Camper-Paradies
Mit dem Ford Nugget Active auf einen Sprung nach Norditalien – und zwar nicht nur zu Zielen, die jeder kennt. Lohnende Stopps an Orten, an denen die meisten auf der Autostrada nur vorbeifahren.
Auf ein "Tschelato" nach "Maltschesine", das kann ja jeder. Der Gardasee ist seit Jahrzehnten des Deutschen liebstes Camper-Ziel. Und ja: Dagegen, den bis zu 346 Meter tiefen Gebirgssee als Ziel einer Reise auszumachen, spricht rein gar nichts. Aber gerade mit einem kompakten Campingbus ist vielmehr der Weg das Ziel. Tisch, Stühle und Markise sind eins, zwei, fix auf- und auch wieder abgebaut – da drängt es sich förmlich auf, immer nur kurze Zeit an einem Ort zu bleiben, die schönen Dinge der Umgebung zu erkunden und dann wieder ein paar Kilometer weiterzuziehen. "Roadtrip", würden viele sagen, aber das verbindet man eher mit den USA oder anderen Fernzielen. Warum macht eigentlich kaum jemand einen Roadtrip direkt vor der Haustür, haben wir uns gefragt.
Da hilft nur eines: Finden wir es heraus. Nach Norditalien sollte die Reise dann doch gehen, aber neben dem Lago di Garda muss es da ja noch ein paar andere reizvolle Seen geben, oder? Wir starten unsere Tour also am Reschensee, nachdem wir über den gleichnamigen Pass angereist waren. Danach zieht es uns durch das Vinschgau nach Meran und von dort auf die Südtiroler Weinstraße. Nach Süden arbeiten wir uns bis Mezzocorona vor, wo wir nach Westen in die Berge abbiegen. Dort liegt wunderschön eingebettet der Lago di Molveno. Ein echter Geheimtipp, der sich definitiv zu erkunden lohnt. Von dort aus geht es wieder hinunter ins Tal und an der Sarca entlang auf den Gardasee zu.
Den Nugget gibt es seit fast 40 Jahren
So viel also zur groben Routenplanung, fehlt nur noch ein geeignetes Reisemobil. Und hier kommt Ford zu Hilfe, denn seit fast 40 Jahren bauen die Kölner in Kooperation mit dem Campingspezialisten Westfalia den Nugget. 1986 rollte das erste Modell auf die Straßen und wurde über die Generationen seines Basismodells stets weiterentwickelt. Das aktuelle Resultat ist ebenjener Nugget Active, mit dem wir die nächsten Tage unterwegs sein werden. In 940 Euro teurem "Magnetic Metallic" fährt er vor, dazu passt ganz hervorragend der dunkle, L-förmige Küchenausbau der Active-Ausstattung. Neben der widerstandsfähigen Outdoor-Beplankung für Radläufe und Unterboden gehört auch ein speziell abgestimmtes Fahrwerk dazu. Jenes beinhaltet in der Serie 17-Zoll-Alufelgen, doch unser Testwagen hat die 714 Euro teure 19-Zoll-Variante verbaut. Ebenfalls im Active-Paket serienmäßig: ein Navigationssystem als Teil des 13 Zoll messenden Multifunktionsdisplays und die beheizbare Rücksitzbank, die auch im Liegemodus funktioniert. Grundpreis für die Variante mit dem von uns gefahrenen langen Radstand: 88.001 Euro. Doch dabei bleibt es natürlich nicht: Ein sehr praktisches Extra ist die zweite Schiebetür auf der linken Seite, die adaptiven Matrix-LED-Scheinwerfer helfen nachts auf engen Sträßchen, und der Fahrradträger für die Heckklappe sorgt für Velo-Mobilität. Für 2.995 Euro lässt sich zudem eine PV-Anlage für das Aufstelldach bestellen, womit der Nugget auch ohne Zeltplatz lange autark stehen kann.
Aber nun genug von der Vorstellung, schließlich stehen wir längst am Reschensee und bewundern den ikonischen Kirchturm im Wasser, der – wie man sich vielleicht denken kann – eine unschöne Geschichte hat. Wo ein Kirchturm steht, gab es meist auch mal ein Dorf drum herum. Und genauso war es auch hier: 1950 wurden die Bewohner von Altgraun und Reschen gegen ihren Willen umgesiedelt, und der heutige Reschensee wurde aufgestaut. Er versorgt das Speicherkraftwerk Glurns.
Weiter geht es durch das Vinschgau, wo uns in ebenjenem Ort Glurns ein terrakottafarbener Quader ins Auge fällt. Was es damit auf sich hat? Kleine Überraschung: Hinter dem ungewöhnlichen Gebäude verbirgt sich die Whisky-Brennerei Puni. Das hatten wir in dieser Ecke Europas nun wirklich nicht erwartet, zumal die Region eher für ihren Wein- und Obstanbau bekannt ist. Na, wenn das nicht gleich ein erster interessanter Anlaufpunkt für den kommenden Morgen ist, denn der anvisierte Campingplatz liegt nur eine Viertelstunde zu Fuß von der Brennerei entfernt.
Am Campingpark Gloria Vallis angekommen, werden wir herzlich empfangen und sind direkt erstaunt über den quasi makellosen Zustand des Platzes. Echter Rasen überall, alte Bäume, gepflegte Pflanzen und Hecken – das sieht man als Gelegenheitscamper nicht alle Tage. Die letzten drei Jahre sei man zu einem der besten Plätze in ganz Italien gewählt worden, bekommen wir mit merklichem Stolz erklärt. Der Premium-Terrassenplatz kostet jetzt in der Nebensaison (14. April bis 23. Mai) 57 Euro. Wir rangieren den Nugget dank Kamera völlig problemlos rückwärts hinein, und siehe da: Der Platz hat sogar eine kleine Zusatzfläche hinter dem Bus, um die Heckklappe bequem öffnen zu können. Schnell den Klapptisch aus der rechten Schiebetür aufgebaut, die Stühle aus der Heckklappe geholt, und schon sind wir bereit für die erste Marende – eine regionale Brotzeit, bestehend aus Schüttelbrot (eine Art Knäckebrot mit Anis), Schinken oder Salami und Almkäse. Die Markise spendet derweil Schatten, das Aufstelldach Stehhöhe in der Küche.
Von edlen Bränden und Apfelblüte
Am nächsten Morgen stehen wir Punkt 10 Uhr vor jenem Quader, der – wie wir später erfahren werden – alten Getreidespeichern in der Region nachempfunden ist. Die Fassade dient jedoch nur als Exoskelett für den modernen Glasbau darunter, der eine Single-Malt-Brennerei inklusive zweier, in Schottland von der Spezialfirma Forsyths eigens hergestellter Kupferbrennblasen beherbergt. Seit 2012 wird hier Italiens erster Single Malt gebrannt und auch in der Region gelagert.
Probieren können wir aber leider nichts, denn heute haben wir noch reichlich Strecke vor uns. Das nächste Ziel lautet: Meran. Die Stadt hat rund 40.000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt Südtirols. Direkt an der Passer gelegen, lockt Meran mit zahlreichen kleinen Cafés am Fluss, einer traumhaften Altstadt und unter Erkern verborgenen Geschäften. Südlich von Lana locken mit der Gaulschlucht und dem Knottnkino zwei reizvolle Wanderrouten (siehe Reisetipps), bevor wir zu unserem zweiten Nachtstopp auf dem Campingplatz Gretl am See in Kaltern eintrudeln. Der Kalterer See selbst ist so etwas wie der zentrale Punkt der Südtiroler Weinstraße, die über Eppan, Tramin und Margreid bis hinunter nach Salurn führt.
Am kommenden Morgen und nach einer weiteren bequemen Nacht auf der großen, tellergefederten Matratze im Aufstelldach des Nugget geht es weiter in Richtung Süden. Über Serpentinen, die der 170 PS starke Zweiliter-Diesel des Ford mühelos hinter sich lässt, führt der Weg hinauf zum Lago di Molveno. Eingebettet zwischen malerischen Bergketten, lohnt sich hier ebenfalls eine kleine Pause, bevor es entlang der Sarca und vorbei an den Örtchen Dro und Arco weiter zum Gardasee geht. Von Torbole sind es jetzt nur noch rund 45 Kilometer auf der Gardesana Orientale bis zum Ziel Bardolino. Dort steht noch ein Abstecher in die Cantina F.lli Zeni auf der Wunschliste. Das traditionelle Weingut besteht seit 1870 und lockt mit einem kostenlosen Weinmuseum sowie einem großen Probierbereich. In dem lassen sich viele der hauseigenen Weine vor dem Kauf verkosten. Für den letzten Stopp dieses Ausflugs geht es wieder ein paar Kilometer nach Norden auf den Camping Baldo bei Brenzone.
Und hier lassen wir unsere Norditalien-Reise mit dem Ford Nugget Active nun entspannt ausklingen und genießen noch mal alle Annehmlichkeiten unseres Reisebegleiters. Eine voll ausgestattete Küche mit zwei Gasflammen, eine Spüle mit 53-Liter-Frischwassertank und sogar eine Außendusche. Was will man mehr? Ach ja: diesen Blick auf den See wie auf dem Bild rechts. Sind wir eben doch wieder am Gardasee gelandet – des Deutschen liebstes Camper-Ziel.