. Ich habe meiner Meinung nichts falsch gemacht. Bei anderen Fahrern wird das toleriert. Deshalb sehe ich nicht ein, dass ich etwas anders machen sollte."
Aston Martin
Kaum zu glauben, aber wahr: Lance Stroll fährt seinen 100. Grand Prix. "Ich würde das Jubiläum gerne mit ein paar Punkten zum Saisonabschluss feiern", hofft der Kanadier und betet, dass ihm nicht das gleiche passiert: "In der Aero-Spezifikation von Saudi-Arabien waren wir extrem langsam auf den Geraden. Dort haben wir die meiste Zeit verloren."
Sebastian Vettel erwartet ein völlig neues Yas Marina-Gefühl. "Mit den Änderungen ist es eine völlig neue Strecke geworden. Die Rundenzeiten werden viel schneller sein." Der vierfache Weltmeister Vettel zieht vor einem möglichen achtfachen Weltmeister Lewis Hamilton den Hut, stellt aber eines klar: "Mein persönlicher Held wird immer Michael Schumacher bleiben, egal wie viele WM-Titel Lewis gewinnt."
Williams
George Russell verabschiedet sich nach drei Jahren von Williams. "Ich werde diesem Team ewig dankbar sein. Sie haben mir meine erste Chance gegeben und mir geholfen, mich zu einem besseren Fahrer zu machen." Nicholas Latifi sah sein zweites Jahr bei Williams als Lehrstunde: "Ich habe gelernt, flexibel zu sein, mich an das Auto anzupassen, wenn es nicht so funktioniert wie man will."
Alpine
Teamchef Laurent Rossi sagt es klipp und klar: "Der fünfte Platz ist nicht das Ergebnis, das wir wollten. Aber es ist unter den Umständen das Resultat, das wir jetzt absichern müssen. Der Punktevorsprung auf Alpha Tauri sieht komfortabel aus, doch diese Saison hat uns gelehrt, dass es nur ein Rennen braucht, um so etwas auszulöschen." Fernando Alonso hat eine gespaltene Beziehung zu dem Yas Marina Circuit. Er hat ihn 2010 den WM-Titel gekostet, weil er das ganze Rennen hinter Vitaly Petrov festhing. Logisch, dass er sich mehr Überholmanöver mit dem Umbau wünscht: "Ich finde, dass die Rennstrecke, auf der das Finale stattfindet, gute Möglichkeiten für Überholmanöver bieten sollte."
Alonso liegt ein Rennen vor Schluss zwei Überholmanöver hinter Vettel. Der Spanier scherzte; "Ich sollte von der Boxengasse starten um das noch aufzuholen." Sein WM-Gegner Pierre Gasly ermutigte ihn: "Ja, das finde ich eine gute Idee." Der zweifache Weltmeister Alonso hat eine klare Meinung, an wen die WM-Titel gehen sollten: "Mercedes hatte in letzter Zeit das bessere Auto. Deshalb verdienen sie den Konstrukteurs-Titel. Fahrer-Weltmeister sollte Max werden. Er fährt zur Zeit eine Stufe über uns allen. Die Qualifikationsrunde in Jeddah war wirkliches was ganz spezielles. Das war nicht der Red Bull, das war allein Max."
Alpha Tauri
Pierre Gasly hat zum ersten Mal in seiner Karriere die 100-Punkte-Marke geknackt. Es ist ein Testament für eine großartige Saison. Der Franzose hofft, dass er im letzten Rennen dieser Ära noch einmal in die Top Ten fahren kann. "Letztes Jahr hat es mit dem achten Platz hier in Abu Dhabi funktioniert." Sein Fazit: "2021 war meine beste Formel 1-Saison." Yuki Tsunoda fordert von sich nach den Erfahrungen von Saudi-Arabien: "Ich muss geduldiger werden, hätte Vettel nicht sofort angreifen sollen." Trotzdem meint der Japaner: "Mit dem Speed bei den letzten Rennen bin ich zufrieden."
HaasF1
Mick Schumacher und Nikita Mazepin müssen auf ihre Autos aufpassen. Haas hat nach den Unfällen von Saudi-Arabien nur noch zwei intakte Chassis. Ein weiterer großer Unfall oder ein Ritt zu aggressiv über die Kerbs in den Kurven 5, 9, 15 und 16 könnte das Ende des Wochenendes bedeuten.
McLaren
Daniel Ricciardo hofft, dass die neue Streckenführung die Qualität der Rennen verbessert, sprich mehr Überholmanöver erlaubt. Hier sind die Zahlen der letzten vier Jahre: 2017 waren es 15, 2018 (25), 2019 (31), 2020 (32). Bei der Premiere 2009 waren es übrigens nur vier. Lando Norris setzt seine Hoffnungen in die Erfahrung aus dem letzten Jahr. "Da war Abu Dhabi eine unserer stärkeren Rennstrecken. Mal schauen, ob das auf für den umgebauten Kurs gilt."
Alfa Sauber
Für Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi ist der GP Abu Dhabi ein Abschiedsrennen. Räikkönen beendet nach 350 GP-Starts die längste GP-Karriere aller Zeiten. Giovinazzi verabschiedet sich in die Formel E. Der dienstälteste Formel 1-Fahrer will sein letztes Rennen angehen wie sein erstes. "Als wäre es ein ganz normaler Grand Prix. Ich weiß aber, dass es sich anders anfühlen wird, wenn ich über die Ziellinie fahren werde. Weil es das letzte Mal sein wird und damit ein Kapitel meines Lebens zu Ende geht." Von Traurigkeit keine Spur: "Es ist gut, dass es jetzt zu Ende geht. Ich freue mich auf mein neues Leben." Giovinazzi nimmt sich vor sich mit WM-Punkten zu verabschieden: "Ich will zeigen, dass ich bis zum Schluss kämpfe." Der Italiener glaubt an eine Rückkehr: "Für mich ist es nicht wie bei Kimi das letzte Formel 1-Rennen meiner Karriere. Ich will daran glauben, dass ich noch einmal zurückkomme."